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Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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hochgewachsenen, schüchternen Jungen zu.
    »Willkommen«, sagte sie.
    »hast du ... darf ich ... darf ich bei dir bleiben?«
    »Ja bitte.« Eyjan wies nach Steuerbord und Backbord, wo sich das Mondlicht in großen, rollenden Wogen fing. »Ich sehne mich danach, ins Wasser zu sein. Lenke meine Gedanken davon ab, Niels.«
    »Du ... du ... du liebst deine See, nicht wahr?«
    »Was kann man mehr lieben? Tauno hat einmal ein Gedicht darüber gemacht – ich kann es nicht gut auf dänisch sagen – laß es mich versuchen:
Oben tanzt sie, in Sonne gekleidet, in Sonne, in Mond, in Regen, in Wind, Möwen und Schaumküsse verteilend. Unten ist sie grün und golden, ruhig, alles liebkosend, sie, deren Kinder in Schulen und Herden und Scharen nicht zu zählen sind. Sie schützt und beschenkt die Welt. Aber ganz weit unten bewahrt sie, was sie niemals ans Licht bringen wird, Geheimnis und Entsetzen, den Mutterleib, in dem sie sich selbst trägt. Jungfrau, Mutter und Herrin der Mysterien, nimm am Ende meine müden Gebeine in dich auf! ...
Nein.« Eyjan schüttelte den Kopf. »Das ist nicht richtig. Vielleicht, wenn man an deine Erde denkt, an das große Rad des Jahres und daß ... Maria? ... sie, die einen Mantel in der Farbe des Himmels trägt ... vielleicht könnte man dann
    ich weiß nicht, was ich zu sagen versuche.«
    »Ich kann nicht glauben, daß du seelenlos bist!« sagte Niels leise.
    Eyjan zuckte die Schultern. Ihre Stimmung schlug um. »Mir wurde erzählt, unsere Rasse habe freundschaftlich zu den alten Göttern und vor ihnen mit noch älteren Göttern gestanden. Und doch haben wir sie niemals angebetet oder Opfer gebracht. Ich habe versucht, diese Dinge zu verstehen, aber es ist mir nicht gelungen. Braucht ein Gott Fleisch oder Gold? Berührt es ihn, wie man lebt? Wird er gnädig gestimmt, wenn man sich winselnd vor ihm niederwirft? Kümmert es ihn, ob man sich um ihn kümmert?«
    »Ich kann den Gedanken nicht ertragen, daß du eines Tages zu nichts werden wirst. Ich bitte dich, laß dich taufen.«
    »Ho! Dann ist es noch wahrscheinlicher, daß du auf den Meeresgrund kommst. Das heißt nicht, daß ich selbst dich dorthin mitnehmen könnte. Mein Vater kannte den dafür notwendigen Zauber, aber drei kennen ihn nicht.« Sie legte eine Hand auf die seine, die die Reling so fest umklammerte, daß seine Finger schmerzten. »Aber ich würde dich gern mitnehmen Niels«, flüsterte sie. »Nur für eine Weile, nur u das, was ich liebe, mit dir zu teilen.«
    »Du bist zu ... zu freundlich.« Er wandte sich zum Gehen. Sie zog ihn zurück.
    »Komm«, lächelte sie. »Unter dem Vordeck finden wir Dunkelheit und mein Bett.«
    »Was?« Er konnte es nicht gleich verstehen. »Aber du ... aber ...«
    Ihr leises Lachen war wie eine Liebkosung. »Hab keine Angst. Wir Meerfrauen kennen den Zauber, der eine Empfängnis nur zuläßt wenn wir es wünschen.«
    »Aber ... nur zum Spaß ... mit
dir ...«
    »Um mehr als die Lust miteinander zu teilen, Niels.« So leicht ihr Hand auch seinen Arm berührte, er konnte dem Zug nicht mehr wider stehen.
     
    Tauno und Kennin hielten im Wasser nicht umsonst Wache. Sie warnten erst vor einem Felsen und später vor einem treibenden Boot, vielleicht von einem Schiff losgerissen, das es im Schlepptau gehabt hatte Zu dieser Zeit des Jahres waren das hier vielbefahrene Gewässer. Ranilds Gefühle den Brüdern gegenüber waren, als sie im Morgengraue an Bord kamen, geradezu herzlich.
    »Gottes Blut!« rief er und legte Kennin die Hand auf die Schulter. »Euresgleichen könnte in der königlichen Flotte oder in der Handelsschiffahrt einen schönen Pfennig verdienen.«
    Der Junge glitt unter der Hand hinweg. »Ich fürchte, der Pfennig müßte schöner sein als alles, was die besitzen«, lachte er, »um mich dazu zu bewegen, im Geruch eine Kloake zu stehen, wie es dein Atem ist.«
    Ranild schwang die Faust in seine Richtung. Tauno trat zwischen sie. »Schluß damit!« befahl der ältere Bruder. »Wir wissen, welche Arbeit getan werden muß und wie die Beute zu verteilen ist. Die Grenzlinie zwischen uns soll besser nicht übertreten werden – von keiner Seite aus.«
    Ranild spuckte aus und stampfte mit einem Fluch davon. Seine Männer murrten.
    Bald danach fand Niels sich auf dem Achterdeck von vieren, die Wache hatten, eingekreist. Sie knufften und verhöhnten ihn, und als er ihnen nicht Rede und Antwort stehen wollte, zogen sie die Messer und sprachen davon, sie wollten ihn so lange schneiden, bis er es täte.

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