Kishon's schönste Geschichten für Kinder
" Es ist klar, daß man nicht gleichzeitig schwimmen und zählen kann.
Niemand hat mich das gelehrt. Außerdem bin ich kein Schwimmer, sondern ein Schriftsteller. Ich kann ja auch nicht gleichzeitig schwimmen und schreiben. Kein Mensch kann das, also bin ich untergegangen.
Mittlerweile hat sich Amir in die höchsten Töne gesteigert und röhrt drauflos, umringt von einer schaulustigen Menge, die mit Fingern auf seinen Vater weist. Ich springe aus dem Wasser und verfolge ihn rund um das Schwimmbecken. Endlich erwische ich ihn und zerre ihn ins Wasser. Dem Balg werde ich noch beibringen, wie man freiwillig schwimmen lernt!
„Mami!" brüllt er. „Mami, ich hab' Angst!"
Das alles kommt mir irgendwie bekannt vor. Hat mich nicht auch mein eigener Vater ins Wasser gezerrt? Hab nicht auch ich verzweifelt nach meiner Mami gerufen? So ist das Leben. Alles wiederholt sich.
„Will nicht ins Wasser!" heult mein Sohn. „Will Mami!"
Ich halte ihn auf beiden Armen, etwa einen halben Meter über dem Wasser, und schenke seiner Behauptung, daß er ertrinkt, keinen Glauben.
„Eins-zwei-drei" kommandiere ich. „Schwimm!"
Er folgt meinen Anweisungen, wenn auch heulend. Ein Anfang ist gemacht. Aber da ich ihn nicht das Fliegen lehren will, sondern das Schwimmen, muß ich ihn wohl oder übel mit dem Wasser in Berührung bringen. Vorsichtig senke ich meine Arme abwärts. Amir beginnt zu strampeln und schlägt wild um sich. Von Schwimmbewegungen keine Spur.
„Schwimm!" höre ich mich brüllen. „Eins-zwei-drei!"
Jetzt hat er mich gebissen. Er beißt den eigenen Vater, der für ihn 129
sorgt und ihm nichts als Liebe entgegenbringt. Zum Glück bin ich noch immer stärker als er. Ich zwänge seine Hüften in die eiserne Umklammerung meiner starken Schenkel, so daß sein Oberkörper auf der Wasserfläche liegt, und vollführe mit seinen Armen die vorgeschriebene Eins-zwei-drei-Bewegung. Eines Tags wird er's mir danken. Eines Tags wird er wissen, daß er ohne meine Fürsorge und meine engelsgleiche Geduld niemals die Wasser beherrscht hätte.
Eines Tags wird er mich dafür lieben.
Vorläufig tut er nichts dergleichen. Im Gegenteil, er schlägt seine verhältnismäßig freien Fersen unablässig in meinen Rücken. Vorne heult er, hinten tritt er. Einst war auch mein Vater zwischen den starken Schenkeln meines Großvaters eingeklemmt und hat es
überstanden. Auch du wirst es überstehen, mein Sohn, das verspreche ich dir.
Durch den Lautsprecher schallte die Stimme des Bademeisters: „Sie dort! Ja, Sie! Lassen Sie den Kleinen in Ruh! Sie bringen das Kind ja in Lebensgefahr!"
Ich steige mit Amir ans Ufer, lasse ihn brüllen und springe mit elegantem Schwung in die kühlen Wogen zurück, mit einem ganz besonders eleganten Schwung, der mich kühn über die aus dem Wasser herausragenden Köpfe hinwegträgt... weit hinaus in das Schwimmbecken... dorthin, wo es am seichtesten ist... Die Wiederbelebungsversuche des Badewärters hatten Erfolg.
„Unglaublich", sagte er, indem er meine Arme sinken läßt. „Und Sie wollen einem Kind das Schwimmen beibringen."
Ein wirklicher Astronaut
„Ephraim", sagte die beste Ehefrau von allen, „unser Amir hat wieder einmal eine seiner Launen. "
Die Vorbereitungen für die Purim-Maskerade waren in vollem Gange. Rafi, unser Ältester, hatte das Kostüm eines Piraten mit leichtem Anhauch von Militärpolizei gewählt und war's zufrieden.
Nicht so Amir. Er strich mit einem so saueren Gesicht durchs Haus, daß einem das Wisser im Mund zusammenlief wie beim Essen einer Zitrone. Ab und zu versetzte er dem in einer Ecke Hegenden Kostüm, das seine Mutti eigenhändig für ihn angefertigt hatte, im Vorübergehen einen wütenden Tritt. Die quergebügelten Hosen, die Stulpenstiefel, der mächtige, breitkrempige Texas-Hut, der Patronengürtel und die Revolver, kurzum: die komplette Ausstattung für den perfekten Cowboy - das alles stieß bei ihm auf finsterste Verachtung. „Was ist los mit dir, Amir?" fragte ich teilnahmsvoll.
„Willst du kein Cowboy sein?" „Nein. Ich will ein Astronaut sein. "
Das Unheil kam daher, daß er in seiner Kinder-Wochenzeitung etwas über den Mondflug von Apollo 13 gelesen hatte. "Immer mit der Ruhe", beruhigte ich ihn. „Wollen sehen, was sich machen läßt. "
„Ganz richtig", stimmte seine Mutter zu. „Laß uns die Sache in Ruhe besprechen. "
Wir besprachen die Sache und kamen überein, daß der "Wunsch unseres Sohnes nichts Schlimmes war. Ein Astronaut zu sein,
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