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Kid & Co - V3

Titel: Kid & Co - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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fand sie«, sagte Snass. »Aber sie waren tot.«
    »Die Welt weiß es noch nicht; sie hat nie etwas davon erfahren.«
    »Die Welt wird auch nie etwas davon erfahren«, versicherte Snass ihm freundlich.
    »Sie meinen, wenn sie am Leben gewesen wären, als Sie sie fanden...«
    Snass nickte. »So hätten sie bei mir und meinem Volke bleiben müssen.«
    »Anton entkam aber«, sagte Kid herausfordernd.
    »Ich entsinne mich nicht mehr des Namens. Wie lange ist das her?«
    »Vierzehn oder fünfzehn Jahre«, antwortete Kid.
    »Er kam also durch... trotz allem. Wissen Sie, ich habe seinerzeit oft an ihn gedacht. Wir nannten ihn Langzahn . Er war ein kräftiger Mann.«
    »La Perle kam vor zehn Jahren durch dieses Gebiet.« Snass schüttelte den Kopf.
    »Er fand Spuren Ihrer Lagerplätze... es war im Sommer.«
    »Das erklärt die Sache«, antwortete Snass. »Im Sommer sind wir im hohen Norden, Hunderte von Meilen von hier entfernt.«
    Soviel Kid sich aber auch bemühte, konnte er doch nichts von der Geschichte Snass' aus der Zeit erfahren, ehe er in der Wildnis des Nordens zu leben begann. Er war nicht ohne Erziehung, aber in der ganzen dazwischenliegenden Zeit hatte er weder Bücher noch Zeitungen gelesen. Er hatte keine Ahnung, was in der Welt seither geschehen war - aber es interessierte ihn auch gar nicht, es zu erfahren. Er hatte etwas von den Goldsuchern am Yukon und von dem großen Goldfund in Klondike gehört. Aber die Goldsucher hatten nie sein Gebiet betreten, und er freute sich aufrichtig darüber. Die Welt außerhalb seines Territoriums existierte nicht für ihn.
    Und er duldete nicht, daß sie erwähnt wurde.
    In dieser Beziehung konnte Labiskwee auch keine Auskunft geben. Sie selbst war in den Jagdgründen geboren. Ihre Mutter hatte noch sechs Jahre gelebt... sie war die einzige weiße Frau, die Labiskwee je gesehen hatte. Sie erzählte ihm das mit einem wehmütigsehnsuchtsvollen Klang in der Stimme. Überhaupt zeigte sie bei tausend Gelegenheiten, daß sie ein wenig von der großen fremden Welt wußte, deren Tür ihr Vater so fest verriegelt hatte. Aber sie bewahrte dieses Wissen wie ein furchtbares Geheimnis, das sie ängstlich hüten mußte.
    Labiskwee hatte schon längst aus Erfahrung gelernt, daß ihr Vater bei jeder Erwähnung der fremden Welt wahre Wutanfälle bekam.
    Anton hatte einst einer Indianerin von ihrer Mutter erzählt, und er war es, der gesagt hatte, daß sie die Tochter eines hohen Beamten der Hudson-Bucht-Company gewesen war. Später hatte diese Squaw es dann Labiskwee selbst weitererzählt.
    Aber den Namen ihrer Mutter hatte sie nie gekannt.
    Als Quelle bedeutungsvoller Informationen war der gute McCan absolut untauglich. Er liebte überhaupt keine Abenteuer. Das Leben in der Einöde war ihm ein Greuel, und doch hatte er neun Jahre hier verbracht. In San Franzisko war er von einem Heuerbaas schanghait worden, aber später bei Point Barrow mit drei Kameraden von dem Walfängerschiff desertiert. Zwei von ihnen waren längst gestorben, und der dritte hatte ihn auf der furchtbaren Wanderung nach dem Süden verlassen. Zwei Jahre hatte er unter den Eskimos verbracht, bevor er den Mut fand, die Wanderung nach dem Süden fortzusetzen... und dann, nur noch wenige Tagesreisen von einer der Stationen der Hudson-Bucht-Company entfernt, wurde er von einer kleinen Schar von Snass' jungen Männern eingefangen. Er war ein schmächtiger, unintelligenter Mensch, der an einer Augenkrankheit litt. Und er konnte von nichts anderem sprechen und träumen als von der Möglichkeit, nach San Franzisko und zu seinem geliebten Maurerhandwerk zurückzukehren.
    »Sie sind der erste intelligente Mensch, den wir hier gehabt haben«, erklärte Snass liebenswürdig, als er und Kid eines Abends am Feuer saßen. »Das heißt, mit Ausnahme von Vierauge, so wurde der Alte von meinen Indianern genannt, denn er trug eine Brille und war sehr kurzsichtig. Er war ursprünglich Professor der Zoologie...« Kid bemerkte, wie korrekt Snass dieses Fremdwort aussprach... »Er starb vor gut einem Jahr. Meine jungen Männer fanden ihn, als er sich von seiner Expedition am oberen Porcupine verirrt hatte. Er war sehr intelligent... o ja... aber dabei freilich auch ein Narr... das war seine Schwäche... er verirrte sich immer! Er war gründlich in Geologie beschlagen und wußte, wie man Metall bearbeitet. Drüben am Luskwa, wo Kohle ist, haben wir auch einige sehr anständige Handschmieden nach seiner Anleitung eingerichtet. Er reparierte unsere

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