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Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper

Titel: Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rip Gerber
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sie erreicht hatte, schlug sie sie hinter sich zu und legte den Riegel vor. Die Tür würde die Männer kaum lange aufhalten, aber vielleicht blieb Tammy noch Zeit, einen Anruf zu machen.
    Mit zitternden Händen holte sie ihr Mobiltelefon aus der Tasche ihres Arztkittels und tippte halb blind auf die Taste für die Wahlwiederholung.
    »Geh ran, Ben«, flüsterte sie mit heiserer Stimme. »Bitte geh ran!«

8
    23:58 UHR
NATIONAL SHRINE, WASHINGTON, DC
    Schwer atmend saß der Samariter in dem gelben Taxi und blickte durch die von innen beschlagene Windschutzscheibe hinauf zu dem mächtigen, schwarzen Klotz der Basilika. Gerade als er den toten Fahrer unter einen Rhododendronbusch gezerrt hatte, war oben eine Tür geöffnet worden und ein Lichtstrahl hinaus in die Nacht gedrungen. Der Samariter hatte den Leichnam einfach liegen gelassen und war zurück zu dem Taxi geeilt. Kaum hatte er sich hinter das Steuer gesetzt, kam durch den Schleier des Regens eine Gestalt im schwarzen Regenmantel die Steinstufen herab. Es war ein untersetzter Mann, dessen weißer Stehkragen und steifer Hut auf den ersten Blick verrieten, dass er ein Priester war. Monsignore Lee Vada wischte sich die Regentropfen von den Gläsern seiner Brille und ging schnurstracks auf das Taxi zu, das er bestellt hatte. Es wartete mit laufendem Motor am Fuß der Treppe auf ihn, und Vada wunderte sich, dass der Fahrer nicht ausstieg und ihm die Tür aufhielt. Normalerweise wussten die Fahrer, was sie hohen Geistlichen schuldig waren, aber vielleicht war heute ja eine Aushilfe gekommen, die nicht wusste, wen sie da abholte. Am Ende ist es auch noch ein Moslem, dachte Vada, als sein Blick auf den Rhododendron direkt neben der
Südwand der Basilika fiel. Unter den rosa Blüten, die im Licht der Straßenlaternen fast orange wirkten, ragte ein menschlicher Arm hervor. Wahrscheinlich war das wieder einer von diesen Obdachlosen, die sich häufig in der Nähe der Kirche aufhielten und nachts in den Anlagen ihren Rausch ausschliefen. Es gab ja leider viel zu viele von ihnen, und es wurden immer mehr. Ein Jammer, was der Alkohol aus den Menschen machte.
    Dieser hier musste allerdings ganz schön betrunken sein, wenn er selbst von diesem starken Regen nicht aufwachte, dachte Vada und überlegte kurz, ob er zu dem Gebüsch gehen und den Mann aufwecken sollte, aber dann entschied er sich doch dagegen. Es war spät, und Vada wollte nach Hause. Er hatte einen langen Tag hinter sich, und morgen musste er wieder früh aufstehen. Falls der Mann morgen noch immer da liegt, rufe ich beim Obdachlosenasyl an, dachte er.
    Der Samariter grinste erleichtert, als er sah, wie Vada mit raschen Schritten auf ihn zu kam. Als der Geistliche kurz innegehalten und hinüber zu dem Gebüsch mit dem toten Taxifahrer geblickt hatte, hatte er sich schon innerlich darauf vorbereitet, ihn hier, am Fuß der Basilika zu töten, auch wenn ihm das überhaupt nicht recht gewesen wäre. Als ranghoher Vertreter einer verderbten Priesterkaste, die das Erbe Petri permanent mit Füßen trat und in den Sumpf gottloser Sünde zog, hatte er einen anderen Tod verdient als der unglückliche Taxifahrer, einen langsameren, bewussteren und sehr viel schmerzhafteren.

9
    23:59
WATERGATE HOTEL, WASHINGTON, DC
    Ben saß im Badezimmer auf der Kloschüssel und nahm einen gierigen Zug aus seiner gerade angezündeten Marlboro-Menthol-Zigarette. Er hatte dabei ein schlechtes Gewissen, und Jack würde sicher riechen, dass er wieder geraucht hatte, aber er brauchte das Nikotin jetzt einfach. Jack wusste ja gar nicht, wie Recht er hatte. Ben musste wirklich mehr auf seine Gesundheit achten. In den vergangenen Jahren hatte er sich aus Frust und Stress gute zwanzig Kilo Übergewicht angefressen, hatte wieder mit dem Rauchen angefangen und kam trotz guter Vorsätze so gut wie nie dazu, Sport zu machen. Seit einem halben Jahr nahm er regelmäßig Betablocker, um seinen Blutdruck zu senken, aber trotzdem schnaufte er beim Treppensteigen wie ein alter Mann. Sein Arzt sagte, er müsse unbedingt seinen beruflichen und privaten Stress abbauen, abnehmen und mit dem Rauchen aufhören, aber der Arzt hatte leicht reden.
    Angeekelt von seiner eigenen Willensschwäche warf Ben die halbgerauchte Zigarette ins Klo und betätigte die Spülung. Dann verließ er das Bad, ließ sich im Bademantel auf das Bett fallen, und starrte hinauf zur Zimmerdecke. Was machte er nur falsch mit Jack, dass sein Sohn überhaupt kein Vertrauen zu ihm hatte. Es

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