Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt
wahrscheinlich genau wie ich an die Banken, die seinem Vater gehört hatten.
Vince Turner hielt inne und sah zwischen Cheney und mir hin und her.
»Entschuldigung«, sagte ich. »Fahren Sie fort.«
Er zuckte die Achseln und sprach weiter, als hätte er seinen Vortrag zuvor aufgezeichnet. »Von Gesetzes wegen muss jeder amerikanische Staatsbürger in seiner alljährlichen Steuererklärung sämtliche Auslandskonten angeben, aber diese Typen haben in der Hinsicht nicht mehr Skrupel als bei allen anderen Aspekten ihres Geschäfts. Unter Verwendung der von ihm gekauften Banken hat Mr. Beckwith in Panama eine internationale Kapitalgesellschaft gegründet, deren Aktien von einer so genannten Private Interest Foundation in Panama gehalten werden, was es ihm erlaubt, einer Besteuerung sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Panama zu entgehen. War der Firmenmantel erst eingerichtet, hat er begonnen, Bargeld aus den Staaten in seine Steueroasen zu bringen. Wenn man Bargeld transportiert, verlangt der Zoll einen CMIR — einen Currency and Monetary Instrument Report — , aber Mr. Beckwith hält nicht viel davon, diese lästigen amtlichen Formulare auszufüllen. Keine Formulare heißt das Gleiche wie keine weiteren Gesetzesverstöße, zumindest in seiner abseitigen Denkweise. Sowie das Geld bei einer seiner Offshore-Banken eingezahlt war, wurde es in Form von Geschäftskrediten mit zwanzig Jahren Laufzeit an Mr. Castillo zurückgezahlt.
Der Transport von Bargeld bringt allerdings Schwierigkeiten anderer Art mit sich. Geldscheine sind nicht nur sperrig, sie wiegen auch noch mehr, als man glaubt. Die ausländischen Märkte ziehen kleinere Nennwerte vor — Zwanziger und Fünfziger. Eine Million Dollar in Zwanzig-Dollar-Scheinen wiegt gut sechsundfünfzig Kilo. Schleppen Sie das mal durch einen Flughafen. Aber kein Problem für unseren Jungen. Der stets einfallsreiche Mr. Beckwith hat ein Privatflugzeug geleast, und jetzt fliegt er alle zwei Monate Koffer voller Bargeld nach Panama. Die panamaische Währung ist der US-Dollar, also braucht er sich nicht mal über den Wechselkurs den Kopf zerbrechen. Und zwischen den einzelnen Flügen geht er mit seiner Frau auf luxuriöse Kreuzfahrten, bei denen er das Geld in einem Schrankkoffer mitnimmt, den er in seiner Kabine stehen hat.«
Turner leerte seinen Bourbon und bedeutete dem Kellner, ihm den nächsten zu bringen. »Hat Ihnen schon mal jemand verraten, wie viel Geld alljährlich weltweit gewaschen wird?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Anderthalb Billionen Dollar — das sind eine Eins, eine Fünf und elf Nullen, nur damit Sie im Bilde sind. In den Vereinigten Staaten allein liegt die Zahl irgendwo bei fünfzig Milliarden, aber es handelt sich um Einkünfte, die nie versteuert werden, also sehen Sie ja, wie gravierend es ist.«
Cheney ergriff das Wort. »Wie viel können Sie ihr über den aktuellen Stand der Ermittlungen sagen?«
»In groben Zügen? Vor vier Jahren haben die Steuerbehörde, die Drogenbehörde, das FBI, der Zoll und das Justiz- und das Finanzministerium eine gemeinsame Sondereinheit gegründet, die gegen Gold- und Edelmetallhändler in Los Angeles, Detroit und Miami ermitteln sollte, die allesamt verdächtigt wurden, für ein kolumbianisches Drogenkartell Geld zu waschen. Bis jetzt ist es ihnen gelungen, sechzehn Millionen Dollar einzuzahlen, zu schichten und zu integrieren, indem sie das Bargeld durch vier Firmen geschleust und mehrere Konten bei zehn verschiedenen Banken benutzt haben, von denen eine eine Filiale hier in der Stadt hat. Alan Beckwith ist verantwortlich für das Weiterleiten eines beträchtlichen Anteils dieser Summe.
Wir arbeiten gewissenhaft. Momentan sind wir noch dabei, die Einzelheiten zu klären und so viel stichhaltige Beweise wie möglich zu finden. Die Hauptsache ist, dass wir ihn nicht aufstören, bevor wir alle Zielpersonen im Visier haben. Ein Richter von einem Bezirksgericht in Los Angeles und ein zweiter in Miami haben kürzlich die elektronische Überwachung genehmigt. Dadurch konnten wir Mr. Beckwiths Telefongespräche mithören. Außerdem haben wir die richterliche Erlaubnis, den Müll von seinem Wohnhaus und seinem Firmensitz an uns zu nehmen. Unser lustiger Agententrupp vergnügt sich gerade damit, seine Abfälle zu durchwühlen. Sie haben Rechnungen mit fiktiven Adressen nicht existenter Firmen gefunden, mehrere handgeschriebene Notizen, ungültig gemachte Schecks und voll geschriebene Farbbänder von Schreibmaschinen
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