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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Herdplatten köchelte ein Topf selbst gekochte Suppe, was ich als ein gutes Zeichen auffasste. Henry kocht oder bäckt nur selten, wenn er schlechter Stimmung ist. Sein Glas Black Jack mit Eis stand auf dem Küchentisch, und die Zeitung wartete ordentlich gefaltet auf seinem Schaukelstuhl auf ihn. Eine frisch entkorkte Flasche Chardonnay stand in einem Weinkühler auf der Arbeitsfläche. Henry kam mit einem Stapel sauberer Handtücher den Flur entlang. »Du hättest dir ein Glas Wein einschenken sollen. Den habe ich für dich aufgemacht. Ich möchte nämlich etwas mit dir besprechen. Hast du einen Moment Zeit?« Er legte die Handtücher in eine Schublade, nahm ein Weinglas aus dem Küchenschrank und füllte es bis zur Hälfte.
    »Danke. Ich habe jede Menge Zeit. Außerdem bin ich sowieso nicht mehr auf dem Laufenden. Wie geht’s dir denn?«
    »Danke, gut. Und dir?« Er setzte sich wieder in den Schaukelstuhl und trank einen Schluck Whiskey.
    »Alles in Ordnung«, erwiderte ich. »So, nachdem wir nun die Grundlagen geklärt haben, könntest du mir ja sagen, was du auf dem Herzen hast, oder?«
    Er lächelte. »Ich habe mir Folgendes überlegt: Meine Beziehung zu Mattie ist wahrscheinlich nicht mehr zu retten. Im Moment hat sie die Zügel in der Hand, und es bringt nichts, mich aufzudrängen, wenn sie kein Interesse hat. Das ist der Lauf der Welt. Wir kannten uns noch nicht lange, und es gibt alle möglichen Gründe dafür, warum es nicht funktioniert hat — Alter, geografische Entfernung — , aber die Einzelheiten sind nicht von Belang. Jedenfalls habe ich gemerkt, dass es mir gefällt, jemanden an meiner Seite zu haben. Es hat mir neuen Elan gegeben, selbst mit meinen siebenundachtzig Jahren. Und da habe ich mir gedacht, es wäre gar keine so schlechte Idee, ein oder zwei Anrufe zu tätigen. Es gab mehrere Frauen auf der Kreuzfahrt, die einen lebhaften und netten Eindruck gemacht haben. Mattie mag einzigartig sein, aber darum geht es nicht.« Er hielt inne. »Weiter bin ich noch nicht gekommen, aber mich würde deine Meinung zu der Angelegenheit interessieren.«
    »Ich finde, es klingt prima. Nachdem du von der Kreuzfahrt zurück warst, haben dir unzählige Frauen Nachrichten auf den Anrufbeantworter gesprochen.«
    »Das war mir peinlich.«
    »Warum?«
    »Ich bin altmodisch. Man hat mir beigebracht, dass die Männer der aktive Part sein sollen, nicht die Frauen.«
    »Die Zeiten haben sich geändert.«
    »Zum Besseren?«
    »Gut möglich. Wenn dir jemand begegnet, der dir sympathisch ist, kannst du doch auf ihn zugehen, oder? Dagegen spricht überhaupt nichts. Wenn es klappt, klappt es, und wenn nicht, auch gut.«
    »Das habe ich mir auch gedacht. Es gibt eine Frau namens Isabelle, die hier in Santa Teresa wohnt. Sie ist achtzig, also altersmäßig näher bei mir. Sie tanzt gern, was ich schon seit Urzeiten nicht mehr gemacht habe. Und es gibt noch eine andere namens Charlotte. Sie ist achtundsiebzig und noch als Immobilienmaklerin aktiv. Sie lebt in Olvidado, das ist nicht so weit«, sagte er. »Meinst du, ich soll es erst bei der einen und dann bei der anderen versuchen?«
    »Melde dich ruhig bei beiden. Probier’s einfach aus. Je mehr, desto besser.«
    »Gut. Dann mache ich das.« Er stieß sein Glas gegen meines. »Wünsch mir Glück.«
    »Alles Glück der Welt.« Ich beugte mich vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

    Ich setzte mich in meine Lieblingsnische in Rosie’s Tavern, das ist die ganz hinten, wo ich gleichzeitig ein Glas Wein trinken und das Lokal im Auge behalten kann. Seit sieben Jahren bin ich Stammgast bei Rosie und weiß weder, wie die Männer heißen, die schon tagsüber hier trinken, noch kenne ich die Namen der anderen Stammgäste. Rosie ist die einzige Verbindung zwischen uns, und ich glaube, wenn die anderen Gäste und ich unsere Eindrücke verglichen, würden wir alle die gleichen Kritikpunkte nennen. Wir würden darüber jammern, wie sie uns piesackt, uns aber insgeheim etwas darauf einbilden und ihre Misshandlungen als Zeichen dafür nehmen, wie viel wir ihr bedeuten. William stand hinter der Bar. Sowie ich kam, hatte ich mir bei ihm den Wein geholt, den er immer gleich einschenkte, wenn er mich das Lokal betreten sah. Er hatte alle Hände voll zu tun, sonst hätte er mir garantiert von seinen jüngsten ärztlichen Untersuchungsergebnissen berichtet.
    In meiner Nische angelangt, trank ich einen Schluck von dem Weißwein, der so massiv an Essig erinnerte, dass er mich fast zur

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