Killing Beauties: Thriller (German Edition)
Prolog
D ie grellen Lichter des Wagens blendeten sie. Sie konnte nichts sehen außer der weißen Helligkeit, die alles andere in ihrem Blickfeld überstrahlte. Sie wünschte sich, er würde die Scheinwerfer ausstellen.
Judd sah es gar nicht gern, wenn sie Kunden abends ein Haus zeigte, und normalerweise tat sie das, was Judd wollte. Aber ihre Karriere als Immobilienmaklerin kam gerade erst in Schwung, und wenn sie dieses Haus für eine halbe Million Dollar an Mr. und Mrs. Farris verkaufen könnte, würde ihre Maklerprovision reichen, das Kinderzimmer damit einzurichten. Nicht dass sie schwanger wäre. Noch nicht. Und nicht dass ihr Mann es sich nicht problemlos leisten könnte, das Kinderzimmer mit dem Besten vom Besten auszustatten. Es war nur so, dass Jennifer ihrem wundervollen Mann mit dem Baby ein Geschenk machen wollte, und das Kinderzimmer sollte ihr Geschenk für ihr Kind sein.
Schützend hob sie die Hand über die Augen und ging John und Katherine Farris auf dem Bürgersteig entgegen … ein aufstrebendes Unternehmerpaar, das ein weiteres Geschäft in Chattanooga gründen wollte. Sie hatte nur mit John Farris gesprochen und dabei herausgehört, dass John, genau wie ihr Ehemann, der Typ Mann war, der gern das Sagen hatte. Wie merkwürdig, dass Jennifer Judds altmodische Vorstellung von Beschützertum und Besitz liebte, wenn man bedachte, dass sie sich selbst für eine durchaus moderne Frau hielt.
Als John Farris seinen schwarzen Mercedes parkte und die Fahrertür öffnete, trat Jennifer mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. Er ergriff sie und lächelte freundlich.
»Guten Abend, Mr. Farris.« Jennifer sah sich suchend nach Mrs. Farris um.
»Es tut mir leid, Katherine ist in letzter Minute etwas dazwischengekommen. Sie wird so rasch wie möglich zu uns stoßen.«
Als John Farris seine silberblauen Augen über sie gleiten ließ, erschauderte Jennifer, ein merkwürdiges Gefühl der Beklommenheit machte sich in ihrer Magengrube breit. Du bist albern , sagte sie zu sich selbst. Sie tat nichts, um die Männer zu ermutigen, nichts, außer einfach schön zu sein, was sie der schlichten Tatsache verdankte, dass sie die Gene ihrer attraktiven Eltern geerbt hatte.
Jennifer seufzte. Manchmal war es ein Fluch, eine ehemalige Schönheitskönigin zu sein.
»Wenn Sie mit der Besichtigung auf Ihre Frau warten möchten, kann ich Ihnen ja schon mal die Fragen beantworten, die Sie vielleicht haben. Ich habe alle nötigen Informationen in meinem Aktenkoffer im Auto.«
Er schüttelte den Kopf. »Wir müssen nicht warten. Ich würde mich gern schon einmal umsehen. Wenn es mir nicht gefällt, wird Katherine auch kein Interesse haben.«
»Oh, ich verstehe.«
Er lachte leise. »Es ist nicht so, dass sie sich in allen Dingen nach mir richtet. Wir bemühen uns, es dem anderen recht zu machen. Ist das nicht der Schlüssel zu einer erfolgreichen Ehe?«
»Ja, ich glaube schon. Judd und ich bemühen uns jedenfalls darum. Wir sind ein frischverheiratetes Paar, das sich durch das erste Ehejahr tastet.« Jennifer blickte auf das weitläufige Haus aus Glas und Holz vor ihr und nickte in Richtung Eingangstür. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
»Es ist mir eine Freude, Ihnen zu folgen.«
Obwohl seine Antwort ihre Nervenenden zum Zittern brachte, schritt sie weiter auf die Eingangsstufen zu. Sie wusste, wie sie mit schwierigen Situationen umgehen musste, redete sie sich ein, sie wusste, wie sie sich gegen unerwünschte Avancen zur Wehr setzen konnte, es wäre schließlich nicht das erste Mal. In ihrer Handtasche steckte Pfefferspray und in ihrer Jackentasche ihr Handy.
Sie schloss die Haustür auf und drückte den Lichtschalter. Helligkeit durchflutete die geräumige Eingangshalle. »Das Haus hat 1975 ein Architekt für sich gebaut.«
John Farris blieb in der Tür stehen. »Wie viele Zimmer?«
»Zehn«, antwortete sie und machte eine einladende Handbewegung. »Bitte, kommen Sie doch herein.«
Er betrat die Eingangshalle und ließ den Blick schweifen, durch das riesige Wohnzimmer und nach rechts in den offenen Essbereich. »Das scheint mir ideal für Gäste zu sein.«
»Oh, das ist es. Es gibt auch eine hochmoderne Küche. Die Küche wurde erst vor vier Jahren von dem gegenwärtigen Besitzer komplett erneuert.«
»Ich würde gern einen Blick hineinwerfen«, sagte er. »In Haushaltsdingen bin ich der Chef. Katherine kann nicht mal Wasser kochen.«
Ein wenig unbefangener führte Jennifer ihn durch das Esszimmer und in
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