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Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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uns nicht gesagt, wohin wir fahren, und auch sonst überhaupt nichts, sondern uns einfach nur ganz früh geweckt und gemeint, wir sollten uns mit dem Anziehen beeilen, weil wir den Tag über wegfahren würden. Zuerst dachten Mum und ich, es ginge bloß ans Meer oder so, aber als das Taxi kam und uns zum Bahnhof brachte und wir gerade noch rechtzeitig ankamen, um den Zug nach London zu erwischen (in dem Plätze erster Klasse für uns reserviert waren) … tja, da war es ziemlich eindeutig, dass wir nicht bloß ans Meer fuhren. Und noch eindeutiger wurde es, alswir in London ausstiegen und vor dem Bahnhof eine Stretchlimousine wartete. Klar, ich weiß, dass Stretchlimos heute nicht mehr so eine riesige Sache sind, aber es war trotzdem ganz schön cool und (weil wir alle so absolut
un cool
waren) auch ziemlich lustig. (Deshalb lachten und kicherten wir beim Einsteigen allesamt wie die Blöden.) Innen drin war die Limo mit Ledersitzen, Luxusausstattung und sonst was gestylt und der Fahrer trug Uniform und Mütze, und während der Fahrt schenkten sich Mum und Dad nobel aussehende Drinks aus nobel aussehenden Flaschen ein (und ich kriegte geeiste Cola in einem hohen Glas) und Dad zeigte mir draußen all die berühmten Wahrzeichen (Buckingham Palace, Big Ben, Trafalgar Square) … und schließlich hielten wir vor diesem riesigen Protzhotel an und ein Hoteltyp (auch er in Uniform und mit Mütze) öffnete die Wagentür und hieß uns willkommen … und das war wieder echt lustig, denn er verbeugte sich ständig und nannte Mum und Dad
Madam
und
Sir
, und ich denke, keiner von beiden war je so behandelt worden. Vor allem nicht Dad. Ich meine, Dad war eher so grungemäßig, ein bisschen punkig, einen Hauch Richtung Hippie. Ich glaub, du weißt schon, was ich damit sagen will – schulterlange blond gefärbte Haare, schwarzer Nagellack, schlabberige Pullover mit Löchern drin und zerrissene schwarze Jeans, Ohrringe, Stecker, Patschuli-Öl … so eine Art mittelalter (und untoter) Kurt Cobain. Ein Kurt Cobain, der nicht berühmt war und der mit Frau und Tochter in einem beschissenen kleinen Haus mit drei Zimmern wohnte.
    Und trotz dieser Unberühmtheit und Punkigkeit von meinemDad (und meiner und Mums allgemeiner Schlabberigkeit)
Madam-
und
Sir- te
uns dieser Typ ins Hotel und Dad steckte ihm (mit einem schlitzohrigen Zwinkern in meine Richtung) £ 5 Trinkgeld zu (weiß Gott übrigens, wo er das ganze Geld für diesen Ausflug herhatte – inzwischen bin ich mir ziemlich sicher, dass es aus irgendeinem miesen, schmutzigen Geschäft stammte) und danach führte uns Dad in das Hotelrestaurant, das unglaublich riesig und vornehm war, und wir aßen das wahrscheinlich teuerste Menü der Welt.
    Es war fantastisch.
    Mum und Dad konnten gar nicht mehr aufhören, sich die ganze Zeit anzulächeln.
    Dad grinste mir ständig zu.
    Und ich saß einfach nur da, schlug mir den Bauch voll und schaute (mit staunenden Augen) den reichen Leuten beim Essen zu.
    Es war wunderbar.
    Aber das war nur der Anfang.
    Nachdem wir uns dumm und dämlich gefressen hatten, überraschte uns Dad schon wieder, indem er mit uns in den fünfzehnten Stock fuhr und uns in das beste Zimmer vom ganzen Hotel führte, das er nicht einfach bloß so für die Nacht gebucht, sondern auch noch mit lauter unglaublich schönen Sachen gefüllt hatte. Überall standen große Blumensträuße rum, Pralinenschachteln, Champagnerflaschen, Schalen mit Süßigkeiten, ein paar total alberne, süße Kuscheltiere, eine Auswahl DVDs und Computerspiele … er hatte sogar irgendwo einen ganzen Stapel Brettspiele aufgetrieben –
Monopoly, Twister, Cluedo, Risiko
.
    Das Zimmer war so was wie Aladins Höhle.
    In Luxusausgabe.
    Wir verbrachten den restlichen Tag in London (mit unserer Stretchlimo), kauften ein, guckten uns Sehenswürdigkeiten an, dann fuhren wir zum Ausruhen ins Hotel und danach ging es weiter, diesmal auf eine Eisbahn (wo Dad mindestens hundertmal hinflog), und am Abend blieben wir auf unserm Zimmer, spielten Spiele, sahen fern, bestellten den Zimmerservice, tanzten wie verrückt zu bescheuerten alten Songs und lachten uns krumm, bis wir es einfach nicht mehr schafften, noch länger wach zu bleiben. Irgendwann gegen Morgen sind wir dann total müde ins Bett gekrochen, das so groß wie ein Fußballfeld war, und Arm in Arm eingeschlafen.

    (and heaven i think
    is too close to hell)

    Ja, er war der Beste, mein Dad. Selbst in seinen schlimmsten Phasen war er echt der Beste. Aber er

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