Kirmes des Todes
Männern sprach.
„Ich hatte Angst, daß die Geschichte rauskommt und die Penner Herrn Bahn etwas über mich erzählten. Da bin ich durchgedreht.“
„Und warum ausgerechnet Mallorca. Und das gleich zweimal?“ Bahn wunderte sich über sich selbst, daß er diese Frage stellte.
„Weil’s auf meinem Nachhauseweg liegt. Ob ich links oder rechts die Rur entlang nach Mariaweiler fahre, das ist im Prinzip gleich. Mallorca und die Rurbrücke lagen an meinem Weg. Den Felsbrocken habe ich aus der Eifel. Ich habe ihn auf die alte Brücke geschleppt und einfach gewartet, bis der Ober-Penner vorbeikam, und habe den Fels fallen gelassen. Dann bin ich abgehauen, weil ich dachte, der ist tot.“
Grundmann schwieg. „Ich kann nicht mehr.“ Er fing an zu weinen. „Ich wollte doch nur besser sein als der Kirmesdirektor.“
Still winkte der Kommissar Wenzel herbei und gab ihm ein Zeichen. Abführen, bedeutete es.
Der Ober-Penner mußte noch warten, bevor er wieder ins Krankenhaus gefahren wurde. „Das glaubt mir kein Mensch“, stammelte er, der die gesamte Zeit über sprachlos geblieben war. „Die meinen alle, ich hätte wieder getankt.“
„Helmut, du bist ein Genie! Ohne dich wäre Grundmann noch ein freier Mann.“ Bahn wußte nicht, wie ihm geschah bei Waldhausens Lob. Meinte er es ernst oder nahm er ihn hoch?
„Genies haben halt besondere Fähigkeiten“, setzte Küpper nach. „Die können nicht nur recherchieren und logisch denken, die können auch ausgezeichnete Protokolle schreiben.“ Er verabschiedete sich von den beiden Journalisten am Türrahmen. „Bis morgen, meine Herren. Dann erwarte ich von Ihnen beiden jeweils ein handgeschriebenes Protokoll über das Gespräch mit Grundmann. Sie werden die Hauptbelastungszeugen der Anklage sein.“ Er gab ihnen die Hand. „Ich muß jetzt noch das Protokoll mit unserem Toten machen“, stöhnte er.
„Meinst du, Walter und die SPD stecken da mit drin?“ Bahn war nach den Erfahrungen der letztjährigen Kommunalwahl sehr skeptisch geworden, was die politischen Parteien anbelangt.
„Vielleicht, vielleicht auch nicht!“ Waldhausen tat gelangweilt. „Was sollen wir uns darüber den Kopf zerbrechen. Wir können nur vermuten, aber nichts beweisen. Also lassen wir die Genossen besser in Ruhe.“ Er mußte lächeln. „Vielleicht gibt’s ja so ‘ne Art Seelenverwandtschaft zwischen Walter und Grundmann. Wie sagte unser aller Bürgermeister doch noch bei der Kirmeseröffnung: ‘Der stammt ja auch aus Millwiller. So wie ich.’“
„Mariaweiler hat’s dir wohl angetan. Da ziehst du noch mal hin, was?“, lachte Bahn.
„Nee, mein Freund. Wenn überhaupt auf Dauer in der Stadt Düren, dann ziehe ich nach Birkesdorf. Da tanzen die Bauern wenigstens noch auf der Hochzeit.“
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