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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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den unerwartet erfreulichen Ereignissen ergriffen, dass er zunächst keinen Ton herausbrachte. Sein Bruder beschwerte sich bereits wortreich über den stummen nächtlichen Anrufer, als dieser endlich seine Sprache wiederfand.
    »Wir haben Emma gefunden. Sie lebt«, kam es abgehackt und gepresst aus seinem Mund. Erst nach einigen tiefen Atemzügen hatte er seinen Gefühlsausbruch im Griff und konnte weitersprechen. »Kommt alle sofort zu uns«, forderte er. »Weilerbacherstraße 214. Das ist auf dem Einsiedlerhof.«
     
     
    24 Uhr 55
     
    Als etwa zehn Minuten später der Notarztwagen bei ihnen eintraf, war Emma bereits hellwach. Sie saß auf Tannenbergs Schoß und spielte Hoppe-Hoppe-Reiter mit ihm. Da sie sich offenkundig bester Gesundheit erfreute, bat Dr. Schönthaler seinen Medizinerkollegen, mit Emmas Untersuchung zu warten, bis ihre Mutter eingetroffen sei.
    Es dauerte keine fünf Minuten mehr, bis der gesamte Tannenberg-Clan angerollt kam. Selbst Hanne und Kurt waren dabei. Natürlich preschte Kurt als Erster vor. Aus lauter Wiedersehensfreude warf er sein Herrchen fast vom Stuhl.
    Als Emma den bärigen Mischlingshund entdeckte, streckte sie ihre Händchen nach ihm aus und rief »Urt, Urt- muuuusen!« Kurt bedankte sich für die nette Begrüßung dadurch, dass er ein paarmal ihr Gesicht mit seiner riesigen Zunge abschleckte. Dann legte er sich zu Tannenbergs Füßen ab. Quietschend warf sich Emma auf sein zottiges Fell und kuschelte sich eng an die bärenartige, gutmütige Hundedame.
    Marieke und Max gerieten verständlicherweise völlig aus dem Häuschen, als sie nach dieser fürchterlich langen Leidenszeit endlich ihre Tochter wieder in die Arme schließen konnten. Sie stürmten auf ihren kleinen Schatz zu, herzten, schmusten, drückten, streichelten, küssten alle frei liegenden Stellen, sogar die Fußsohlen, während ihnen die Tränen nur so die Wangen hinunterrannen.
    Es spielten sich kaum beschreibbare Szenen ab. Die ganze Familie befand sich in einem regelrechten Glückstaumel. Abwechselnd weinend, lachend, johlend und singend lagen sie sich in den Armen oder zogen sich, von ihren Gefühlen überwältigt, eine Weile in eine Ecke des weitläufigen Grundstücks zurück.
    »Du, ich bin völlig baff, dass Emma die Entführung und ihre Gefangenschaft so locker weggesteckt hat«, meinte Tannenberg, als er abseits von den anderen auf seinen besten Freund traf.
    »Kinder in diesem Alter sind zum Glück psychisch weitaus robustere Wesen, als sich viele Erwachsene gemeinhin vorstellen können.«
    »Ich hab befürchtet, dass sie extrem traumatisiert sein wird, wenn wir sie finden – und jetzt so was!«
    »Na, mein Lieber, lass dich mal nicht täuschen, da kommt noch etwas nach. Ganz so spurlos wird diese Sache sicherlich nicht an ihr vorübergehen. Aber sie hat ja das große Glück, dass sie in eine wunderbare Familie eingebettet ist.«
    »Das hast du wirklich schön gesagt«, freute sich Tannenberg. »Und zudem hat sie den besten Patenonkel, den man weit und breit hat auftreiben können.«
    »Na, alter Junge, jetzt hör aber mal auf, mich aus purem Übermut so ekelhaft anzuschleimen. Das ist ja geradezu peinlich. Du weißt schließlich ganz genau, dass Marieke und Max gar nicht lange nach einem Patenonkel für Emma gesucht haben, sondern gleich den Erstbesten genommen haben. Und das war halt mal ich«, sagte er mit einem Augenzwinkern.
    »Dir kann man’s aber auch nie recht machen.« Tannenberg schmunzelte. Sein Blick hakte sich an dem vergitterten Kellerfenster fest. Nach wie vor brannte im Innern das Licht. »Weißt du, was ich nicht verstehe?«
    »Na ja, wahrscheinlich vieles, so wie immer«, scherzte Dr. Schönthaler.
    »Nun aber mal im Ernst.«
    »Kennst du diesen schönen Spruch: Aus Spaß wurde Ernst – Ernst lernt jetzt laufen.«
    »Rainer, komm. Ich hab wirklich ein Problem damit.«
    »Womit?«
    »Haben diese beiden Irren etwa am Ende gar nicht vorgehabt, Emma zu töten, sondern …«
    »Du meinst, weil das Wasser nicht so hoch stand, wie es nach ihren Berechnungen eigentlich hätte stehen müssen?«
    »Ja, genau.«
    Der Rechtsmediziner schüttelte den Kopf. »Nein, nein, ich glaube nicht an diese Gutmenschen-Version. Der Plan dieser Psychopathen war von vornherein einzig und allein auf Emmas Tod ausgerichtet. Um dich damit lebenslang zu quälen. Freundlicherweise haben diese netten Herren dich ja zuerst das letzte Rätsel lösen lassen und dir dann freudestrahlend eröffnet, dass Emma bereits seit

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