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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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der ihm die Daten sendete. Er hatte eine C++ Library herumliegen, die sich in die Raconteur-Codebasis aufnehmen ließ; so konnte er seine kleine Messaging-Routine ohne allzu großen Aufwand einschleusen. Dann würde er einfach auf einem seiner eigenen Web-Server das XML-RPC-Modul installieren, um von Clients gesendete XML-Messages zu empfangen. Der http-Verkehr würde für die Firewall des Diebs einfach nur wie normales Internetsurfen aussehen.
    Aber würde derjenige die Extra-Codezeilen nicht bemerken? Vielleicht nicht. Wenn jemand die Raconteur-Software gestohlen hatte, hieß das doch, dass er der Quelle vertraute, oder? Und der Nach-Hause-Telefonieren-Code brauchte ja nur ein einziges Mal ausgeführt zu werden. Nur um mitzuteilen, wohin er entführt worden war.
    Strickland startete Emacs und überlegte, welche C++ Projektdatei er zuerst öffnen sollte. Wo sollte er die Veränderung vornehmen? Er beschloss, den Code in eins der Raconteur-Hilfsprogramme einzuschmuggeln. Dort fügte er eine neue Subroutine ein, die Client-IP, lokale Zeit und lokales Betriebssystem ermitteln und dann an den noch zu erstellenden RPC-Server senden würde. Zuletzt inkrementierte er noch die Buildnummer – mit einem erfundenen Vermerk über die Reparatur eines möglichen Speicherlecks. Er benutzte Prakashs Initialen, um keinen Verdacht zu wecken. Schließlich hatte er selbst kaum Veränderungen committet, die es in den endgültigen Quellcode geschafft hatten. Ja, er musste zugeben, dass er überhaupt keinen bedeutsamen Beitrag zum eigentlichen Programm geleistet hatte. Bis jetzt.
    Dann brachte Strickland fast eine Stunde damit zu, das RCP-Modul zu konfigurieren, das die eingehenden Pings von seinem Nach-Hause-Telefonieren-Code erkennen und verarbeiten würde. Dass er so lange brauchte, lag hauptsächlich daran, dass er sich in seinem betrunkenen Zustand dauernd vertippte. Er installierte das Modul auf einem Webserver, den er als Semesterferien-Praktikant bei einem Start-up in Cupertino benutzt hatte. Fehler abfangen? Bah. Aber es schien zu funktionieren und würde alle eingehenden Daten in einer Textdatei sammeln.
    Fertig. Jetzt musste er seinen veränderten Raconteur-Quellcode nur noch ins Netzwerk stellen. Strickland kopierte diese Version, wie er es mit allen vorhergegangenen gemacht hatte, in ein neues Verzeichnis und hielt sich an seine bisherige Ordner-Namensgebung – und umging auch diesmal die offizielle Versionsverwaltung, damit dieser neue Ordner jemandem, der den Share beobachtete, nicht ungewöhnlich vorkam. Er hatte das immer so gemacht, damit Prakash und die anderen nicht mitbekamen, wie viele Extrastunden er über ihrem Code brüten musste, nur um mitzuhalten. So gesehen, hatte Prakash es seiner eigenen Überheblichkeit zuzuschreiben, dass Strickland den Code überhaupt der Diebstahlsgefahr ausgesetzt hatte.
    So, geschafft. Der verminte Quellcode stand im Netzwerk. Strickland starrte auf den Bildschirm, klickte dann das Fenster weg. Die Würfel waren gefallen. Jetzt starrte er auf den Desktop. Er war total aufgedreht und hatte, so spät es auch war, keine Lust, in sein Studio-Apartment zu gehen, um dort auf ironische Flohmarkt-Clownbilder zu starren. In ein paar Jahren würden sie gar nicht mehr so ironisch wirken. Er beschloss, stattdessen einen Dienst zu erstellen, der ihn benachrichtigen würde, sobald irgendwelche Daten von seinem Phone-Home-Programm kamen. Es war ein gutes Gefühl, wieder zu programmieren, und er entschied sich dafür, das Erkennungsprogramm in C# zu schreiben. Prakash hatte immer gegen .NET vom Leder gezogen. Richtige Programmierer, hatte er gesagt, benutzten keinen Managed Code. Scheiß drauf.
    Strickland erstellte auf einer seiner Research-Domains eine App, die die IP-Adressen eingehender Pings auf einer Weltkarte anzeigen würde. Wennschon, dennschon.
    Als er fertig war, nickte er zufrieden. Er fand sich ganz schön gut. Wenn man ständig mit diesen Supergenies zusammen war, vergaß man leicht, dass ein bisschen Gewieftheit eine Menge IQ-Punkte wettmachen konnte. Er war vielleicht nicht der nächste Sergey Brin oder Larry Page, aber er würde seinen Weg gehen. Er würde diesen Schlag wegstecken.
    Er starrte weiter auf den Bildschirm, bis er schließlich einnickte.

    Strickland fuhr hoch, als das iPhone in seiner Tasche wie ein Alarmhorn tutete – der Sound-Effekt, den er für eingehende Botschaften von seinem Phone-Home-Code gewählt hatte. Er versuchte gerade, den Nebel aus seinem Kopf zu

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