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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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von heute Morgen, von Bests Backstube aus Settersway.«
    »Ich möchte aber keins von diesen Brötchen.« Er ließ sich seine Verstimmung deutlich anmerken. »Ich will hier raus!«
    »Aber das geht noch nicht.« Sie setzte sich auf die Armlehne des Stuhls und bemühte sich, ganz entspannt zu wirken. Dabei fiel ihr das Atmen schwer. »Trinken Sie etwas Tee, solange er noch heiß ist.«
    Er schenkte dem Tablett keine Aufmerksamkeit und sah Amy argwöhnisch an. »Warum können Sie mich nicht freilassen?«
    »Weil Ihr Herr Onkel das Lösegeld nicht zahlen will.«
    »Was?«
    Bei seiner hitzigen Frage wäre sie beinahe von der Lehne gerutscht.
    »Ihr Onkel will das ...«
    »Ja doch, ich bin nicht taub.« Er stand auf, beugte sich bedrohlich über den Tisch und starrte sie unentwegt an. »Und Sie erwarten, dass ich Ihnen das abnehme?«
    »Warum sollte ich Sie in diesem Punkt anlügen?« Allmählich stieg die Wut in ihr hoch. Amy spürte schon ein Kribbeln auf ihrer Haut, ein Gefühl, das sich immer dann einstellte, wenn sie aufgeregt war. Aus einem unerfindlichen Grund mochte sie es, wenn der Marquess erregt war und die Stimme erhob. Wenn der Zorn in ihm brodelte, setzte ihr Herz einen Schlag aus. Ein Kribbeln lief ihr über die Kopfhaut. Diese seltsamen Regungen gestand sie sich selbst nur widerwillig ein, konnte sie aber nicht leugnen. »Sie benehmen sich unmöglich. Glauben Sie etwa, ich will Sie auch nur eine Minute länger als nötig hier festhalten?«
    »Ich hatte den Eindruck, dass Sie es genießen, einen Mann meines Standes in Ihrer Gewalt zu haben. Es macht Ihnen doch Spaß, mich als Prügelknabe für all die Männer zu missbrauchen, die sich Ihnen gegenüber respektlos benehmen und Ihnen nicht die Anerkennung zollen, die Sie Ihrer Meinung nach verdienen.« Er ging zwei Schritte, bis die Länge der Kette ausgereizt war, und seine Muskeln spannten sich wie bei einer Raubkatze, die auf der Jagd ist. In gewisser Weise ähnelte er dem Kater, der sich inzwischen von einem Möbelstück zum anderen geschlichen hatte und Amy und Jermyn nun argwöhnisch beäugte. »Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber Ihr absurdes Vorhaben war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.«
    »Aha, Sie denken also, der Plan sei gescheitert? Glauben Sie wirklich, ich setze eine Lüge über das Lösegeld in die Welt, weil ich Sie aus reiner Boshaftigkeit noch ein wenig langer hier festhalten will?« Als er nicht antwortete, fuhr sie fort: »Beides ist nun einmal nicht möglich. Entweder weigert sich Ihr Onkel, das Lösegeld zu zahlen, weil er die Summe nicht aufbringen kann ...«
    »Das ist doch absurd!«
    »Oder ich spiele ein Spielchen, in dem nur Sie und ich Vorkommen. Und im Verlauf dieses Spielchens weide ich mich an dem Anblick, den Sie mit dieser Kette am Fuß abgeben ...«
    »Leugnen Sie es denn, dass es Ihnen Spaß macht, mich so zu sehen?«
    »Nein, das leugne ich nicht!« Auch sie war inzwischen aufgestanden. »Man sollte Sie durchprügeln, damit Sie lernen, was Anstand ist, aber dafür ist es vermutlich schon zu spät. Falls jedoch die zweite Möglichkeit wahr ist und ich Sie nur hier festhalte, um Sie noch ein wenig zu quälen, worauf soll das hinauslaufen, Mylord? Denken Sie, ich sage plötzlich >Ich habe genug davon und gehe    »Das nennen Sie gutes Essen?« Mit einer schwungvollen Armbewegung fegte er das Tablett vom Tisch. Teller, Porzellantasse samt Untertasse zersprangen an der Mauer. Die Brötchen fielen auf den schmutzigen Boden. Der Brief segelte zu Boden.
    Coal lief mit einem jammervollen Laut die Treppe hinauf.
    Beim Anblick der Scherben sah Amy rot. »Miss Victorine hat sich das weiße Mehl, die Eier und das Fleisch vom Munde abgespart, nur damit Sie ein gutes Essen bekommen!«
    »Was hätten Sie mir denn vorgesetzt? Haferschleim?«
    »Haferschleim ist das, was die Inselbewohner normalerweise zu essen bekommen.«
    »Ich bin aber kein verdammter einfacher Inselbewohner!«
    »Nein, das sind Sie ganz bestimmt nicht. Die einfachen Fischer und Landarbeiter gehen ihrem Tagewerk nach. Sie schaffen etwas mit ihren Händen. Sie leisten einen Beitrag. Aber Sie haben sich jeglicher Verantwortung entzogen und sind nicht mehr als eine Warze am edlen Gesäß Englands!« Sie hatte die Stimme bedrohlich erhoben.
    Er hingegen blieb ruhig. Bei jedem Wort wurde seine Stimme leiser und kälter. »Sie sagen,

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