Killing Beauties: Thriller (German Edition)
Powell, dessen offener Mantel den Blick freigab auf sein zerknittertes weißes Hemd und den Smoking. Er putzte sich die mit Schneematsch verschmierten Abendschuhe auf einem Fußabstreifer ab.
Lindsay verharrte auf der untersten Stufe. Ihr Blick wanderte von Sanders zu Griff. Sie brauchte keine Worte, um sich mit ihrem Boss zu verständigen. Sie hatten beide denselben Gedanken: Wie wird Judd darauf reagieren?
»Willst du, dass ich ihn anrufe?«, fragte sie.
Griff schüttelte den Kopf. »Ich habe es bereits versucht. Sein Festanschluss und sein Handy sind beide abgemeldet.«
Lindsay stöhnte. »Das überrascht mich nicht.«
»Mich auch nicht.« Griff schüttelte den Schnee aus seinen kurzen, platinblonden Haaren, dann zog er seinen Mantel aus und warf ihn über einen in der Nähe stehenden Küchenstuhl. »Das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe, war er nur einen Schritt davon entfernt, ein verrückter Einsiedler zu werden.«
»Willst du noch einmal versuchen, Kontakt zu ihm aufzunehmen, oder …?«
»Fahr doch nachher einfach hin und schau dir das Ganze an«, sagte Griff. »Wenn er nur halbwegs bei Verstand ist, erzähl ihm, was passiert ist, bleib bei ihm und halt ihn so gut es geht bei der Stange.«
Der Gedanke, Judd wiederzusehen … wie lange war es her? Sechs Monate? … zerrte an Lindsays Nerven. Als der Beauty-Queen-Killer vor drei Monaten zugeschlagen hatte, direkt vor Thanksgiving, hatte sie darum gebeten, nicht mit Judd arbeiten zu müssen. Weil er wusste, was in der Vergangenheit zwischen ihnen vorgefallen war, hatte Griff ihr den Wunsch erfüllt, einen zweiten hatte sie anscheinend nicht frei.
»Und was wäre, wenn ich nicht mit ihm arbeiten wollte, Judd nicht sehen …?«
Sanders räusperte sich. »Möchte jemand Frühstück?«
»Nein«, sagten sie beide gleichzeitig.
Sanders stellte die Kaffeekanne auf die Warmhalteplatte, dann verließ er ohne ein Wort die Küche.
»Du kannst ihm nicht für immer aus dem Weg gehen«, sagte Griff. »Dein Leben ist seit sechs Monaten Judd-Walker-frei. Du hast dich mit diesem heißen jungen Doktor getroffen, also dachte ich, du hättest deine Dämonen endlich besiegt.«
»Diese Dämonen loszuwerden dauert.« Lindsay ging zur Kaffeemaschine, nahm die Kanne von der Warmhalteplatte und goss Kaffee in zwei Becher, die Sanders auf den Tresen gestellt hatte. Sie nahm beide, durchquerte die Küche und bot einen davon Griff an. Er nahm den Becher, trank einen Schluck von der heißen, schwarzen Flüssigkeit und blickte sie eindringlich an.
»Judd ist lange Zeit einer meiner besten Freunde gewesen«, sagte er schließlich. »Wenn ich der Ansicht wäre, dass wir ihn retten könnten, würde ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen. Aber Lindsay, Liebes, man kann keinen Mann retten, der nicht gerettet werden will. Möglicherweise ist er zu weit gegangen. Er lebt für nichts anderes als für Rache. Nicht für Gerechtigkeit. Nicht für Erlösung. Nicht für Frieden. Nur für Rache.«
»Warum schickst du mich dann los, damit ich ihm helfe, wenn ihm nicht geholfen werden kann?«
»Selbst wenn keiner von uns beiden in der Lage ist, Judd zu retten, sind wir doch die Einzigen, die sich noch für ihn interessieren. Wie auch immer, wir müssen die Sache mit ihm zu einem Abschluss bringen.« Er zögerte eine winzige Sekunde, dann fügte er hinzu: »Außerdem ist es die einzige Möglichkeit, wie du dich befreien kannst.«
Gefühle stiegen in Lindsay auf, Gefühle, die sie mit äußerster Anstrengung tief in sich hatte vergraben wollen, nachdem sie festgestellt hatte, dass sie sie nicht in den Griff bekommen konnte. »Was ist, wenn er nach Kentucky fahren und Gale Ann Cain sehen möchte?«
»Ich fliege später am Vormittag nach Williamstown«, sagte Griff. »Ich werde dich über Ms. Cains Zustand auf dem Laufenden halten. Und wenn Judd nicht völlig ausrastet, halt ihn nicht davon ab, Gale Ann Cain aufzusuchen. Fahr ihn einfach direkt zum Krankenhaus.«
Kapitel 2
D er Schnee der letzten Nacht hatte sich in einen kalten, erbarmungslosen Regen verwandelt. Die Scheibenwischer von Lindsays zwei Jahre altem Chevrolet Trailblazer LT bewegten sich auf höchster Stufe hin und her und waren trotzdem kaum in der Lage, mit dem heftigen Niederschlag fertig zu werden. Sie befand sich mit ihrem Geländewagen auf halber Strecke zwischen Griffs Haus in Knox County und dem alten Jagdhaus in Marion County, das seit mehreren Generationen im Besitz der Familie Walker war. Heute Morgen um
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