Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinderfrei

Kinderfrei

Titel: Kinderfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Huber
Vom Netzwerk:
betrachtet gibt es gute Gründe, keine Kinder in die Welt zu setzen. Umweltzerstörung, Ressourcenübernutzung, Artensterben, Armut, Hunger und Verteilungsungerechtigkeit sind in aller Munde. Die Tatsache jedoch, dass die Größe und das rapide Wachstum der Weltbevölkerung in engem Zusammenhang mit diesen Problemen stehen und sie noch zusätzlich verschärfen, wird in der Öffentlichkeit bisher kaum diskutiert. Der bloße Gedanke daran, dass es nicht nur bei Tieren, sondern auch bei Menschen so etwas wie eine zu hohe Population geben könnte, verursacht bei vielen Menschen erhebliches Unbehagen. Häufig wird irrigerweise angenommen, dadurch würden Menschen als überzählig, überflüssig, ja gar schädlich abgeurteilt. Dabei ist genau das Gegenteil richtig. »Überbevölkerung« bezeichnet lediglich den Umstand, dass die Ressourcen eines bestimmten Gebiets nicht ausreichen, um die in ihm lebenden Individuen auf Dauer zu versorgen. Und deshalb ist die Frage, wie viele Menschen unser Planet ertragen kann, nicht nur legitim, sondern zwingend erforderlich. Gerade wenn man den Wert des Individuums und seine Menschenwürde respektiert, muss man sich nach Kräften bemühen, das Bevölkerungswachstum zu stoppen, damit langfristig nicht mehr Menschen auf unserem Planeten leben, als dieser verkraften kann. Nur so hat jeder Einzelne eine Chance auf ein Leben in Würde, ohne Armut und Hunger.
    Davon abgesehen verursacht die hohe Bevölkerungsdichte in Ländern wie Deutschland ihre ganz eigenen Probleme – ganz zu schweigen von einem Verlust an Lebensqualität.
    Unter diesen Gesichtspunkten ist Kinderfreiheit nicht nur eine akzeptable Lebensform, sondern stellt ein wichtiges Gegengewicht zur Mehrheit der Menschen dar, die Kinder haben oder zukünftig bekommen werden.
    Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich will keineswegs die Entscheidung für Kinder abwerten oder die wichtigen und erheblichen Leistungen in Abrede stellen, die viele Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder erbringen. Dieses Buch richtet sich lediglich gegen die pauschale Glorifizierung von Elternschaft und die damit einhergehende Verteufelung von Menschen ohne Kinder. Denn diese schadet uns allen, vor allem den Kindern und Jugendlichen selbst, um die es doch angeblich geht. Zum einen werden durch die Subventionierung von Eltern, die finanziell in keiner Weise auf Unterstützung angewiesen wären, Mittel gebunden, die dann an anderer Stelle fehlen, etwa bei der Förderung von Kindern aus sozial schwachen Familien, Schulen und Kindergärten. Zum anderen wird eine sachliche Diskussion über die dringend notwendige Umkehr in der Familienpolitik verhindert. Die besteht darin: Erstens weniger Transferleistungen an Eltern, mehr direkte Unterstützung von Kindern und Jugendlichen. Zweitens weg von der blinden, unreflektierten Förderung unserer Vermehrung und hin zu einer Familienpolitik, die auch den Faktor der ökologischen Nachhaltigkeit berücksichtigt. Eine solche Politik wäre wahrhaft verantwortungsvoll gegenüber den kommenden Generationen.

1 Artikel 6 GG – ein seltsamer Grundgesetzartikel und seine noch seltsamere Auslegung
    2009 wurde das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland 60 Jahre alt. Wie es sich gehört, wurde dieser runde Geburtstag gebührend gefeiert. Doch desillusioniert und politik(er)verdrossen, wie viele von uns mittlerweile sind, reagieren wir anlässlich solcher Jubiläen häufig nicht mit Stolz und Freude, sondern wegen der penetranten Selbstbeweihräucherung unserer Politiker, die sich via Fernsehbildschirm über uns ergießt, vor allem genervt. 50 Jahre Europäische Union? 60 Jahre Bundesrepublik? 20 Jahre Deutsche Einheit? Und wenn schon. Geh mir bloß weg damit.
    Dabei können wir auf unsere Verfassung eigentlich wirklich stolz sein. Natürlich ist sie alles andere als perfekt, wie jedes Menschenwerk, aber im Großen und Ganzen wirklich hervorragend gelungen. Allein schon der erste Satz: »Die Würde des Menschen ist unantastbar« (Art.1 I Satz 1 GG). Ein völlig zu Recht viel zitierter Klassiker.
    Mitten im sich daran anschließenden Grundrechtekatalog (der so wichtige Rechte enthält wie die Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit (Art. 5 GG), das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit (Art. 2 II Satz 1 GG) oder auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau (Art. 3 II Satz 1 GG) findet sich allerdings eine Vorschrift, die so gar nicht hineinzupassen scheint: Art. 6 GG, der da lautet: »Ehe und Familie stehen unter dem

Weitere Kostenlose Bücher