Kinderkrankheiten von A–Z
Begabungen, aber auch seinen Grenzen. Ein Kind, das es liebt, mit seinen Händen etwas zu bauen, wird vermutlich wenig Freude daran haben, sich abstrakte Theorien am Schreibtisch auszudenken, ein Kind, das am besten beim Betrachten lernt, wird sichschwertun, nur Diktate zu üben. Und warum soll der Sohn in die Fußstapfen seines Mediziner-Vaters treten, wenn er kein Blut sehen kann und lieber komplizierte Rechenprogramme entwirft?
Ernst nehmen, anschauen und zuhören, mitdenken, nachfragen, verstehen – die Regeln der fruchtbaren Kommunikation gelten auch und gerade beim Umgang mit Kindern.
Mutige Kinder brauchen starke Eltern
Hand aufs Herz: Löffeln Sie im Restaurant vor sich hinschimpfend Ihre kalte Suppe oder lassen Sie diese freundlich-bestimmt zurückgehen und verlangen eine neue? Reagieren sie laut und unwirsch auf die übellaunige Bemerkung des Busfahrers oder nehmen Sie ihm nett lächelnd den Wind aus den Segeln? Natürlich ist es Typsache, ob Ihr Kind eher schüchtern-verschämt oder draufgängerisch- frech agiert. Trotzdem lernt es von Ihnen, wie es sich in der Welt behauptet. Es nutzt nichts, wenn Sie Ihrem ängstlichen Kind sagen, es soll sich trauen – Sie müssen es ihm vorleben. Und wie soll Ihr Schlingel seine Aggressionen zügeln, wenn Sie selbst bei jeder Kleinigkeit in die Luft gehen?
Letztlich gilt bei der Erziehung genau das, was jeder angehende Autor auf einem Schreibseminar lernt: »Show, don’t tell« – frei übersetzt etwa: »Erkläre nicht so viel mit Worten, sondern durch Aktionen.«
AUS DEM ALLTAG
Stress und Langeweile
Wir möchten unserem Kind möglichst alles mitgeben und bloß kein »Entwicklungsfenster« verpassen.
Eifrig hechelt man mit ihm von der musikalischen Früherziehung (Musik macht schlau!) zum Kinderturnen (Bewegung fördert die Motorik!) und von dort zum Englischkurs für Vorschulkinder (eine Fremdsprache lernt sich im Kindergartenalter am besten!). Dabei vergisst man schnell, dass Nichtstun – so man es noch kann – kreative Energie entfesselt, die sonst verschüttet wird. Und dass es auch Glücksgefühle freisetzen kann, wenn man sein Kind zu Fuß vom Kindergarten abholt und auf dem Heimweg zusammen Steine sammelt, auf Mauern balanciert und Marienkäfer bewundert.
Kuscheln und reden – Kommunikation findet auf vielen Ebenen statt
Die eigene Sicht der Dinge?
Eltern haben keine leichte Aufgabe – heute vermutlich weniger denn je. Viele treffen die Entscheidung für ein Kind (und für den Zeitpunkt, an dem es kommt) bewusst und widmen dem »Projekt Familie« sehr viel Gedanken und ein hohes Maß an Energie. So sind aber auch Druck und Erwartungshaltung viel höher – sowohl was den Anspruch an sich als Eltern betrifft, als auch was man vom und für das Kind erwartet. Vieles wird genau unter die Lupe genommen und analysiert, manchmal auch auf Kosten der Unbefangenheit und Spontaneität.
Informationsdschungel
Auch wenn die Familien kleiner und die Kinder weniger werden, haben zum Thema Nachwuchs erstaunlich viele Menschen etwas beizusteuern. Ob die Schwiegermutter, die wohlmeinende Nachbarin oder der Mann hinter uns an der Kasse: Häufig hören wir – nicht selten ungefragt – fremde Meinungen zu Kindererziehung, Trotzphase, passender Kleidung oder Trockenwerden. Hinzu kommen die Diskussionen in der Krabbelgruppe, ob nun Herumtragen für das Baby gesünder ist als Hinlegen, ob das Schlafen im Elternbett das Kind verdirbt oder der Entwicklung dient oder ob ein Säugling mit 5 Monaten schon sitzen darf (oder besser nicht).
Hat man sich dann eine eigene Meinung mittels Fernsehen, Zeitung und Internet gebildet – bei der Fülle widersprüchlicher Informa tionen kein leichtes Unterfangen –, sieht man sich plötzlich in der Kinderarztpraxis mit einer gegensätzlichen Ansicht konfrontiert.
Selbstvertrauen
Letztlich gilt auch beim Leben als Familie nichts anderes als sonst: Verlassen Sie sich auf Ihren Kopf und Ihren Bauch. Sie kennen Ihr Kind besonders gut und nur selten gibt es DIE einzig richtige Lösung. So wie bei Halsschmerzen dem einen Wärme, dem anderen Kälte guttut, kann auch die Entscheidung, was gut für Ihr Kind und Sie ist, kein anderer treffen, ohne zumindest Ihre Sicht mit einzubeziehen. Keine Frage: Es gibt Spezialisten, die über einzelne Störungen mehr wissen als Sie. Und deren Hilfe dürfen und sollen Sie selbstverständlich in Anspruch nehmen. Trotzdem wissen Sie natürlich am besten über Ihr Kind Bescheid.
Krank ?
Ihr Kind ist
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