Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kishons beste Familiengeschichten.

Kishons beste Familiengeschichten.

Titel: Kishons beste Familiengeschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
Vom Netzwerk:
noch.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte mein Nachbar. »Mir ist ein wenig übel.«
    Ich stützte ihn die Treppe hinauf, sauste in meine Wohnung und stellte den Rasierapparat bereit. Nebenan hörte ich Felix Selig mehrere Gläser Brandy hinabgurgeln, ehe er mit zitternder Hand sein Radio andrehte.
    »Du haßt mich!« rief der vielgeprüfte Mann. (Seine Stimme kam, wie wir zu hören glaubten, von unten; wahrscheinlich kniete er.) »Ich weiß, daß du mich haßt. Ich weiß es.«
    Krkrkrk. Ich ließ den Kontakt etwa zwei Minuten eingeschaltet, ehe ich ihn abstellte.
    »Was haben wir dir getan?« erklang Frau Seligs flehende Stimme. »Haben wir dich schlecht behandelt?«
    »Krkrkrk.«
    Jetzt war es soweit. Unser Schlachtplan trat in die entscheidende Phase. Meine Frau ging hinüber zu Seligs.
    Schmunzelnd hörte ich mit an, wie die Seligs meiner Frau erzählten, daß sich in ihrem Radio übernatürliche Kräfte manifestierten.
    Nach einigem Nachdenken rückte meine Frau mit dem Vorschlag heraus, das Radio zu exorzieren.
    »Geht das?« riefen die zwei Seligs wie aus einem Munde. »Können Sie das? Dann tun Sie’s bitte!«
    Das Radio wurde wieder angedreht. Der große Augenblick war gekommen.
    »Geist im Radio«, rief die beste Ehefrau von allen. »Wenn du mich hörst, dann gib uns ein Zeichen!«
    Rasierapparat einstellen – krkrkrkr.
    »Ich danke dir.«
    Rasierapparat abstellen.
    »Geist«, rief meine Frau, »gib uns ein Zeichen, ob dieses Radio in Betrieb bleiben soll?«
    Rasierapparat bleibt abgestellt.
    »Willst du vielleicht, daß es lauter spielen soll?«
    Rasierapparat bleibt abgestellt.
    »Dann willst du vielleicht, daß die Seligs ihr Radio überhaupt nicht mehr benützen sollen?«
    Rasierapparat einstellen.
    Rasierapparat einstellen! Einstellen!!
    Um Himmels willen, warum hört man nichts… kein Knacksen, kein Krkrkrk, nichts…
    Der Rasierapparat streikte. Die Batterie war ausgebrannt, oder sonstwas. Jahrelang hatte er tadellos funktioniert, und gerade jetzt…
    »Geist, hörst du mich nicht?« Meine Frau hob die Stimme. »Ich frage: Willst du, daß die Seligs aufhören, diesen entsetzlichen Kasten zu verwenden? Gib uns ein Zeichen! Antworte!«
    Verzweifelt stieß ich den Apparat in den Kontakt, wieder und wieder – es half nichts. Nicht das leiseste Krkrkrk erklang. Vielleicht haben tote Gegenstände wirklich eine Seele.
    »Warum knackst du nicht?« rief meine Frau, nun schon ein wenig schrill. »Gib uns ein Zeichen, du Idiot! Sag den Seligs, daß sie nie wieder ihr Radio spielen sollen! Ephraim!!«
    Jetzt war sie um eine Kleinigkeit zu weit gegangen. Ich glaubte zu sehen, wie die Seligs sich mit einem vielsagenden Blick zu ihr umwandten…
    Am nächsten Tag ließ ich den Rasierapparat reparieren. Expreßreparaturen kosten viel Geld.
    »Die Batterie war ausgebrannt«, sagte mir der Elektriker. »Ich habe eine neue hineingetan. Jetzt wird es auch in Ihrem Radio keine Störungen mehr geben.«
    Seither dröhnt das Radio unseres Nachbars ungestört in jedem Winkel unserer Wohnung. Ob tote Gegenstände eine Seele haben, weiß ich nicht. Aber sie haben bestimmt keinen Humor.

Babysitting und was man dafür tun muß
     
     
     
    Frau Regine Popper muß nicht erst vorgestellt werden. Sie gilt allgemein als bester Babysitter der Nation und hat wiederholt mit weitem Vorsprung die Staatsligameisterschaft gewonnen. Sie ist pünktlich, tüchtig, zuverlässig, loyal und leise – kurzum, eine Zauberkünstlerin im Reich der Windeln. Noch nie hat unser Baby Rafi sich über sie beklagt. Frau Popper ist eine Perle.
    Ihr einziger Nachteil besteht darin, daß sie in Tel Giborim wohnt, von wo es keine direkte Verbindung zu unserem Haus gibt. Infolgedessen muß sie sich der Institution des Pendelverkehrs bedienen, wie er hierzulande von den Autotaxis betrieben wird, und der jeweils vier bis fünf Personen befördert. Diese Institution heißt hebräisch »Scherut«. Mit diesem Scherut gelangt Frau Popper bis zur Autobuszentrale, und dort muß sie auf einen andern Scherut warten, und manchmal gibt es keinen Scherut, und dann muß sie ihre nicht unbeträchtliche Leibesfülle in einen zum Platzen vollgestopften Bus zwängen, und bei solchen Gelegenheiten kommt sie in völlig desolatem und zerrüttetem Zustand bei uns an, und ihre Blicke sind ein einziger stummer Vorwurf und sagen:
    »Schon wieder kein Scherut.«
    Allabendlich gegen acht beginnen wir um einen Scherut für Frau Popper zu beten. Manchmal hilft es, manchmal nicht. Das

Weitere Kostenlose Bücher