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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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diesen Räumen Kameras. Niemand kann sich den Projektservern nähern, ohne dass wir es mitkriegen, da hat Vijay recht. Und wenn kein Außenstehender an diese Computer herankommen konnte, dann –»
    «Die verdammten Projektserver stehen jetzt gerade inmitten einer Party! Da sind bestimmt vierzig Leute im Laborcluster! Warum zum Teufel schießt ihr euch alle gerade auf mich ein? Weil unser Kleiner Lord durchgeknallt ist und partout jemanden braucht, dem er die Schuld geben kann? Und weil man sich da doch einfach den wenigstbegabten Programmierer im Team ausguckt? Den Typen, der am wenigsten mit dem Code zu tun gehabt hat? Ist euch eigentlich klar, was für eine beschissene Katastrophe das Ganze für mich ist? Wie komplett im Arsch mein Leben ist?»
    Das ganze Team sah verlegen drein.
    Kasheyev tätschelte Stricklands Knie. «Sorry, Josh.» Mit einem letzten Blick auf ihn ging er hinaus, und Koepple folgte ihm.
    Wang blieb noch stehen und zeigte mit dem Finger auf Strickland. «Du könntest dir überlegen, ob du Anzeige erstatten willst, Josh. Wir waren alle Zeuge.»
    Strickland zuckte die Achseln. Sehr wahrscheinlich würde Dr. Lei sowieso schon disziplinarische Maßnahmen gegen Prakash einleiten. Und außerdem, was sollte das bringen? Jetzt sah sein Gesicht zumindest so aus, wie er sich innerlich fühlte.
    Wang ging ebenfalls raus.
    Nun war Strickland allein. Er drehte sich mit dem Bürostuhl zum Fenster: Draußen war ein ziemlich schöner Tag. Von seinem Platz aus sah er gleich vor dem Obergeschossfenster einen Baum und auf einem Ast des Baums einen Raben, der ihn beäugte. Dann flog der Vogel weg.

[zur Inhaltsübersicht]
    4
    Angriffserkennung
    Joshua Strickland hing in einem Bürostuhl im verlassenen Laborcluster. Mit geschlossenen Augen hörte er Rage Against the Machine. Es war schon spät. Sehr spät. Überall flogen Plastikbecher, Flaschen und Pizzakartons herum. Nachdem die geplatzte Patentanmeldung publik geworden war, hatten sich die Leute ziemlich schnell verzogen, aber das war jetzt schon Stunden her. Viele Stunden.
    Strickland sah auf die Uhr – und merkte, dass er gar keine trug. Weil er ja «aus weltanschaulichen Gründen» gegen das Tragen von Uhren war. Was war er doch für ein Poser. In letzter Zeit nervte er sich sogar selbst.
    In seiner Hand baumelte eine fast leere Champagnerflasche. Nein, stimmte nicht ganz. Er inspizierte das Etikett.
    Schaumwein.
    Die Franzosen nahmen es mit ihren geistigen Eigentumsrechten auch sehr genau. Er leerte den letzten Rest des Gesöffs, warf dann die Flasche an die gegenüberliegende Wand, von wo sie abprallte, genau in einen Mülleimer.
    Noch längst nicht betrunken genug. Er wühlte in dem Flaschenfriedhof auf dem nächststehenden Schreibtisch herum, bis er noch eine Flasche fand, die erst halb leer war. Auch dieser Billigscheiß. Aber das war wohl das, was er von jetzt an trinken würde. Nichts mit Anschubfinanzierung als erstem Schritt zum Börsengang.
    Er dachte an sein Studiendarlehen. Seine sonstigen Schulden. Fast hunderttausend inzwischen. Hatte er überhaupt noch eine Doktorarbeit zu verteidigen? Würde diese Scheiße als Verstoß gegen die Bedingungen für sein Teilstipendium gelten? Irgendwer musste doch wohl feststellen können, dass sein Team den Raconteur-Code geschrieben hatte, bevor irgendwelche Kopien im Internet aufgetaucht waren. Oder?
    Er fragte sich wieder, ob sie die Software wirklich geschrieben hatten – wobei er mit «sie» Prakash meinte. Prakash und Kasheyev. Und vielleicht auch Koepple.
    Strickland war auf seiner Highschool immer das Ass gewesen, aber in Stanford hatte er von Anfang an nur mühsam mithalten können. Hier war es für ihn wie Wildwasserschwimmen – die ganze Zeit drum kämpfen müssen, nicht in Wissensfluten unterzugehen, während andere mühelos dahinglitten. Oder zumindest mühelos dahinzugleiten schienen.
    Nein, das war Unsinn. Er wusste, dass viele hart arbeiteten, um sich hier halten zu können.
    Hör auf, dich zu bemitleiden. Du bist kein Idiot.
    In Wirklichkeit war es so, dass Strickland sich immer mit Supergenies umgab – Leuten, die es offensichtlich weit bringen würden. Das hatte er doch in Prakash sofort erkannt, oder? Und in Kasheyev. Die anderen hatten sich bloß mit drangehängt. Wahrscheinlich dachten sie über ihn genauso.
    Aber er, Strickland, besaß doch Fähigkeiten, die sie nicht hatten, oder? Im Gegensatz zu ihnen war er kontaktfreudig und ein Mensch, der andere überzeugen konnte. Ein

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