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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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Funktion um Funktion, Klasse um Klasse ihres kostbaren Quellcodes in diesem öffentlichen Forum erschien. Es war, wie die Liebe seines Lebens in einem Gang-Bang-Porno zu entdecken.
    Und da brannte Prakash endgültig die Sicherung durch. Er packte den Flat-Panel-Monitor und riss ihn vom Schreibtisch hoch. Das Team stob auseinander, als er mit dem Monitor auf die Wand einzudreschen begann. Plastik und Glas flogen. Prakash brüllte jetzt wie ein Tier.
    Ihre wissenschaftliche Betreuerin, die elfenhafte Dr. Lei, kam herein und schrie Prakash an. Jetzt erst ging Strickland auf, dass niemand auf die Idee gekommen war, sie ins Besprechungszimmer zu rufen. Auch für Dr. Lei stand hier einiges auf dem Spiel. Aber sie hatten ja gedacht, es würde einfach nur ein Routinetelefonat.
    Sie schrie: «Vijay! Beruhigen Sie sich! Was ist los?»
    «Der verdammte Quellcode steht im Internet! Raconteur ist jetzt Scheißfreeware! Es ist unpatentierbar! Daran ist jemand aus dem Team hier schuld!»
    Die anderen Teammitglieder zeigten Frühstadien der Trauer. Prakash nicht, er hatte sie allesamt übersprungen und war direkt bei der Wut gelandet.
    Kasheyev starrte blind auf Prakashs leeren Schreibtisch. «Oder jemand hat es uns gestohlen.»
    Prakash fixierte den jungenhaften Russen. «Gestohlen? Glaubst du, wenn hier Idioten wie Wang und Strickland rumlaufen, bräuchte uns jemand den Code zu stehlen?»
    Strickland hatte bei der Sache mehr zu verlieren als irgendjemand sonst. Was erlaubte sich Prakash eigentlich? «Jetzt aber mal langsam –»
    Prakash baute sich vor Kasheyev auf. «Wie soll ihn denn jemand gestohlen haben? Unsere Server sind nicht mal im SUNet. Es sind keine Drahtlosgeräte dran. Ich kontrolliere seit Monaten die Protokolldateien der Merakis auf bösartige Verbindungen oder Transfers.»
    Dr. Lei fragte stirnrunzelnd: «Wie können Sie das? Sie haben doch keine Admin–»
    Er ignorierte sie. «Und alles, was von unserem Code auch nur in die Nähe einer Netzwerkverbindung kommt, ist bereits verschleiert und kompiliert. Außer dem Code, den meine lieben ‹Teamgefährten› in ihrem Besitz haben.» Er zeigte dorthin, wo der Monitor gestanden hatte. «Du hast den Code doch gesehen. Es war unser unkompilierter Quellcode – und eine ziemlich neue Version noch dazu. Mit Kommentaren und allem!»
    Strickland wurde ganz flau. Er hatte tatsächlich eine ziemlich aktuelle Version des Quellcodes auf dem Leland-Netzwerk, dem Cluster im Untergeschoss. Aber das hatten die anderen doch auch. Oder? Trauten sie dem Kabelnetzwerk wirklich nicht? Und zu diesem Share hatte doch nur ihr Team Zugang. Plötzlich merkte Strickland, dass Prakash sein Gesicht studierte.
    Und was er da las, hatte ihn offenbar zu einem Schluss gebracht. «Du Arschloch!»
    Strickland fühlte einen heißen Druck im Gesicht, während die Welt sich wild drehte. Erst nach einem Weilchen begriff er, dass er auf dem Boden lag. Seine Lippen und sein Hinterkopf schmerzten. Koepple und Wang versuchten, ihn hochzuhieven. Prakash war nirgends zu sehen, Chatterjee und Dr. Lei auch nicht.
    Kasheyev beugte sich in Stricklands Blickfeld und hielt ihm ein mit Eis gefülltes, nach Sekt riechendes Papierhandtuch aufs Gesicht. «Geht’s, Josh?»
    Seine Lippen taten höllisch weh. Ein Zahn fühlte sich locker an. Strickland blickte an sich hinunter: Sein Hemd war vorn voll Blut. «Was zum Teufel …»
    Wang schüttelte den Kopf. «Vijay ist endgültig durchgeknallt.»
    Koepple war immer noch bleich – nicht der unerschütterliche Koepple, den er kannte. Vielleicht kapierte ja selbst er, wie heillos angeschissen sie jetzt waren.
    Strickland fühlte, wie ihm die Tränen kamen. Er war doch nicht so ein Weichei? Aber er konnte nicht dagegen an. Das hier war sein Ticket zum Erfolg gewesen. Die anderen Jungs hatten echtes IT-Talent. Strickland war clever, aber technisch nicht so gut wie sie. Er brauchte solche Leute, um seine Talente zum Tragen zu bringen – soziale Kompetenz und Managementfähigkeiten. Wenn seine Doktorarbeit wegen Plagiats abgelehnt würde … Großer Gott.
    Strickland sah die anderen an. «Warum hat Vijay mir eine reingehauen?»
    Koepple zuckte die Achseln. «Gute Frage, Josh. Gibt’s da einen Grund?»
    «Ach, fang du nicht auch noch an.»
    Kasheyev hob die Hand, um sie beide zum Schweigen zu bringen, und sagte dann zu Strickland: «Ich glaube nicht, dass du es warst, Josh. Ich finde, wir sollten von den Fakten ausgehen. Das hier ist ein VI-System. Ich habe überall in

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