Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
gefallen.«
»Wieso Tony? Ich dachte, der heißt Henry.«
»Henry ist längst passé. Seit ein paar Monaten ist sie mit Tony Nesbitt zusammen.«
»Mit unserem Makler?« Ben musste lachen. »Der ist doch weit unter Emilys Niveau. Ich wette, dass der keinen Doktortitel aus Stanford hat.«
»Nein, aber er hat einen megageilen Porsche. Und wenn er mit einem redet, kommt man sich nicht vor wie in einer beschissenen Physikstunde.«
Jetzt platzte Ben doch der Kragen. Er wirbelte herum und sah seinen Sohn mit kalten Augen an. »Mag sein, dass deiner Mutter solche Ausdrücke nichts ausmachen, aber in meiner Gegenwart dulde ich sie nicht. Ist das klar?«
»Aye, aye, Sir«, sagte Jack und hob die Hand zu einem höhnischen Salut. »Da, schau!« Er deutete auf das Display seines Laptops. » Weather.com sagt, dass der Regen morgen
aufhört. Du hast dich wieder mal geirrt, Herr Neunmalklug!«
Ben sagte nichts und sah den verpickelten Jungen, der vor ihm auf der Couch lümmelte, nur nachdenklich an.
»Wieso glotzt du mich so an?«, fragte Jack, dem das sichtlich unangenehm war.
»Warum vertragen wir uns nicht einfach?«, fragte Ben. »Wir haben noch eine ganze Woche vor uns. Und ich habe dich schon ewig nicht mehr gesehen …«
»Dad, ich bin siebzehn Jahre alt. Versuch doch wenigstens, mich wie einen erwachsenen Menschen zu behandeln. Schlimm genug, dass du meinen Babysitter spielen musst, bloß weil Mom und Tony auf dieser Kreuzfahrt sind. Ich möchte bloß zu meiner Konferenz, alles andere ist mir…«
»Auf was für einer Kreuzfahrt?«, unterbrach ihn Ben und drehte sich wieder zum Fenster, um hinaus in den Regen zu starren. »Sie hat mir erzählt, sie müsste beruflich verreisen.«
»Keine Ahnung, was sie dir erzählt, aber ich weiß, dass die beiden jetzt in der Karibik sind.«
Ben ließ es dabei bewenden. »Eines verstehe ich nicht«, sagte er, während er auf den vom Regen angeschwollenen Potomac hinunterblickte. »Das ganze Jahr über hältst du es mit deiner Mutter aus, aber sobald du bei mir bist, ziehst du ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.«
»Was erwartest du denn, wenn du ständig an mir rummeckerst?«, gab Jack zurück, während er etwas in seinen Laptop tippte.
Ben rubbelte seine Haare trocken und dachte über das nach, was sein Sohn gesagt hatte.
»Und außerdem hast du ja sowieso keine Zeit für mich. Seit du mich vom Flughafen abgeholt hast, liest du in deinem
blöden Bericht, und morgen verschwindest du damit im Büro.«
»Stimmt, aber danach bin ich mit der Sache fertig«, sagte Ben und deutete auf den dicken Band, der auf dem Bett lag. »Danach gehöre ich voll und ganz dir. Versprochen.«
»Warten wir’s ab«, sagte Jack sarkastisch. »Kann gut sein, dass du bis dahin schon im Krankenhaus liegst. Du hast schon wieder so ein knallrotes Gesicht. Jede Wette, dass du einen irrsinnig hohen Blutdruck hast.«
»Unsinn. Das kommt vom Duschen«, erwiderte Ben. Er trat wieder ans Fenster und presste die Stirn an die kalte Glasscheibe.
»Für mich siehst du aus wie jemand, der jede Minute einen Herzinfarkt kriegen kann.«
»Jetzt übertreib nicht so.«
Jack ließ einen genervten Seufzer hören. »Na gut, dein Problem. Ich gehe jetzt runter in die Lobby«, verkündete er. »Die sollen da so einen Raum mit alten Videospielen haben.«
»Ich will nicht, dass du allein da runter gehst.«
»Reg dich ab, Dad. Das ist doch bloß eine Hotellobby. Da wird mir schon nichts passieren.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, sprang Jack auf und lief aus dem Zimmer.
7
23:42 UHR
MARTHA F. BOWLAND MEMORIAL HOSPITAL, PEMBROKE, VIRGINIA
Atemlos erreichte Tammy Fader die Notaufnahme und verriegelte die doppelte Glastür, die hinaus ins Vestibül des Krankenhauses führte. Jede Sekunde, die sie dadurch gewinnen konnte, war wertvoll. Sie drehte sich um und wurde sofort von aufgeregten Patienten bestürmt, die alle wissen wollten, was da draußen los sei. Die Notaufnahme bot einen gespenstischen Anblick. Dicht an dicht standen aus anderen Stationen herbeigeschaffte Rollbetten, auf denen an Schläuche angeschlossene ältere Männer und Frauen lagen. Manche von ihnen röchelten leise vor sich hin, während ihnen Schwestern mit Mundschutz und Latexhandschuhen Infusionen legten und Spritzen gaben.
»Dr. Fader!«, rief eine der Schwestern und winkte sie zu einem der Betten. »Kommen Sie schnell! Wir haben hier einen akuten Herzstillstand.«
Tammy wandte sich ab. Es war zu spät. Dem Mann war ohnehin nicht mehr zu
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