Kinderfrei
einmal ein Artikel über den Ökologischen Fußabdruck, den Klimawandel, Wasserknappheit oder ähnliche Probleme erscheint, ohne auf die Bevölkerungsproblematik einzugehen, wenn wieder einmal laut über Möglichkeiten nachgedacht wird, die Geburtenzahlen zu erhöhen, wenn wieder einmal auf Kinderfreien herumgehackt wird. Zudem sind im Anhang dieses Buches einige empfehlenswerte englischsprachige Webseiten und Blogs aufgeführt, die sich mit den Themen Umwelt und Bevölkerung sowie Kinderfreiheit beschäftigen. Vielleicht fühlt sich ja der eine oder andere von Ihnen inspiriert, diesen Seiten nachzueifern und auf diese Weise seine Stimme gegen den Pronatalismus zu erheben.
Nachwort
Kinderfreiheit hat viele Gesichter, spricht viele Sprachen und ist in vielen Ländern zu Hause. Doch während sich der Begriff »kinderfrei« in Staaten wie den USA, Großbritannien, Kanada und Australien bereits im Vokabular etabliert hat, fristet er im deutschsprachigen Raum leider noch ein Schattendasein – ein Umstand, der sich allerdings nicht negativ auf das Selbstverständnis der Menschen auswirkt, die sich hierzulande als »kinderfrei« bezeichnen. Sie empfinden ihr Leben ohne Nachwuchs ebenso als positiv und beglückend wie ihre englischsprachigen Seelenverwandten. Kinderfreie aber finden sich ebenso in so unterschiedlichen Ländern wie Südafrika, Kroatien, Mexiko, Japan, Malaysia, Singapur, Argentinien, Ungarn, Südkorea, Indien oder Finnland und selbst im Iran und in Pakistan. Es ist ein weltweites Phänomen, eine universelle Geisteshaltung. Angesichts des wichtigen Beitrags der Kinderfreiheit zur Bekämpfung der Überbevölkerung eine überaus erfreuliche Tatsache, die Hoffnung macht. Dabei ist das Phänomen keinesfalls so neu, wie man vermuten würde. Zu allen Zeiten und in allen Kulturen gab und gibt es einen Anteil von mindestens 10% der Frauen, die ohne Nachwuchs bleiben – gewollt oder ungewollt. Nach Ansicht mancher Forscher ist dies evolutionär begründet, da es, so paradox das klingen mag, langfristig zum Überleben der Gemeinschaft beiträgt. Warum? Zum einen, weil auf diese Weise »Ersatzeltern« bereitstehen, falls die leiblichen Eltern aus welchem Grund auch immer wegfallen; zum anderen, weil so ein zu starkes Bevölkerungswachstum verhindert wird, das die verfügbaren Ressourcen übersteigt. Eine interessante Theorie, für deren Richtigkeit gerade heutzutage einiges spricht. Denn, wir erinnern uns, um das weltweite Bevölkerungswachstum nach Kräften zu verlangsamen, wäre ein Absinken der durchschnittlichen Geburtenrate auf 1,5 Kinder pro Frau erforderlich. Dieses Ziel ließe sich allerdings nur erreichen, »wenn keine Frau mehr als zwei Kinder bekäme und gleichzeitig ein erheblicher Anteil keine Kinder hätte [Hervorhebung durch d. Verf.]«. 134
› Hinweis
Bevor Sie fragen: Nein, ich will niemanden bekehren. Nein, ich will nicht, dass die Menschheit ausstirbt, und nein, ich will auch nicht die Diskriminierung Kinderfreier durch eine Diskriminierung von Eltern ersetzen. Im Gegenteil, ich betrachte verantwortungsvolle Eltern und solche, die es werden wollen, als meine natürlichen Verbündeten, denn sie sollten schließlich das größte Interesse daran haben, eine lebenswerte Zukunft für kommende Generationen zu bewahren. Sehr wohl will ich allerdings, dass das pronatalistische Deutschland endlich aufwacht. Überall auf der Welt begreifen mehr und mehr Menschen die Gefahren des Bevölkerungswachstums, in Ländern wie Australien, Kanada, Großbritannien, Frankreich oder den USA wehren sich Bürger gegen die Fixierung ihrer Regierungen auf ein nationales Bevölkerungswachstum. Nur wir dämmern in dem Irrglauben dahin, dass mehr und mehr Kinder die Zukunft des Landes sichern. Es ist höchste Zeit, die Augen aufzumachen, den Ernst der Lage zu begreifen und umzudenken. Für manche mag Kinderlachen ja Zukunftsmusik sein, doch wenn wir nicht bald das familienpolitische Steuer herumreißen, dann werden die Kinder in Zukunft nicht viel zu lachen haben.
Weitere Kostenlose Bücher