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Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Titel: Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Wie er das alles überlebt hatte, blieb ein Rätsel.
    Er sah auf. Er wußte, daß ich ihn angestarrt hatte, aber er beschwerte sich nicht.
    »Du kannst von Glück sagen, daß du lebst«, meinte ich.
    »Das Schlimmste kommt aber noch. Große Teile meines Gehirns sind hin, verstehst du?« Das Schleppen in seiner Aussprache war wieder da, als ob schon das bloße Thema seine Stimme beeinflußte. »Zwei Wochen lang hab ich im Koma gelegen, und als ich wieder zu mir kam, wußte ich nicht, was zum Teufel überhaupt los war. Ich weiß es immer noch nicht. Aber ich kann mich daran erinnern, wie ich vorher war, und das ist es, was schmerzt. Ich war klug, Kinsey. Ich wußte eine Menge. Ich konnte mich konzentrieren, und ich hatte Ideen. Mein Verstand machte mal wieder so magische kleine Sprünge. Weißt du, was ich meine?«
    Ich nickte. Mit magischen kleinen Sprüngen des Verstands kannte ich mich aus.
    Er fuhr fort. »Jetzt habe ich Lücken und Zwischenräume. Löcher. Ich habe große Teile meiner Vergangenheit verloren. Sie existieren nicht mehr.« Er hielt inne und tupfte sich ungeduldig das Kinn ab, dann warf er einen verbitterten Blick auf das Taschentuch. »Mein Gott, als ob das Gesabbere nicht schon schlimm genug wäre. Wenn ich immer schon so gewesen wäre, würde ich es nicht anders kennen, und es würde mich nicht so fertigmachen. Ich würde annehmen, jeder hätte so ein Gehirn wie ich. Doch ich war mal sehr clever. Das weiß ich. Ich war ein Einser-Student, auf dem Weg zur medizinischen Hochschule. Heute mache ich nur noch das Training. Ich versuche wenigstens so viel Koordinationsfähigkeit wiederzuerlangen, daß ich allein auf die verdammte Toilette gehen kann. Wenn ich nicht in der Halle bin, gehe ich zu diesem Seelenklempner namens Kleinert und versuche, mit dem ganzen Rest fertig zu werden.«
    Plötzlich hatte er Tränen in den Augen. Er verstummte und kämpfte um seine Beherrschung. Er nahm einen tiefen Atemzug und schüttelte abrupt den Kopf. Als er weitersprach, war seine Stimme von Selbstekel erfüllt.
    »So. Auf diese Art habe ich also meine Sommerferien verbracht. Und du?«
    »Bist du überzeugt davon, daß es ein Mordanschlag war? Warum könnte es nicht irgendein Witzbold oder ein Betrunkener gewesen sein?«
    Er dachte einen Moment lang darüber nach. »Ich kannte den Wagen. Zumindest glaube ich das. Offensichtlich kenne ich ihn jetzt nicht mehr, aber es kommt mir vor... damals habe ich das Fahrzeug erkannt.«
    »Aber den Fahrer nicht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Kann ich jetzt nicht mehr sagen. Vielleicht kannte ich ihn damals, vielleicht nicht.«
    »Weiblich? Männlich?« fragte ich.
    »Nee. Das ist auch weg.«
    »Woher weißt du, daß du das Opfer sein solltest und nicht Rick?«
    Er schob seinen Teller weg und bestellte einen Kaffee. Er gab sich Mühe. »Ich wußte etwas. Irgend etwas war geschehen, und ich hatte es herausgefunden. Soviel weiß ich noch. Ich kann mich sogar daran erinnern, gewußt zu haben, daß ich in Schwierigkeiten steckte. Ich hatte Angst. Mir fällt bloß nicht mehr ein warum.«
    »Was ist mit Rick? War er daran beteiligt?«
    »Ich glaube nicht, daß es irgend etwas mit ihm zu tun hatte. Das kann ich zwar nicht beschwören, aber ich bin ziemlich sicher.«
    »Was ist mit dem Fahrtziel in jener Nacht? Paßt das irgendwie hinein?«
    Bobby sah auf. Die Kellnerin stand mit einer Kaffeekanne in Höhe seines Ellenbogens. Er wartete, bis sie uns beiden Kaffee eingeschenkt hatte. Als sie gegangen war, lächelte er unbehaglich. »Ich weiß nicht, wer meine Feinde sind, verstehst du? Ich weiß nicht, ob die Leute um mich herum über die >Sache< Bescheid wissen, die ich vergessen habe. Ich will nicht, daß jemand mithört, was ich sage... vorsichtshalber. Ich weiß, daß ich paranoid bin, aber ich kann’s nicht ändern.«
    Sein Blick folgte der Kellnerin, als sie zur Küche zurückging. Sie stellte die Kaffeekanne wieder auf die Theke, nahm am Fenster eine Bestellung auf und sah sich nach ihm um. Sie war jung, und sie schien zu merken, daß wir über sie sprachen. Nachträglich tupfte Bobby sich das Kinn ab. »Wir waren auf dem Weg zur Stage Coach Tavern hoch. Da spielt gewöhnlich eine Bluegrass-Band, die Rick und ich hören wollten.« Er zuckte die Achseln. »Vielleicht gab es noch einen anderen Grund, aber ich glaube nicht.«
    »Was lief zu diesem Zeitpunkt sonst noch in deinem Leben ab?«
    »Ich hatte gerade die Universität in Santa Teresa abgeschlossen. Ich machte so einen

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