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Kindersucher

Kindersucher

Titel: Kindersucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grossman
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wie sein Opel und ihm widerfuhr nicht dieselbe Gnade. Kraus hörte das laute Blöken und zuckte zusammen, als er im Rückspiegel verfolgte, wie Schafe rechts und links gegen die Wand des Tunnels geschleudert oder zerquetscht wurden.
    Als er schließlich wieder aus der Dunkelheit ins Sonnenlicht kam, wuchs sein Mut. Er brauchte nur die Zone hinter Schlachthaus sieben zu erreichen. Dort hatte er ein Dutzend Männer rund um die Knochengasse stationiert. Wenn es ihm gelang, Axel irgendwie in ihre Mitte zu locken, konnte er diesen Hundesohn möglicherweise zur Strecke bringen. Und wenn er ihn erst mal geschnappt hatte, würde er seine beiden entzückenden Schwestern ebenfalls bald in seiner Gewalt haben. Und dann konnte er sich endlich vor den Kommissar stellen und ihm, der Presse und der ganzen verdammten Welt verkünden, dass dieser lange Albtraum endlich vorbei war.
    Bedauerlicherweise hatte Kraus nicht einmal das erste Schlachthaus hinter sich gebracht, als ihm klar wurde, dass hier nur einer zur Strecke gebracht werden würde, und zwar er selbst.
    Axels blutbespritzer Lieferwagen hatte den Tunnel ebenfalls verlassen und hing wieder an seiner Stoßstange. Und diesmal sah sich Kraus einer Wand aus weißbraunen Rindern gegenüber, die langsam zu Schlachthaus zwei trotteten. Die trägen Tiere würden niemals eine Gasse für ihn bilden. In einem letzten verzweifelten Versuch trat Kraus auf die Bremse und bog nach links ab. Er hatte vor, einfach ein Holztor zu durchbrechen, aber er schaffte es nicht. Axel erwischte ihn am Heck und rammte ihn mit fast fünfzig Kilometern pro Stunde. Kraus verlor bei dem Aufprall kurz das Bewusstsein.
    Als er wieder zu sich kam, sah er eine hünenhafte Gestalt, die aus dem Lieferwagen kletterte und auf ihn zukam. Ihre Augen schien zu glühen, und sie hielt in ihren gewaltigen Armen ein Hackebeil, das mindestens einen Meter zwanzig lang sein musste. Kraus kalkulierte, dass es noch etwa drei Sekunden dauern würde, bevor er den Kopf verlor. Die erste Sekunde benutzte er, um nachzusehen, was mit seinem Wagen passiert war: Der Lieferwagen hatte zwar das Heck demoliert, aber die Schnauze sah unversehrt aus. Die zweite Sekunde saß er einfach nur da und beobachtete dieses widerliche Hackebeil, dessen Schneide rasiermesserscharf zu sein schien und das von diesen gewaltigen Armen hochgehoben wurde. Die dritte Sekunde, unmittelbar bevor das Beil ihn spaltete, nutzte er, um mit letzter Kraft die Tür aufzustoßen und sie gegen Axels Bauch zu schmettern.
    Der Aufprall war so stark, dass das Monster taumelte, und das verschaffte Kraus genug Zeit, um aus dem Wagen zu springen. Ein kurzer Blick über seine Schulter verriet ihm, dass sein Widersacher zwar taumelte, aber nicht zu Boden gegangen war. Mit schockierender Geschicklichkeit war es Axel gelungen, sein Gleichgewicht zu behalten und seine Axt aufzuheben. Jetzt sah er noch wütender aus.
    In seinen sieben Jahren bei der Kriminalpolizei war das schwerlich das erste Mal, dass Kraus um sein Leben gerannt war. Die weißen Sklavenhändler vom Prenzlauer Berg hatten ihm übel zugesetzt. Aber noch nie hatte ihn jemand verfolgt, der so außer sich vor Wut gewesen war. Axel sah aus, als bräuchte er nicht einmal dieses Hackebeil, um jemanden in Stücke zu reißen.
    Kraus war in eine Sackgasse gelaufen. An beiden Seiten waren Ziegelmauern und am Ende ein hoher Zaun. Den einzigen möglichen Zufluchtsort bot die Masse der braungefleckten Rinder, die langsam ihrem Untergang entgegentrottete. Plötzlich kamen sie Kraus wie Engel vor, und er warf sich auf sie, übergab sich ihrer Gnade, mischte sich unter sie. Obwohl ihr Gestank ihn entsetzte, war er dankbar für jeden der riesigen, mit Scheiße verschmierten Leiber, vor allem, als er das Hackebeil nur zwei oder drei Rinder hinter sich blitzen sah. Dann trat etwas hart auf seinen Fuß, und eine Sekunde lang fürchtete er schon, dass seine vermeintliche Rettung seinen Untergang bedeuten könnte. Gewaltige Leiber pressten sich von allen Seiten gegen ihn, und Hufe donnerten auf den Boden. Aber eine andere Furcht überwog, denn Kraus sah, dass seine Deckung immer dünner wurde, als die Tiere von einer Reihe von schmal zulaufenden Rampen in kleinere Reihen geteilt wurden.
    Es mussten doch irgendwo Menschen sein. Diese Tiere gingen doch nicht freiwillig ins Schlachthaus, oder etwa doch? Kraus umklammerte seine Kripomarke, bereit, den ersten Menschen, den er sah, als Verstärkung zu requirieren. Aber es gab nichts als

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