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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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gülden aus.«
    Sie ärgerte sich, kaum hatte sie zu Ende gesprochen. Zurzeit kam einfach alles negativ rüber.
    »Ich gehe üblicherweise am Sandkerwafreitag in den Griesgarten , so gegen neun. Wenn Sie Zeit haben, kommen Sie vorbei. Gute Stimmung, gute Musik.«
    Katinka nickte. »Mal sehen.«
    »Ich halte Sie auf dem Laufenden.« Uttenreuther schüttete den Milchkaffee in seinen Magen und erhob sich. »Bis Freitag!«
     
    Will ich geben, will ich nehmen
    Ich kenne mich mit dem Geben aus. Jeder verlangt von mir, dass ich gebe, insbesondere ich selbst. Ich lerne gerade, dass auch ein Nehmen dazugehört. Ich will mich befreien von all dem üblichen Geben, der Hingabe. Was ich nun geben werde, ist etwas Spirituelles: Ich gebe Erfahrung. Ich gebe Wissen. Und, wem ich gebe, dem gebe ich Läuterung.
    Was nehme ich dafür? Nichts im üblichen Sinne. Dieses Mal läuft das alles ohne Gegenleistung. Es gibt auch keine passende, keinen Wert, keine Währung, in der ich etwas Materielles nehmen könnte. Ich ernte stattdessen Erfahrung und gute Gefühle. Ich nehme mir das Recht, Verletzungen zurückzugeben. Ich nehme mir das Recht, sensibel zu sein. Ich säe und ich ernte. Wer Wind sät, wird Sturm ernten.
     

2. Der Fall Claudia Herzing
    Zu Hause rief Katinka als allererstes ihre Freundin Britta an, um sie über die Leiche im Fluss zu informieren. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, nicht schneller daran gedacht zu haben. Dann duschte sie ausgiebig und suchte sich ein frisches T-Shirt und einen leichten Rock heraus. Aus lauter Protest gegen Tom, dachte sie knurrig, mache ich mich heute mal schick, wenn ich zur Arbeit gehe. Sie verzichtete darauf, ihr ohnehin ziemlich kurz geschnittenes Haar zu fönen, flitzte die Treppe hinunter und schnappte sich ihr Rad. Um halb zehn rollte sie in die Hasengasse ein. Katinka Palfy, Private Ermittlungen stand an der Tür. Der simple Computerausdruck war inzwischen einem richtigen Schild gewichen, blaue Schrift auf weißem Grund und sündhaft teuer. Es war schon heiß, und in dem engen 15 qm-Raum hinter den großen Scheiben klebte stickige Luft. Im Nebenraum hatte sie das Fenster über Nacht gekippt, so dass die Temperaturen ein wenig erträglicher schienen. Sie riss das Fenster ganz auf und ließ auch die Eingangstür offen stehen. Der leichte Durchzug vermittelte ein Gefühl von Frische, als sei es ein Leichtes, zu arbeiten. Zu tun hatte Katinka allerdings nichts, und die Untätigkeit nervte mehr als die Hitze oder das Strohwitwendasein. Sicher, sie nutzte die Zeit und fraß sich durch Weiterbildungsliteratur und Fachbücher. Ihr Regal, anfänglich noch ganz leer, beherbergte nun schon eine Reihe von Büchern und Zeitschriften. Sie hatte sogar angefangen, sich eine Datenbank anzulegen, in der sie sämtliche Bücher nach Themen und Nützlichkeit katalogisierte. Dennoch lauerte in ihrem Hinterkopf der Gedanke, dass dies alles nichts anderes als Beschäftigungstherapie war. Sie betrachtete melancholisch die verwaisten Besuchersessel vor ihrem Schreibtisch und den nackten Terminplaner an der Wand. Dann raffte sie sich auf und checkte Faxgerät und Anrufbeantworter im Nebenzimmer. Nichts. Gewohnheitsmäßig prüfte sie das Waffenschränkchen. Ihre Beretta 9000S war bestens gesichert.
    Katinka setzte sich an ihren Schreibtisch, jonglierte mit ein paar Buntstiften und rief dann Toms Handy an. Er hatte seine Mailbox aktiviert und vermeldete, man möge eine Nachricht hinterlassen, er würde sogleich zurückrufen.
    Wütend knallte Katinka das Telefon auf den Tisch und fegte dabei die Buntstifte auf den Boden. Schnell kroch sie unter den Tisch, um sie zusammenzuklauben, und fluchte über ihren Rock und die gewittergraue Staubschicht auf dem Linoleum. Als sie sich aufrichtete, stand ein Mann in der offenen Tür und blickte angespannt herein.
    »Hallo!«, sagte Katinka halbwegs erschrocken, lächelte rasch, warf die Stifte auf den Schreibtisch und strich sich über den Rock. »Kann ich helfen?«
    »Ich suche Frau Palfy.« Er stand immer noch auf der Gasse.
    »Das bin ich selbst«, sagte Katinka herzlich und fügte hinzu: »Kommen Sie doch rein!«
    Zögernd betrat der Mann den kleinen Raum. Er betrachtete das Dalí-Poster an der Wand, das Plakat zur Ausstellung der Harry-Potter-Illustratorin Sabine Willharm, den Ikea-Kleiderständer. Seine Hände zitterten leicht, und Katinka fragte sich, ob er unter Drogen stand – oder unter Entzug. Ein feiner Schweißfilm bedeckte sein Gesicht. Er trug ein weißes,

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