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Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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sein, sie trinkt so gut wie ständig, seit Dad weg ist.

    (it’s her way of talking to jesus)

    Ihr Getränk ist Whisky und Kaffee. Whisky in schwarzem Kaffee. Der Whisky hält sie betrunken und der Kaffee hält sie wach. Sie trinkt das Zeug becherweise, Tag und Nacht. Dazu kommen die verschriebenen Antidepressiva, ab und zu ein Joint und die nicht verschriebenen Schlaftabletten (die sie sich im Internet besorgen muss, weil ihr der Arzt keine mehr gibt). Insofern überrascht es echt nicht, dass ihre Augen die meiste Zeit glasig sind.
    Aber das ist schon okay.
    Ich mein, sie ist okay.
    Sie funktioniert.
    Wir passen aufeinander auf.
    Sie ist meine Mum.
    Wir lieben uns.
    »Ich kümmer mich mal ums Einkaufen«, sag ich zu ihr. »Ist nicht mehr viel da.«
    Sie nickt und trinkt einen Schluck aus dem Becher. »Danke, Schatz.«
    »Ich mach’s jetzt gleich.«
    Sie lächelt. »Und ich mach dir was zu essen. Warmes Sandwich, ja?«
    »Ja, super.«

    Oben in Mums Schlafzimmer knie ich mich neben ihr Bett, klapp den abgetretenen roten Teppich zurück (wie ich es schon so oft gemacht hab), hak meinen Finger in das vertraute Astloch im Dielenbrett darunter und heb es vorsichtig an. Ich hol die £ 230 (plus/minus) aus meiner Tasche, beug mich zu dem Loch unter den Dielen und zieh die dunkelgrüne Sporttasche auf, die dort seit zwei Jahren ihr Dasein fristet. Einen Moment zöger ich, starr durch das staubige Dunkel auf den Inhalt der Tasche und frag mich (wie ich mich schon so oft gefragt hab), wo das Ganze eigentlich herkam und was es zu bedeuten hat … und wieso und wann und wo und wer … aber dann schüttel ich bloß (wie immer) den Kopf und versuch, es zu vergessen.
    Ich leg die £ 230 zurück in die Tasche, zieh den Reißverschluss zu, setz das Brett wieder ein, klapp den Teppich drüber und geh in mein Zimmer.

    Jetzt sitz ich an meinem Schreibtisch und glotz mit trübem Blick auf den Bildschirm von meinem PC, während ich mich in die Internetseite von Tesco’s einlogge. Jesus und Mary haben sich in ihre Körbchen gelegt und aus den P C-Lautsprechern dröhnt
Her Way of Praying
:

    (she’s keeping time
    keeping time
    with the mystery rhyme)

    Und ich frag mich nicht mehr, wo das Ganze eigentlich herkam, ich frag mich gar nichts mehr, ich denk auch nicht an Mum … ich denk an überhaupt nichts. Ich mach einfach, was zu tun ist – ich erledige Einkäufe. Gewöhnlich mach ich das alle zwei Wochen, aber wegen Weihnachten und Silvester ist alles ein bisschen durcheinandergekommen. Ist ja nicht wichtig. Wir kriegen eh immer genau das Gleiche, deshalb muss ich mich bloß einloggen, mein Passwort eingeben und die Bestellung vom letzten Mal neu wieder rausschicken. Also, manchmal stöber ich natürlich noch auf der Seite und guck, ob es vielleicht was zum Anziehen gibt, das ich bestellen könnte, oder irgendwelches Schreibzeug, P C-Kram und so. Und manchmal sagt Mum, ich soll ihr ein Buch bestellen (sie liest nur Bücher, die irgendwie mit dem Fernsehprogramm zusammenhängen, wie diese CS I-Romane oder die Vorschlagsbände vom Buchclub … oder manchmal auch was von Jamie Oliver oder Trinny und Susannah, diesen Modetussen. (Weiß der Himmel, warum sie den Kram liest, wo sie doch weder kocht noch sich irgendwas draus macht, wie sie aussieht.) Aber meistens ist es alle zwei Wochen die gleiche Einkaufsliste.
    Also, ich logge mich jedenfalls in die Seite ein, meld mich an, geb ein, wann geliefert werden soll, klick die Bestellung an, bezahl, meld mich wieder ab und logge aus … und bis ich mit allem fertig bin, hat mir Mum einen Teller mit warmemSchinkensandwich und ein Glas Cola hingestellt und wir haben ein bisschen geredet (nicht viel) und danach ist Mum wieder runtergegangen, zurück zu ihrem Sessel, ihrem Drink und ihrem Fernseher, und ich sitz hier mit meinen zwei Hunden, meinen Sandwiches, meiner Cola und meinen Bibeln auf dem Bett.
    Es ist halb sieben.
    Natürlich hab ich nicht vor, zu der Party von Mel und Taylor zu gehen, aber wenn ich es überlegen würde (was ich nicht tu), hätt ich jetzt noch ungefähr zwei Stunden Zeit, um mich zurechtzumachen.
    Aber ich geh ja nicht.
    Warum sollte ich?
    Ich beiß in das warme Sandwich und schlag die
Illustrierte Kinderbibel
auf.

    (hope in hope in the sky)

    In der
Illustrierten Kinderbibel
steht nichts von dem Leviten und seiner Konkubine, was mich nicht sonderlich wundert. Ich meine, wer will schon, dass seine Kinder so was lesen? Die könnten ja eine ganz falsche Vorstellung

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