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Kinder des Mars

Kinder des Mars

Titel: Kinder des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skylar Hamill
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für ihn war kein einziger Brief dabei. Ella las den ältesten zuerst.

    Liebe Ella,
    es ist an der Zeit, dass ich dir verrate, was wir sind.
    Aber ich bringe es nicht über mich. Du bist erst sieben.
    Ich weiß, dass andere Kinder früher initiiert werden,
    manche wachsen vom ersten Tag an mit Magie und Mythen
    auf. Du magst sagen, dass dir Zauberei nicht neu ist und
    du doch viele Märchen kennst. Aber du denkst, dass das
    alles nicht wahr ist, dass es nur Geschichten sind.
    Das stimmt nicht. Wir sind Hexen, Ella, ich und du, und
    meine Mutter vor mir. Eigentlich bin ich keine richtige
    Hexe mehr, denn ich habe meine Kräfte mit Jacks Geburt
    verloren. Aber ich habe nicht vergessen. Und ich kann
    sehen, dass die Mächte, über die ich nicht mehr gebiete,
    in dir schlummern. Doch du bist mein kleines Mädchen,
    und die Hexerei bringt Gefahren mit sich. Darum verzeih,
    wenn ich dir nur diesen Brief schreibe, statt es dir zu
    sagen. Ich hoffe, du wirst ihn erst sehr viel später
    lesen.
    Deine Tante Ginger

    Bei den weiteren Briefen stellte Ella fest, dass es nur neue Versionen des ersten waren. Im Wesentlichen stand dasselbe darin, mit dem Unterschied, dass Ginger mehr und mehr unter Druck zu stehen schien, Ella endlich alles zu gestehen. Sie ergänzte einige Dinge, bemühte sich um ausführlichere Erklärungen und entschuldigte sich, ihre Nichte nicht längst eingeweiht zu haben.
    Ella seufzte schwer in die modrige Stille hinein. Ginger hatte sie stets wie ihre Tochter behandelt. Sie hatte alles bekommen, was Jack zu Teil wurde. Gingers Liebe und Fürsorge, die Ausflüge nach Disneyland, die Reisen, den College Fund. Und Gingers Magie? Warum hatte Jack diese Kraft nicht? Übertrug sie sich nur auf Frauen? Warum sprach Ginger dann nicht von Rose, ihrer Schwester, Ellas eigentlicher Mutter? Und Gingers andere Nichten, Ellas Schwestern, waren sie Hexen?
    Ginger hatte sie mit keinem Wort erwähnt. Und Ella konnte ihre Tante mit den feuerroten Haaren nicht mehr fragen. Ihre Eltern konnte sie noch weniger fragen, die würden sie höchstens auslachen.
    Auf einmal fühlte Ella sich sehr allein. Sie sank in sich zusammen, zog die Knie an und verbarg den Kopf zwischen den Armen. Tränen liefen ihr die Wangen hinunter. Ella machte sich nicht die Mühe, sich zusammenzureißen. Alleinsein hatte seine Vorteile, niemand hörte sie, niemandem musste sie etwas vorspielen. Sie weinte, bis sie sich von allein beruhigte.
    Nach einer Weile wurde ihr kalt. Ella raffte sich auf, putzte die Nase und machte sich daran, den Keller zu verlassen. Ella sammelte die Briefe auf, den Rest ließ sie, wo er war. Sie schloss die Luke hinter sich, knipste die Taschenlampe aus und setzte sich ins Wohnzimmer. Sie versuchte, Jack anzurufen.
    Der Teilnehmer war nicht erreichbar.
    Nun fühlte sie sich wirklich verlassen. Ella musste ihre Entscheidung für sich selbst treffen, ohne Rat und Beistand. Es ging sowieso nur sie etwas an. Aber entscheiden musste sie sich, denn in ihrem Innern tobte ein Kampf, der sie sonst zu zerreißen drohte.
    Jack hatte in den letzten Tagen seltsame Fragen gestellt und Ella an seinem Verstand gezweifelt. Dabei war das Letzte, was sie wollte, an Jack zu zweifeln. Was Ginger über Magie geschrieben hatte, war nicht weniger verrückt als Jacks Beschäftigung mit Unsterblichen. Doch auch an Ginger wollte und konnte Ella nicht zweifeln. Sie und Jack hatten ihr niemals einen Grund gegeben, ihnen zu misstrauen.
    Dann sollte ich jetzt nicht damit anfangen , dachte Ella. Sie beschloss, weiter ihr Vertrauen in Jack und Ginger zu setzten. Mit einer anderen Möglichkeit mochte sie nicht leben.
    Ella entschied sich für diese neue Welt, trotz der Angst, die sie vor dem Unbekannten empfand. Was auch immer auf sie zukam, immerhin würde sie Gingers Zustimmung fühlen und Jacks Gesellschaft haben.
    Sie versuchte noch einmal, Jack anzurufen und sah dabei auf ihre Zwillingsuhr. Tag und Datum stimmten, auch die Zeit, aber der Sekundenzeiger bewegte sich nicht mehr. Die Uhr war soeben stehen geblieben.

22

    Jack hatte schon vor zehn Tagen sein Handy bei Vivian abgeben müssen. Von dem Augenblick an, da er sich entschieden hatte, unsterblich zu werden, war ihm der Kontakt zu den Sterblichen verboten. Vivian erklärte, es sei wichtig, sämtliche Bande zu seiner Vergangenheit zu durchtrennen. Er durfte sich nicht einmal verabschieden.
    Das schmerzte ihn. Jack war nicht damit einverstanden, er fand es falsch, aber er verschwendete keine Energie

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