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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Abstinenzlerin gemacht hätte. Cheney hatte binnen weniger Minuten zurückgerufen und mir mitgeteilt, dass Vince sich für die persönliche Vorgehensweise ausgesprochen hatte. Seinen Segen gab er mir unter der Bedingung, dass auch er die besagte Telefonnummer erhielt, und so nannte ich Cheney die Nummer, die Nord für mich erfragt hatte. Zwar vertraute ich auf Vince Turners Verschwiegenheit, doch ich hatte Angst, dass das FBI Wind von der Sache bekommen und Ärger machen würde.
    Ich rief noch einmal bei Nord an, um ihm zu sagen, dass ich am nächsten Morgen losfahren würde. Er hatte sich erboten, die Reisekosten zu übernehmen, und ich hatte akzeptiert. Sämtliche wohltätigen Impulse traten rasch hinter der Notwendigkeit zurück, meine Rechnungen zu bezahlen. Ich hatte einen Taschenatlas dabei und blätterte nun zwischen Südkalifornien und der westlichen Grenze zu Nevada hin und her, um meine Route auszutüfteln. Am vernünftigsten wäre, den Highway 101 bis zum Highway 126 zu nehmen, dann nach Osten bis zum Highway 5 zu fahren und auf diesem in nördlicher Richtung bis Sacramento, wo ich auf den Highway 80 träfe, der mich direkt ins nordöstlich gelegene Reno brächte. Falls Cheney mir Mistys Adresse nicht besorgen konnte, würde ich auf die altmodische Methode zurückgreifen, nämlich in der Stadtbibliothek das umgekehrte Telefonbuch konsultieren, in dem die Nummern in nummerischer Reihenfolge aufgeführt und mit der dazu gehörenden Adresse versehen sind.
    Ehe ich mich auf den Weg machte, wollte ich noch beim Automobilclub vorbeifahren und mir einen richtigen Straßenatlas holen. Eigentlich brauchte ich keinen, aber ich mag die weiße Spiralbindung und den orangefarbenen Pfeil, der die Seite hinaufwandert. Das gibt mir das Gefühl, dass ich für meinen jährlichen Mitgliedsbeitrag einen Gegenwert bekomme. Ich überlegte weiter und stellte in Gedanken eine Liste der Kleider und Toilettenartikel auf, die ich einpacken musste. Auf einmal legte sich eine Hand auf meine Schulter. Lächelnd blickte ich auf, voller Vorfreude auf Cheney.
    Beck setzte sich mir gegenüber auf die Bank. »Sie freuen sich ja richtig, mich zu sehen.«
    »Ich hatte jemand anders erwartet«, entgegnete ich und musterte ihn. Er trug Chinos, Freizeithemd und Windjacke.
    Er lachte und dachte wohl, ich hätte einen Witz gemacht. Beiläufig schlug ich den Atlas zu und legte ihn neben mir auf den Sitz, ehe ich mich nach rechts beugte, als würde ich zum Eingang spähen. »Haben Sie Reba nicht mitgebracht?«
    »Nein. Deswegen bin ich ja hier. Ich bin auf der Suche nach ihr.« Sein Blick wanderte zu meinem Atlas. »Wollen Sie verreisen?«
    »Nur in der Fantasie. Ich habe viel zu viel Arbeit, um wegzufahren.«
    »Ach so. Sie sind ja Privatdetektivin. Woran arbeiten Sie denn
    gerade?«
    Wie viele und was für Fälle ich bearbeitete, interessierte ihn nicht die Bohne, solange es nicht um ihn ging. Vermutlich wollte er mich aushorchen, um zu erfahren, ob ich Teil der offiziellen Verschwörung war, mit der man ihn zur Strecke bringen wollte. »Das Übliche«, antwortete ich. »Eine Personensuche, ein paar Ermittlungen über die Vorgeschichte von Bewerbern für die Bank of Santa Teresa. Solches Zeug eben.« Ich plapperte noch ein wenig weiter und dachte mir einfach irgendetwas aus. Mit der Zeit bekam er glasige Augen, und ich hoffte inständig, dass ich ihn zu Tode langweilte,
    Ich blickte rechtzeitig auf, um Rosie durch die Schwingtür aus der Küche kommen zu sehen. Bei Becks Anblick leuchteten ihre Augen wie die eines Terriers, wenn er eine Ratte sieht. Schnurstracks eilte sie auf unsere Nische zu, kaum fähig, ihre Freude zu unterdrücken. Beck fasste sich und stand auf. Er streckte ihr die Hand entgegen, ehe er sich vorbeugte und ihr einen Kuss auf die Wange drückte. »Rosie, Sie sehen wunderbar aus. Sie haben sich die Haare machen lassen.«
    »Ist selbst gemacht. Heim-Dauerwelle.«
    Soweit ich es beurteilen konnte, sah ihr Haar genauso aus wie immer — schlecht gefärbt und schlecht geschnitten.
    Bescheiden senkte sie den Blick. »Ich weiß, was Sie wollen. Scotch. Doppelte mit Eis, Wasser extra. Und vierundzwanzig Jahr alte, nicht zwölf.«
    »Sehr gut. Kein Wunder, dass Ihnen Ihre Gäste treu bleiben.«
    Ich dachte, sie würde die Schmeichelei durchschauen, doch sie saugte alles auf und hätte fast einen kleinen Knicks gemacht, ehe sie davoneilte, um ihm seinen Drink zu holen. Er setzte sich wieder und sah ihr mit einem wohlwollenden Lächeln

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