Kinder des Wassermanns
Fischhaut, das sie trug, nachdem sie auf dem Meeresgrund gewesen war, zeigte das Tal zwischen ihren Brüsten und reichte ihr kaum über die Hüften. Aber sie hatten Ingeborg, die sie mit nach unten nehmen konnten.
Die Menschenkleider waren von dieser Frau besorgt worden, die allein durch die von Räubern unsicher gemachten Wälder nach Hadsund ging, Ranild für das Vorhaben interessiert und sich mit den Geschwistern am Strand des Manager-Fjords getroffen hatte, von wo aus sie sie zu ihm führte. Als der Handel mit Handschlag besiegelt war, mußte Ranild erst noch seine Männer zum Mitmachen bewegen. Der hagere, düster blickende, aschfahle Oluv Ovesen, sein Stellvertreter, hatte nicht gezögert; die Habgier beherrschte sein Leben. Torben und Lave sagten, mit scharfem Stahl hätten sie schon und mit dem Seil würden sie am Ende Bekanntschaft machen, also warum in der Zwischenzeit nicht auch mit einem Kraken? Palle Tygve und Sivard hatten sich überreden lassen. Aber der letzte Matrose kündigte, was der Grund dafür war, warum der junge Niels Jonsen angeheuert worden war.
Keiner fragte Ranild, was aus dem früheren Mannschaftsmitglied geworden war. Es war wichtig, die Sache geheimzuhalten, damit die Priester sie nicht verboten oder der Adel dabei mitmischen wollte. Aslak wurde einfach nie mehr gesehen.
An diesem ersten Tag segelte die
Herning
an den breiten Stränden und der donnernden Brandung von Kap Skagen vorbei und durch das, Skagerrak in die Nordsee. Sie mußte Schottland umrunden und sich dann südwestlich halten, bis sie eine bestimmte Stelle ein gutes Stück jenseits von Irland erreichte. Auch wenn sie ein guter Segler war, brauchte sie von Gott gesandte Winde, wollte sie es in weniger als zwei Wochen schaffen – und tatsächlich dauerte es genau diese Zeit.
Da sie unter Ballast fuhr, war unter Deck viel Platz, und dort schliefen die Männer. Die Halbblutkinder verabscheuten diese düstere, schmutzige, von Ratten verseuchte, niedrige Höhle und legten sich auf dem Deck nieder. Sie benutzten weder Schlafsäcke noch Decken, nur Strohsäcke. Oft sprangen sie über Bord, tummelten sich rings um das Schiff und verschwanden zuweilen für eine oder zwei Stunden unter der Oberfläche.
Ingeborg sagte einmal zu Tauno, sie würde lieber mit ihm und seinen Geschwistern an Deck bleiben, doch Ranild habe ihr befohlen, die Nächte im Frachtraum zu verbringen, für jeden bereit, der sie wollte. Tauno schüttelte den Kopf. »Die Menschen sind ein widerwärtiger Haufen«, bemerkte er.
»Deine kleine Schwester ist menschlich geworden«, antwortete sie. »Und hast du deine Mutter, Vater Knud und deine Freunde in Alsen vergessen?«
»N-n-nein. Und dich auch nicht, Ingeborg. Wenn wir erst wieder zu Hause sind ... aber natürlich werde ich Dänemark verlassen müssen.«
»Ja.« Sie wandte den Blick ab. »Wir haben noch einen guten Freund an Bord. Den Jungen Niels.«
Er war der einzige Mannschaftsangehörige, der sie nicht gebrauchte, und trotzdem war er derjenige, der immer höflich und fröhlich mit ihr sprach. (Tauno und Kennin hielten sich gleicherweise von jenem Strohsack im Frachtraum fern. Die Männer, die sich jetzt in Ingeborgs Besitz teilten, waren keine ehrlichen Bauern und Fischer, und sie selbst hatten die Wogen zum Schwimmen, Seehunde und Delphine zum Spielen und fließende grüne Tiefen zum Aufenthalt.) Wenn Niels Freiwache hatte, folgte er Eyjan schüchtern aus der Ferne, und sonst tat er es mit seinen Augen.
Die übrigen Männer kümmerten sich nicht mehr um die Halbblutkinder, als sie mußten. Sie nahmen die frischen Fische an, die sie an Bord brachten, wollten aber mit den Überbringern nicht sprechen, wenn der Fang verzehrt wurde. Bei Ingeborg ließen sie Bemerkungen lallen wie: »Verdammte Heiden ... hochmütiges Pack ... sprechende fiere ... schlimmer als Juden ... Uns würden viele Sünden vergeben, wenn wir ihnen die Kehlen durchschnitten, wie? ... Also, bevor ich mein Messer in dieses barbeinige Weib stoße, werde ich erst noch etwas anderes tun ...« Ranild behielt seine Meinung für sich. Auch er wahrte Abstand von den drei Geschwistern, nachdem seine wenigen Versuche, Freundschaft zu schließen, abgewiesen worden waren. Tauno hatte sich bemüht, ihm entgegenzukommen. Aber die Redensarten des Skippers langweilten ihn, wenn sie ihn nicht anekelten, und sich zu verstellen hatte er nicht gelernt.
Niels mochte er gern. Sie sprachen jedoch selten miteinander, denn I anno war wortkarg, außer wenn er
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