Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
in Single-Bars herumzuhängen.«
Ben musste lächeln, wenn er daran dachte. Tammy sagte immer gerade heraus, was sie dachte. Dafür hatte er sie ganz besonders gemocht. Warum, verdammt nochmal, konnte er sie jetzt nicht erreichen?
Etwas in Pembroke war faul, das spürte er genau, und es hatte mit CardioPatch zu tun. Wie hatte Tammy gleich nochmal gesagt? »Die Patienten mit dem Herzpflaster sterben mir unter den Händen weg.«
Das Telefon neben dem Computer klingelte und riss Ben aus seinen Gedanken. Auf dem Display des Apparats konnte er den Namen der Anruferin lesen. Es war Nancy DeLuca, seine direkte Vorgesetzte und Leiterin der Abteilung für medizinische Hilfsmittel bei der FDA. Ben hatte ihr im Lauf der Nacht ein halbes Dutzend Nachrichten auf ihrer Mailbox hinterlassen.
»Was gibt’s Ben?«, fragte sie anstatt einer Begrüßung. »Was ist los mit CardioPatch?«
Nancy DeLuca war fünfzehn Jahre jünger als Ben und eine knallharte Karrierefrau, die auch über Leichen ging, wenn sich jemand ihrem kometenhaften Aufstieg in den Weg stellte. Niemand hatte es je schneller zur Abteilungsleiterin
gebracht, und es war in der Behörde ein offenes Geheimnis, dass sie es auf den Posten von Dr. Martin Larrick, dem Chef der FDA, abgesehen hatte. Hinter vorgehaltener Hand erzählte man sich, DeLuca habe Rückendeckung von einflussreichen Kreisen in der Politik.
»Schießen Sie los, Ben«, ließ sich ihre kühle, geschäftsmäßige Stimme vernehmen. »Ich habe nicht den ganzen Vormittag Zeit.«
»Wir müssen die Zulassung von CardioPatch aussetzen, Nancy«, sagte Ben. »Heute Nacht ist etwas geschehen, das möglicherweise ein gänzlich neues Licht auf das Herzpflaster wirft.«
»Ach ja?« Man konnte DeLuca deutlich anhören, dass sie eigentlich keine Lust hatte, sich irgendwelche wie auch immer gearteten Komplikationen anzuhören.
»Ich kann es unmöglich genehmigen. Das wäre verantwortungslos.«
»Es ist Ihnen aber durchaus bewusst, dass wichtige Leute ein großes Interesse an der Zulassung von CardioPatch haben, oder?«
Wenn einer das weiß, dann ich, dachte Ben. Immer wieder hatte es Anfragen aus dem Gesundheitsministerium gegeben, wann denn die Tests des Herzpflasters endlich abgeschlossen wären. So etwas passierte normalerweise nur bei politisch wichtigen Medikamenten wie zum Beispiel dem Impfstoff gegen die Schweinegrippe, oder wenn hinter einem Arzneimittel massive Interessen mächtiger Lobbyisten standen. Im Fall von CardioPatch dürfte es wohl eher Letzteres sein, dachte Ben.
»Lassen Sie mich doch erst einmal erklären, was los ist …«, sagte er.
»Sie haben zwei Minuten.«
Ben holte tief Luft. »Heute Nacht hat mich Dr. Tammy Fader angerufen«, sagte er. »Sie hat im Krankenhaus von Pembroke klinische Studien mit dem Herzpflaster angestellt …«
»Ich habe Dr. Faders Berichte gelesen«, unterbrach ihn DeLuca. »Sie hat CardioPatch doch in den höchsten Tönen gelobt.«
»Aber da hatte es in Pembroke auch noch keine Massenepidemie von aufgeplatzten Herzschlagadern gegeben, an denen mehrere Menschen gestorben sind.«
»Wie bitte?«
Ben erzählte Nancy DeLuca von Tammys Nachrichten auf seiner Mailbox. Seine Vorgesetzte hörte sich die Geschichte an, ohne ihn zu unterbrechen, und sagte dann: »Sie haben Recht, Ben, das ist eine höchst bedenkliche neue Entwicklung. Ich werde der Sache nachgehen. Aber machen Sie trotzdem mit der Zulassung von CardioPatch weiter wie geplant. Schließlich besteht immer noch die Möglichkeit, dass die Patienten tatsächlich einer Lebensmittelvergiftung erlegen sind. Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich etwas Konkretes in Erfahrung gebracht habe.«
»Nancy, in Pembroke ist es möglicherweise zum Ausbruch eines Virus gekommen, das für alle Patienten mit CardioPatch eine tödliche Gefahr darstellt. Das können wir doch nicht einfach ignorieren!«
»Jetzt machen Sie mal halblang, Ben. Ihr eigenes Team hat dieses Herzpflaster auf alle möglichen und unmöglichen Viren getestet, und alles war in Ordnung. Oder wollen Sie mir vielleicht sagen, dass Sie schlampig gearbeitet haben?«
»Und wenn es sich um ein bisher unbekanntes Virus handelt?«
»Dann ist die Seuchenschutzbehörde dafür verantwortlich. Mit der werde ich mich in Verbindung setzen, aber Ihr Job ist es, mit der Zulassung von CardioPatch weiterzumachen, bis Sie etwas Gegenteiliges von mir hören. Ansonsten möchte ich die Unterlagen von Ihnen persönlich unterschrieben morgen früh auf dem Schreibtisch
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