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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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den Männern nach.
    Die Soldaten schoben ihren Gefangenen wortlos an bewaffneten Wachen vorbei in einen inneren Befestigungsring und zu einem mit NATO-Draht gesicherten ungekennzeichneten Gebäude. Ein Wachposten öffnete die Tür und ließ sie in einen Vorraum, wo weitere Wachen eine weitere Tür öffneten. Niemand sagte etwas oder salutierte auch nur, als die Gruppe rasch hindurchtrat.
    Sofort schloss sich die Tür hinter ihnen, und sie standen in einem spartanisch wirkenden Raum mit Lagerregalen, Reihen von Funkgeräten in Ladestationen und Waffenständern. Ein Soldat zog ein Messer und schnitt dem Gefangenen die Plastikfesseln von den Handgelenken. Ein anderer nahm ihm die Kapuze ab.
    Der Mann orientierte sich in aller Ruhe, während er sich die Handgelenke rieb. Mit dem langen schwarzen Bart und dem kurzen Haar sah er aus wie der Talib schlechthin, und seine schlanke Gestalt und die wettergegerbte Haut verstärkten den Eindruck noch. Seine stahlblauen Augen blickten gelassen geradeaus.
    Der Anführer der Soldaten nickte ihm zu. «Schön, Sie wieder hier begrüßen zu können, Odin.»
    Der Bärtige antwortete in lupenreinem Mittelwesten-Amerikanisch: «Schön, wieder hier zu sein, Staff Sergeant.»
    «Folgen Sie mir. Können wir Ihnen irgendwas bringen?»
    Odin schüttelte den Kopf, während sie einen Gang mit etlichen Türöffnungen entlanggingen. Mehrere Offiziere nickten ihm respektvoll zu. Schließlich kamen sie an eine Holztür. Der Staff Sergeant klopfte zweimal und betrat dann einen Briefing-Raum, in dem ein Klapptisch stand. An Faserplatten-Wandelementen hingen Sektorkarten, und LCD-Panels zeigten Live-Satelliten- und Überwachungsbilder. Leiser Sprechfunkverkehr bildete ein stetes Hintergrundrauschen.
    «Odin ist hier, Colonel.»
    «Wird auch verdammt noch mal Zeit.»
    Am Tisch saß ein Mann in den Sechzigern; er trug ein blaues Oxfordhemd, einen dunkelblauen Blazer und Khakihosen. Vor ihm stand ein aufgeklappter Laptop. Sein Blick war hart, seine Art respekteinflößend. Seine kräftigen Hände verrieten den alten Kommandosoldaten.
    Der Staff Sergeant ging wortlos hinaus und schloss die Tür hinter sich. Odin nahm Haltung an und salutierte. «Sie wollten mich sprechen, Colonel!»
    «Haben Sie vergessen, auf wessen Seite Sie stehen, Master Sergeant?»
    «Nein, Sir.»
    «Tja, sieht aber ganz so aus. Ihretwegen habe ich einen politischen Shitstorm Stärke zwölf am Hals.»
    «Im Kontext betrachtet, sind meine Methoden –»
    «Ihre Methoden haben dieser Mission dauerhaft geschadet. Ich will Ihnen mal was verraten, mein Junge: Ihre Aufgabe ist es, feindliche Operationen zu vereiteln – nicht unsere Operationen.»
    «Was ich getan habe, war strategisch sinnvoll.»
    «Nein, Sie dachten, es wäre strategisch sinnvoll – und Denken ist nicht Ihr Job. Ihr Job ist es, den Feind zu töten.»
    «Mir hat man beigebracht, dass ein Special Operator selbst denken muss – strategisch wie taktisch. Entweder man stellt sich auf die Situation am Boden ein, oder man wird von den Ereignissen überrollt, Sir.»
    Der Colonel musterte Odin. «Inwiefern sollte es strategisch sinnvoll sein, einen Aufständischenführer vor einem bevorstehenden CIA-Raketenschlag zu warnen? Mein S2 meldet, dass der gegenwärtige Aufenthaltsort des Mannes unbekannt ist. Dieser Mistkerl kann jetzt also weiterkämpfen – dank Ihnen.»
    Odin schwieg.
    «Wie rechtfertigen Sie Ihr Handeln, Master Sergeant?»
    Odin dachte über die Frage nach. «Früher oder später ziehen wir hier ab. Und wir müssen mehr zurücklassen als nur radikalisierte junge Männer, die nichts anderes kennen als Krieg. Der Stammesälteste, den ich gerettet habe, ist in den entlegenen Tälern weithin geachtet, und er ist gemäßigt im Vergleich zu den Leuten, die seine Nachfolge angetreten hätten – auch wenn das vermutlich auf den Luftbildern nicht zu sehen war.»
    «Task Force Steel sagt, er ist das Zentrum eines Aufständischennetzwerks.»
    «Ja, als Reaktion darauf, dass wir sein Land militärisch besetzt halten. Aber wenn wir nicht hier sind, tötet er ausländische Kämpfer und Drogenschmuggler. Wenn wir diesem Mann nicht dazwischenfunken, erledigt er die Arbeit für uns.»
    «Trotzdem –»
    «Wir brauchen hier keine konventionellen Truppen, Colonel. Leute wie ich können das Terrain unauffällig bearbeiten, können politische Fraktionen gegeneinander ausspielen, indirekt vorgehen. Unsere Patrouillen und Basen hier sind doch nur Angriffsziele, und je mehr Feuerkraft

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