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Kinder des Mars

Kinder des Mars

Titel: Kinder des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skylar Hamill
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Flug für den nächsten Tag. Sie packte, stellte den Wecker und fiel ins Bett. Der Trip war anstrengend gewesen.
    Am nächsten Morgen war Ella schon wieder unterwegs. Bis sie nachmittags in Nebraska ankam, wurde es dort bereits dunkel. Sie nahm ein Taxi zu Gingers Haus. Ihrer Familie hatte sie ihr Kommen nicht angekündigt.
    Der Ersatzschlüssel lag noch immer unter dem schweren Blumenkübel in der rechten Ecke der Veranda. Der Rosenstock, der einst so schön darin geblüht hatte, war längst kaputt. Verwelkt, getrocknet, geschrumpft. Nur ein Stumpf lugte aus der toten Erde hervor. Aber der große Topf stand noch da, und unter ihm war der Schlüssel.
    Das Schloss war schwer gängig. Ella drehte den Schlüssel energisch zweimal um. Die Tür öffnete sich.
    Ella hatte das mulmige Gefühl, ein Mausoleum zu betreten. Gingers Gruft, der Ort, an dem ihr Geist verweilte – im übertragenen Sinne. An wirkliche Geister glaubte Ella nicht und sie verspürte keine Furcht vor einem übernatürlichen Bewohner, doch alles war so, wie Ginger es verlassen hatte. Niemand hatte etwas geändert. Ihre Tante hatte die letzten zwanzig Jahre ihres Lebens in diesem Haus verbracht. Wenn Ginger etwas hinterlassen hatte, dann hier.
    Sam hatte von einem Keller gesprochen. Darum ging Ella nicht nach oben in ihr altes Zimmer, oder in Jacks. In Erinnerungen konnte sie später schwelgen. Zuerst musste sie wissen, ob Sams Behauptung ein Fünkchen Wahrheit enthielt.
    Ella betätigte den Lichtschalter. Zu ihrer Überraschung flammte die Glühbirne im Flur auf. George hatte sich wohl nie die Mühe gemacht, den Strom abzumelden. Oder es nicht gewollt. Er war nie zurückgekehrt und hatte sich nicht gekümmert, was der verwilderte Garten bewies, aber er hatte das Haus auch nicht von seinen Lebensadern abgeschnitten. Als Ella in der Küche den Wasserhahn aufdrehte, funktionierte er. Nach einem Moment wurde das Wasser sogar heiß.
    Sie sah sich den Boden an. Die Fliesen waren perfekt ebenmäßig. Auch im Parkett im Flur und unter den Teppichen im Wohnzimmer konnte Ella keine Unebenheiten finden, die eine Falltür verrieten. Sie kontrollierte das kleine Bad – Fehlanzeige. Ella atmete auf. Sam hatte sicher gelogen. Dennoch, ein Raum blieb.
    In der Waschküche fand sie unter dem verstaubten Teppich eine Luke. Ella stöhnte. Sie hätte lieber keine gesehen, aber Ella hob sie an. Festgetretene, erdige Stufen kamen zum Vorschein. Unten war es dunkel. Ella lief nach oben in ihr Kinderzimmer und suchte nach ihrer Taschenlampe. Auch hier oben war alles wie am letzten Tag. Ella hatte Glück, sogar die Batterien funktionierten. Mit der Lampe in der Hand machte sie sich an den Abstieg in den neuentdeckten Keller.
    Unten war ein Lichtschalter. Ella probierte ihn. Kein Licht ging an. Mit der Lampe leuchtete sie am Stromkabel entlang, sah die Glühbirne unter der Decke hängen und trat näher. Der Draht war kaputt.
    Der Gang vor ihr führte ein kleines Stück geradeaus, dann nach links. In die Wand war ein Tresor eingelassen, unverschlossen und leer. Am Ende des Ganges wartete eine Tür. Sie quietschte in den rostigen Angeln, ließ sich aber leicht öffnen.
    Der Raum dahinter war eine Sackgasse und stellte das Ende des kleinen Kellers dar. Er war nicht mit Zement ausgegossen, die Wände bestanden aus Ziegelsteinen, die von bröckelndem Mörtel gehalten wurden. Der Boden war mit Steinplatten ausgelegt, zwischen denen dunkle Erde hervorschaute. Im Schein ihrer Lampe entdeckte Ella auch hier an der Decke eine Lampenfassung, allerdings ohne Glühbirne. Das Kabel führte zurück zum Eingang. Ella bezweifelte, dass die alte Elektrik funktionierte, wenn sie nur neue Birnen einsetzte. Sie hoffte stattdessen, dass ihre Batterien hielten.
    In dem kleinen Raum stand lediglich eine alte Reisetruhe aus Holz und Leder mit Eisenbeschlägen, die ebenfalls rostzerfressen waren. Auch sie war unverschlossen. Ginger hatte sich sehr sicher gefühlt. Oder gewollt, dass jemand ihr Geheimnis lüftete. In der Truhe lagen Bücher, Kerzen, Schalen, Runensteine und ein Stapel Briefe. Das Papier war klamm, doch die Schrift gut lesbar. Alle waren an Ella adressiert.
    Sie öffnete sie und ordnete sie nach Datum. Der älteste trug das Datum ihres siebten Geburtstages, der erste Januar 1998, der nächste das ihres elften und den dritten hatte Ginger an Ellas dreizehntem verfasst. Danach hatte ihre Tante jedes Jahr zu ihrem Geburtstag einen Brief an sie geschrieben. Es war auch Jacks Geburtstag, doch

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