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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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das Bettende gefallen. Die Flasche …«
    Er näherte sich ihr ein paar Zentimeter und hielt zwei zitternde Finger auf die Seite ihres Halses. Ich hob das Telefon ab und begann zu wählen.
    »Was tust du da, Steven?«
    »Einen Krankenwagen rufen.«
    »Sie ist tot.«
    »Wir sollten aber …«
    »Sei doch nicht blöd.«
    Er nahm mir den Hörer aus der Hand und setzte sich. »Kacke!«, sagte Woodham. »Lass den Scheiß!«
    »Wir müssen aber doch …«
    »Denk nach. Ich bin Polizist. Wir sind völlig drauf. In der ganzen Wohnung liegen Drogen herum, sie ist voll davon. Wir haben beide … weißt du, wie das aussehen wird?«
    »Oh Gott. Oh Scheiße, Alan.«
    »Schhhh. Lass mich nachdenken.«
    Ich setzte mich aufs Bett, vergrub mein Gesicht in den Händen und tat so, als würde ich weinen. Woodham überlegte angestrengt.
    »In Ordnung«, sagte er, »hilf mir mal. Wickle sie in dieses Laken ein und dann, okay, dann zieh das Bett ab. Sie …«
    Später saß ich im Bademantel da, trank ein halbes Glas Glenfiddich, rauchte Kette und sah mit voll aufgedrehter Lautstärke MTV. Das unaufhörliche Gedudel der Videos – Jamiroquai, der Clip mit dem sich bewegenden Boden (ich fragte mich, ob wir Jonathan Glazer wohl für das Songbirds-Video kriegen könnten), Pulp, Kula Shaker, Mansun – übertönte den größten Teil der Splitter-, Hack- und Sägegeräusche, die aus dem Badezimmer kamen. Immerhin, dachte ich, die 400 Pfund für das Set japanischer Schlachtermesser waren nicht komplett zum Fenster rausgeworfen.
    Woodham brauchte beinahe zwei Stunden dafür, Rebecca in handliche Abschnitte zu zerteilen (Torso, Hüften, Gliedmaßen und Kopf), damit sie in meine beiden größten Koffer passte. Nachdem er fertig war, saßen wir einige Zeit schweigend da. Schließlich betrachtete er Rebeccas Trolley und, nachdem ihm offensichtlich eingefallen war, worüber wir am Abend gesprochen hatten, drehte er sich zu mir: »Sie hat doch gesagt, sie sei auf dem Weg nach Australien, richtig?«
    »Ja.«
    »Um ihre Eltern zu besuchen, aber es sollte eine Überraschung werden? Sie wussten nicht, dass sie kommt?«
    »Nein.« Ich stellte mich extra dumm.
    »Sie muss ihren Reisepass dabeihaben.«
    »Ja, sicher.« Er war in ihrem Mantel. Das hatte ich überprüft.
    »Wie lang wollte sie bleiben?«
    »Bis Neujahr.«
    »Alles klar. Gut.«
    Dann stand er auf, duschte, zog sich an, und kurz vor Sonnenaufgang schleppten wir die Koffer raus in meinen Wagen. Ich übergab Woodham die Schlüssel. Er sagte, er würde einen geeigneten Ort kennen, und dass es vermutlich besser wäre, wenn ich nicht mehr darüber wüsste.
    Ich beobachtete, wie Woodham wegfuhr, wie der silberne Saab Richtung Harrow Road verschwand, während die fahle Sonne aufging. Dann ging ich zurück ins Schlafzimmer. Ich holte die digitale Videokamera hervor – ihr schwarzes Auge hatte durch einen Spalt in einem Stapel Pullover alles mitverfolgt – und legte den kleinen Schalter von »Record« auf »Rewind«. Ich hatte eine brauchbare Aufnahme des nackten, blutbeschmierten Woodham, wie er zu mir sagt: »Denk nach, ich bin Polizist …« Ich packte die Kamera in eine Schublade und legte mich im Gästezimmer schlafen.
    ***
     
    Erinnert mich daran, mich nicht ins Gefängnis stecken zu lassen.
    Trellick und ich sitzen im Besuchszimmer von Woormwood Scrubs, schlürfen Kaffee aus Styroporbechern und warten auf Parker-Halls Auftritt. Der Raum scheint seit den 1960ern nicht mehr renoviert worden zu sein: mit schmuddeliger weißer und brauner Farbe lackierte Ziegelsteinwände, zersplitterte Resopaltische, diese orangenen Plastikstühle mit dem Loch in der Lehne.
    Und dann sind da die Menschen – diese Versager auf Lebenszeit und ihre Bräute. Die Väter sitzen mit filzigen Haaren und Stoppelbärten zusammengesunken in ihren gestreiften pyjamaähnlichen Knasthemden. Resigniert lassen sie das Gejammer ihrer Vetteln übers Geld und den Klatsch über sich ergehen, während sie sich fragen, welcher Nachbar ihre Alte in ihrer Abwesenheit wohl besteigt. Die Weiber sind selbstverständlich noch mal ein ganz anderes Kaliber. Am obersten Ende der Skala rangiert eine Handvoll von Sozialschmarotzerbräuten, wie man sie von den Leser-Nacktfotos in Schmuddelmagazinen kennt (ein Frauentyp, dem ich gar nicht mal komplett abgeneigt bin). Blond gefärbte Schnitten in knallengen Jeans und bauchfreien Tops, die aussehen, als würden sie dich auf der Stelle ins Nebenzimmer zerren, um dir für vierzig Pfund den Schwanz zu

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