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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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Websites, wo Teile Ihres Codes in genau derselben Form stehen. Selbst die Kommentare sind teilweise drin. Ich weiß nicht, wie das dorthin gekommen ist oder –»
    «Verdammt!», brach es aus Prakash heraus, während er finster in die Runde starrte.
    «Vijay, ich sage Ihnen nur, wie die Fakten liegen.»
    «Ich habe diesen Code von Anfang bis Ende selbst entwickelt. Ohne irgendeine anderweitige ‹Inspiration›. Es ist meiner.»
    Unter anderen Umständen hätte Strickland vielleicht darauf beharrt, dass sein Beitrag nicht gänzlich ungewürdigt blieb, aber im Moment fühlte er sich, als hätte man ihm eins mit dem Elektroschocker verpasst. Er starrte einfach nur auf das Telefon, hörte sein Herz in seinen Ohren hämmern. Hörte seine Zukunft zerplatzen. Er sah Prakashs braunes Gesicht rot werden, sah Adern auf seinen Schläfen hervortreten – als ob der Mann jeden Moment explodieren würde.
    Gerhard Koepple, sonst immer die Ruhe selbst, war aschfahl geworden. Wang, Kasheyev und Chatterjee setzten sich hin und fuhren sich mit den Fingern durchs Haar, als hätten sie gerade vom Tod eines nahen Angehörigen erfahren.
    Strickland krächzte: «Wo? Wo im Internet, John?»
    «Ich schicke Ihnen gerade einen Link …»
    Prakash fuhr dazwischen: «Sie schicken ihn uns allen. Nicht nur Josh. Verstanden?»
    «Ja, klar, wenn Sie möchten, Vijay. Hören Sie, mich anzuschreien bringt auch nichts.»
    «Schicken Sie einfach den verdammten Link.»
    «Okay.» Pause. «Ist unterwegs.»
    Strickland mischte sich wieder ein. «John, was heißt das für uns? Was passiert jetzt?»
    Kurzes Schweigen. «Nichts passiert. Ich werde Dr. Lei einen Bericht vorlegen, dass die Patente nicht durchsetzbar sind. Und ich gehe davon aus, dass das Patentamt zum selben Schluss kommen wird. Ich weiß nicht, ob und, wenn ja, wie sich das auf Ihre Doktorarbeit auswirken wird, aber so ist nun mal die Situation. Mein Beileid. Wie auch immer es dazu gekommen ist, und ich sage nicht, dass Sie irgendwo abgeschrieben haben, aber Fakt ist, dass dieser Code jetzt Allgemeingut ist. Sie werden ihn nicht patentieren lassen können, solange dieses Stand-der-Technik-Problem nicht gelöst ist.»
    Prakash ergriff das Telefon, riss es aus seiner Konsole und feuerte es ans Fenster. Die Scheibe vibrierte unter dem dumpfen Schlag, und das Telefon zersprang in Einzelteile.
    «Hey, Vijay, Mann! Komm runter! Ich wollte ihn noch mehr fragen.»
    Prakash ignorierte Strickland; er stürmte aus dem Besprechungsraum in das benachbarte Büro, das er mit Wang teilte.
    Strickland lief ihm hinterher, dicht gefolgt vom Rest des Teams. «Vijay.» Er fühlte sein iPhone in seiner Tasche vibrieren, was wohl hieß, dass er eine E-Mail bekommen hatte. Aber zuerst wollte er sich um Vijay kümmern.
    Prakash loggte sich in seinen Computer ein und öffnete seinen Mailaccount. Er doppelklickte auf die oberste Mail, während sich die anderen um ihn drängten. Da war ein Schrieb von ihrem Anwalt, mit mehreren Links unter den Worten «Stand der Technik». Der erste war, der «.ru»-Domain nach, zu einer Website irgendwo in Russland.
    Chatterjee beugte sich vor und hielt die Hand zwischen Prakash und den Bildschirm. «Nicht direkt! Mit einer VM, Mann.»
    Prakash wirkte kurz, als wollte er Chatterjee den Kopf abbeißen, atmete dann aber durch, nickte und kopierte die erste URL in die Zwischenablage. «Das ist nur eine Xenon-Verbindung, Sourav! Und auf dem Computer ist nichts Heikles.» Aber er startete trotzdem eine virtuelle Maschine, öffnete einen Browser und fügte die Adresse in die URL-Zeile ein.
    Alle sahen mit angehaltenem Atem zu, wie auf dem Bildschirm eine Offshore-Warez-Seite namens Sourcebomber.ru erschien. Da stand, einen ganzen Teil der Seite einnehmend, der Quellcode für ihre Aufmerksamkeitszustand-Klasse. Selbst Strickland, der nicht so viel zu dem Code beigetragen hatte wie das übrige Team, erkannte sofort Prakashs Werk – oder jedenfalls das, was sie immer dafür gehalten hatten. In Stricklands Hinterkopf tauchte jetzt die Frage auf, ob der Reiche-Leute-Sohn aus Bengalen wirklich der hochbegabte Softwarearchitekt war, als den ihn alle sahen – aber das war natürlich Quatsch. Prakash war in Stanford angenommen worden! Er hatte im Undergraduate-Studium in allen Informatikkursen geglänzt. Echte Genies hatten eng mit Prakash zusammengearbeitet und waren immer beeindruckt gewesen.
    Strickland konnte sich kaum konzentrieren, als Prakashs zittrige Hand die Seite hinunterscrollte und

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