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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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katzenartige Geschöpf mit dem bohrenden Blick. Eine Frau, die ein derart tollkühnes Unterfangen ersonnen und ausgeführt hatte, würde sich nicht von ein paar Worten beeindrucken lassen.
    Stattdessen schaute sie sich in dem Kellerraum um. Mit etwas Mühe hob sie dann den langen Tisch an und zog ihn weit genug von der Bettstatt fort, da sie sich auf die Platte setzen wollte. »Dachten Sie, ich wäre entsetzt und würde davonlaufen, nur weil Sie von einer Mätresse sprechen?«
    »Nein.« Er sah, wie sie den schweren Tisch anhob, und erkannte, dass sie trotz ihrer schlanken Erscheinung recht kräftig war. »Sie wenden nicht das Gesicht ab und geben keinen Laut der Empörung von sich.«
    »Jede Frau weiß, dass Männer wie Sie eine Mätresse haben.« Endlich schien sie mit der neuen Position des Tischs zufrieden zu sein und klopfte sich den Staub von den Händen. »Auch Miss Victorine weiß, dass Sie eine Mätresse haben.«
    »Aber Miss Victorine würde so tun, als wüsste sie nichts von solchen Dingen. Und ganz gewiss würde sie das Wort >Mätresse< nicht in den Mund nehmen. Sie ist eben eine Dame.« Er achtete genau darauf, welche Wirkung diese unverhohlene Beleidigung bei Amy hinterließ.
    Doch das schien sie nicht im Geringsten anzufechten. »Das ist sie wahrlich.«
    »Sie hingegen sprechen vielleicht wie eine Dame, sind aber vom wirklichen Leben nicht verschont worden. Während ich mich mit Ihnen unterhalte, erfahre ich eine Menge über Sie.«
    »Wie meinen Sie das? Warum sollten Sie sich die Mühe machen, etwas über mich zu erfahren?« Sie war beunruhigt, beinahe entrüstet.
    Er setzte sich langsam auf und ließ ihr Zeit, ihn eingehend zu betrachten, um ihr zu verdeutlichen, wie viel größer er war. »Wenn ich wieder frei bin, Sie festnehmen lasse und zu Ihrer Hinrichtung geleite, möchte ich wissen, was für eine Frau Sie sind. Dann kann ich diese Art Frauen in Zukunft meiden.«
    Es fiel ihm schwer, zu beurteilen, ob die Erwähnung ihrer Festnahme oder die Androhung der Todesstrafe sie einschüchterten. Die gelassene Miene, die sie aufsetzte, verriet Selbstvertrauen - oder gefährliche Dummheit. Aber er befürchtete, dass sie keineswegs dumm war. »Ich kann Ihnen versprechen, dass Sie keine zweite Frau treffen werden, die so ist wie ich.«
    »In Ihrer Vorstellung halten Sie sich also für einzigartig?« Sie faszinierte ihn mehr und mehr. Die meisten Damen, die er kannte, unternahmen alles, um sich der tonangebenden Masse anzugleichen.
    »Ich stelle mir nichts vor. Die Vorstellungskraft ist ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann.«
    Aha. Demnach hielt sie sich für pragmatisch. Und sie war ausgesprochen jung für eine derartig nüchterne Sicht der Dinge. »Meine Vorstellungskraft ist äußerst lebendig, wenn ich Sie ansehe.«
    »Malen Sie sich gerade aus, wie ich gehängt werde, Mylord?«
    »Nein, ich stelle mir vor, Sie wären meine Mätresse.« Er lachte laut, als er sah, auf wie viel sichtbare Ablehnung er mit diesen Worten stieß - und doch hatte er das Gefühl, dass ihr Blick für den Bruchteil einer Sekunde zu ihm gehuscht war, um auszuloten, wie ernst er seine Bemerkung gemeint hatte.
    Er war ein Mann, und sie war eine Frau. Sie waren allein, hatten keine Anstandsdame dabei und sprachen über Dinge, die die Herren und Damen von Stand nicht erörtern würden. Ganz gleich, wie groß ihre gegenseitige Abneigung war, zwischen ihnen gab es eine versteckte Anziehungskraft -und er wusste, dass dieser Funke mit den entsprechenden Maßnahmen zu einem Flächenbrand werden könnte.
    Die Frage war nur: War sie sich dieser Dinge bewusst? Er wusste es nicht. Sie war keine gewöhnliche Mätresse, aber auch keine einfache Bedienstete. Eine richtige Dame von Stand war sie aber auch wieder nicht. Sie entzog sich seinem Urteilsvermögen, da er sich nie die Mühe gemacht hatte, die Frauen zu verstehen.
    Vom ersten Moment an, als er sein gesellschaftliches Debüt gab, lagen ihm die Damen und die Opernsängerinnen zu Füßen. Keiner der Frauen kam es in den Sinn, ihr eigenes Verlangen oder die eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen. Wenn er Ruhe brauchte, nahmen sie sich zurück, wenn ihm der Sinn nach Musik stand, erfreuten sie ihn mit Gesang. Die Damen verfolgten immer dasselbe Ziel - sie wollten ihm gefallen und ihn zufrieden stellen.
    Jetzt indes hatte er es mit einer Frau zu tun, die ihm Rätsel aufgab. Und sie hatte ihn bereits überlistet.
    Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Er musste sie mit

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