Entscheidung fuer die Liebe
Walter Borg trat aus dem Haus und blickte über die festlich geschmückte Terrasse und den Garten. Von einem wolkenlosen Himmel schien die Sonne und der nahe See schickte eine leicht kühle Brise herauf.
„Ein wundervoller Tag“, murmelte er und legte den Arm um die Schultern seiner Frau.
„Weil deine Tochter sich heute ver lobt?“ fragte Anna Borg schmunzelnd. „Oder weil sie sich mit deinem Geschäftsfreund verlobt?“
„Beides“, gab Walter zu. „Aber Ninas Glück ist mir natürlich am wichtigsten.“
Seine Frau nickte. „Mir auch. Schließlich ist Nina unser einziges Kind. Da kommt sie ja.“
Mit einem Strauß Blumen im Arm kam Nina den Gartenweg herauf. S ie trug ein schulterfreies, türkisfarbenes Kleid mit weitem Rock. Türkis war Ninas Lieblingsfarbe. Deshalb trug sie auch türkisfarbige Schuhe mit hohen Absätzen, auf denen sie sich so anmutig bewegte wie eine Tänzerin. Ihr langes blondes Haar hatte der Friseur zu einer kunstvollen Hochfrisur gesteckt, die eine türkisfarbene Blüte zierte.
Ninas blaue Augen leuchteten, als sie auf die Terrasse trat. „Ist das nicht ein wunde rvoller Tag?“
„Wie geschaffen für deine Verlobung“, bestätigte der Vater und gab seiner Tochter einen Kuss. „Wo hast du die Blumen her?“
„Von Heiner.“ Nina lächelte. „Er ist schon da.“
„Und wo?“ Annas Blick überflog den Garten. „Ich sehe ihn nicht.“
„Er hat was vergessen und ist noch mal zum Auto gegangen. Übrigens treffen schon die ersten Gäste ein. Ist hier alles in Ordnung?“
„Schon lange“, bestätigte die Mutter. „Mach dir keine Sorgen. Es wird ein wundervoller Nachmittag und Abend. Zuerst gibt es Kaffee und Kuchen, später wird das Buffet eröffnet und das ist vom Feinsten. Da hat dein Vater an nichts gespart.“
Nina lächelte ihrem Vater zu. Dann s ah sie Heiner Lagerberg den Gartenweg heraufkommen und lief ihm entgegen.
Die Eltern schauten zu, wie Heiner seiner Fast Verlobten eine Kette um den Hals legte und sie küsste. „Er liebt sie wirklich“, murmelte Anna Borg ergriffen.
Heiner Lagerberg, einer großer schlanker Mann mit dunklem Haar und ernsten, dun klen Augen kam auf die Terrasse, um Anna und Walter Borg zu begrüßen.
„Seht mal“, rief Nina und hob das Kinn. „Die Kette hat Heiner mir zur Verlobung g eschenkt. Türkise, meine Lieblingssteine.“
Die Kette hat ein Vermögen gekostet, dachte Walter Borg, der sich mit Schmuck auskannte. „Türkise mit Brillanten.“ Er nickte anerkennend. „Faszinierende Mischung. Sieht fast so aus, als sei es eine Sonderanfertigung.“
„Ist es auch“, bestätigte Heiner Lagerberg lächelnd. Er lächelte selten. Aber heute war er so glücklich, dass er sogar übermütig lachte, als Nina ihn bei der Hand nahm und mit sich zog. Sie lief ihrer besten und einzigen Freundin entgegen.
„Das ist Chiara Berger“, stellte sie vor. „Heiner Lagerberg, mein Verlobter.“
„Wieso haben wir uns noch nicht kennen gelernt?“ fragte Heiner, als er Chiara b egrüßte. „Wohnen Sie nicht hier?“
„Doch, aber ich war ein Jahr in Amerika und bin erst seit ein paar Tagen wieder da.“
„Du musst mir alles erzählen“, sagte Nina und zog Chiara in eine abgelegene Ecke des Gartens. „Wie findest du ihn?“ Ihr Kopf deutete zu Heiner.
„Super.“ Chiara nickte. „Er sieht gut aus, scheint nett zu sein und ist reich, wie ich gehört habe. Hat dein Vater ihn ausgesucht?“
„Das habe ich dir doch schon am Telefon gesagt“, bestätigte Nina ungeduldig. „Er macht Geschäfte mit Papa und will sein Partner werden.“
„Aha“, sagte Chiara.
„Was heißt aha?“ Ninas veilchenblaue Augen blitzten temperamentvoll. Ihre vollen, schön geschwungenen Lippen kräuselten sich zu einem Schmollmund. „Ich verlobe mich mit Heiner, weil ich ihn liebe. Nicht, weil er Vaters Geschäftspartner werden soll.“
„Bist du da ganz sicher?“ fragte Chiara und schaute der Freundin in die Augen.
„Natürlich bin ich sicher“, antwortete Nina. Viel zu schnell wie Chiara fand . Nina war schon immer beeinflussbar gewesen. Hatte Walter Borg das ausgenutzt? Sie strich der Freundin eine Haarsträhne aus dem Gesicht und murmelte: „Ich wünsche dir, dass du glücklich wirst.“
„Natürlich werde ich glücklich.“ Ninas Stimme klang fast ein wenig bockig.
„Nina“, rief die Mutter von der Terrasse. „Du musst die Gäste begrüßen.“
„Komm“, sagte Nina und nahm Chiaras Hand. „Wir begrüßen die Gäste, dann reden
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