Kill your friends
Gurgeln abgesehen, macht sie kaum noch ein Geräusch, vermutlich, weil ich ihren Stimmapparat geschreddert habe.
Hallo, du.
Sehr schnell – die ganze Sache hat nicht einmal eine Minute gedauert – flaut ihr Gestrampel zu einem gelegentlichen Zucken ab, während ihre ungläubig starrenden Augen glasig werden. Ich sprinte los. Mit Karacho und von oben bis unten mit Blut bespritzt, renne ich den Flur hinunter und schreie: »Oh mein Gott! Alan! Alan! Hilfe!«
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Großer A&R-Rummel um Campag Velocet +++ Die LP der Spice Girls ist nachweislich die erfolgreichste Veröffentlichung des Jahres auf dem US-Markt +++ Nick Mander, A&R bei Epic, nimmt eine Band namens Headswim unter Vertrag, zu der er bemerkt: »Wir haben uns einen ausgezeichneten Ruf beim Aufbau aufregender neuer Acts erarbeitet. Headswim könnten die Nächsten sein.«
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»Ich befürworte voll und ganz konservative Werte wie persönliche Verantwortung, harte Arbeit und den Genuss der Früchte meiner Arbeit«
Geri Haliwell
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In London wird es jetzt richtig kalt. Ich habe eine Schwäche für Natalie Imbruglia entwickelt, dieses australische Seifenoper-Sternchen, deren Single »Torn« im Radio rauf- und runterdudelt. Ich frage mich, ob sie sich wohl vögeln lässt? Ihr A&R bei der BMG ist Mark Fox, zu dem ich leider keinen persönlichen Draht habe. Aber er ist ein Bekannter von Cowell. Ob es einen Versuch wert wäre, Cowell anzurufen, um die Lage zu checken? Nigel Godrich hat mit ihr gearbeitet. Möglicherweise lohnt es sich ja, mal bei ihm anzuklingeln. Das beschäftigt mich sehr.
»Fully Grown« von den Songbirds ist seit zwei Wochen die Nummer eins in den Club-Charts. Die Nachfrage seitens der Einzelhändler scheint gewaltig zu werden, und ich habe den Veröffentlichungstermin auf die Woche vor Weihnachten verschoben. Natürlich ist das ein Vabanquespiel, aber sollte ich damit Erfolg haben …
Es ist noch früh, als ich auf den Firmenparkplatz fahre, etwa halb elf. In der Nähe des Haupteingangs stehen zwei Polizeiwagen. Zwei uniformierte Bullen kommen heraus:
Einer trägt einen Computermonitor, der zweite balanciert ein Keyboard auf einem Rechnergehäuse. Als ich den Saab abschließe, beobachte ich vorsichtig, wie sie – beaufsichtigt von einem Beamten in Zivil – die Geräte in den Kofferraum eines der Einsatzfahrzeuge laden.
Ich schlendere in die Marketingabteilung im ersten Stock. Es herrscht Totenstille, nirgendwo läuft Musik, die Leute sitzen wie erstarrt herum. »Morgen zusammen«, flöte ich gut gelaunt beim Betreten des Großraumbüros. Ich habe mich inzwischen zu einem kleinen Marketinggott gemausert. Einige der Mädels haben sogar Wetten darauf abgeschlossen, dass die Songbirds an Weihnachten Nummer eins sein werden. Aber heute Morgen beschränken sich ihre Reaktionen auf eine Handvoll gedämpfter »Hallos«.
Ich stecke meinen Kopf durch die Tür von Ross’ Büro. Er telefoniert, spricht mit gedämpfter Stimme. »Warte einen Moment«, sagt er, als er mich erblickt, »ich muss dich zurückrufen.«
»Was wollen die Bullen denn hier?«, frage ich, während ich eintrete.
Er sieht mich einen Moment an, bevor er mich fragt: »Warst du schon oben?«
»Nein, ich bin gerade …«
»Schließ die Tür und setz dich.«
Ich tue, was er sagt.
»Schnall dich an«, sagt Ross und steht auf.
»Um Gottes willen …«
»Die Polizei ist vor einer Stunde hier aufgetaucht. Seitdem ist es niemandem erlaubt, nach oben in die A&R-Abteilung zu gehen. Und auch das wissen wir überhaupt nur, weil Jeannie runterkam und es uns gesagt hat. Es ist …« Er bricht den Satz ab und schüttelt fassungslos den Kopf.
»Herr im Himmel, was ist los?«
»Parker-Hall wurde verhaftet. Sie haben obszönes Material auf seinem Rechner gefunden, Bilder von Kindern. Echtes Hardcore-Zeug, Babys und so ein Scheiß.«
Mir fällt die Kinnlade runter. »Scheiße. Du. Machst. Witze.«
»Ich schwöre bei Gott, Steven. Die Drecksau ist ein Kinderschänder.«
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Woodham kam den Flur hinter mir hergestolpert. Ich trat zur Seite, damit er sich einen Eindruck verschaffen konnte: Rebecca, nackt, tot und zu einem abstrusen Knäuel verdreht, ihre grünen Augen starrten ins Leere, und der grüne Stumpf der Champagnerflasche ragte immer noch aus ihrer Kehle. Das Blut pumpte sanft über ihre braun gefleckte Haut und tropfte von Brust und Bauch.
»Oh mein Gott. Heilige, verdammte Scheiße.«
»Wir haben herumgealbert, miteinander gekabbelt. Sie … ist über
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