Kismet. Wenn Liebe nur so einfach wär`
unbenutztes Wasserglas, das vor ihr bereit stand.
Das Eis war gebrochen und die Beiden schwatzten munter mit einander. Caro schilderte die Fluchtstory, inklusive der Frau-Wolf-Anekdote und Henning brach in Gelächter aus, so das Caro mit einfiel.
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Ben gefährlich ruhig, den Raum betrat, sich schräg gegenüber, neben eine lockige attraktive Frau setzte und Caro keines Blickes würdigte. Ihr Herz klopfte stürmisch und sie verdrängte schnell das ungute Gefühl, dass er sauer auf sie war. Er würde sich schon wieder beruhigen, redete sie sich selbst gut zu. Damit die Trübsinnigen Gedanken sich endgültig verflüchtigen, schenkte sie dem humorvollen Henning besonders viel Aufmerksamkeit und blendete Ben komplett aus. Das schien genau in Hennings Interesse zu sein, er lehnte sich dicht zu ihr herüber und erzählte ihr lustige Geschichten aus dem Klinikalltag, etwas das Ben noch nie getan hatte, wie ihr erstaunt klar wurde.
Während sie mit dem jungen Arzt die Köpfe zusammensteckte, blickte sie verstohlen immer wieder zu Ben, aber der schien sich bestens mit den beiden Frauen links und rechts, von sich zu unterhalten.
Eingeschnappt kaute sie auf den Spaghetti, die Andrea ihr gerade aus der Küche gebracht hatte und fand, dass sie Soße ein wenig merkwürdig schmeckte. Sie kostete einen weiteren Bissen und überlegte was der bittere Nachgeschmack in der Nudelsoße war. Hennig erzählte ihr gerade einen sehr pikanten Arztwitz e und bestätigte damit das Klischee, das Ärzte einen sehr schwarzen Humor hatten.
Caro gackerte so laut, dass sich sämtlich Augenpaare auf sie richteten, einschließlich Ben, der sie finster anstarrte, sich aber nach ein paar Sekunden wieder den Damen zu wandte. Wahrscheinlich schämte er sich für ihr Verhalten und bereute es, sie mit genommen zu haben. Eilig schaufelte sie sich eine weitere Gabel mit Nudeln in den Mund und schob mit ihrem Besteck die restlichen Spagetti auf ihrem Teller hin und her. Die kleinen Stückchen auf ihrem Teller mussten Zwiebeln sein, aber schmeckten die nicht süßlich und nicht bitter? In diesem Moment, fing ihre Zunge an zu kribbeln und ihr wurde blitzartig klar, warum sie das Gemüse nicht sofort am Geschmack identifizieren konnte. Es war Sellerie, wie sie angeekelt feststellte. Sie hasste Sellerie und hatte ihn seit Jahren nicht mehr gegessen, Ursache dafür war aber nicht allein der penetrante Geschmack, sondern vielmehr die Tatsache, dass sie hochallergisch darauf reagierte.
Hastig überlegte sie wie viel Sellerie wohl in der Soße war, was allerdings vollkommen irrelevant war, weil es in ihrem Mund bereits wie Feuer brannte. Ruckartig hob sie den Kopf und blickte zu Ben, der ihr aber immer noch den Rücken zugewandt hatte. Caro schluckte damit der Brechreiz nicht überhandnahm. Sie konnte sich nicht dazu durchringen, über den Tisch laut nach ihm zu rufen, aber hingehen, um ihn bei seinem anscheinend sehr erquickenden Gespräch zu stören, wollte sie auch auf gar keinem Fall.
Caro wusste, wenn sie nicht gleich handelte, würde sie einen Anaphylaktischen Schock erleiden, nur weil sie, insbesondere vor Ben, nicht zuzugeben wollte, dass sie zu trottelig war, zu fragen, was genau in der Spagettisoße war. Aber wer zum Teufel machte in eine Bolognese auch Sellerie?, sinnierte sie missmutig, was ihr allerdings auch nicht weiter half.
Ihre Freunde wussten alle, dass sie auf Sellerie und Petersilie höchst allergisch reagierte. Beim letzten Mal, als sie Petersilie gegessen hatte, war sie noch gerade rechtzeitig in ein Krankenhaus, mit zu geschwollenem Hals und akuter Atemnot, eingeliefert worden. Da hatte sie sich aber auch in ihrer Heimatstadt, in der unmittelbaren Nähe einer Klinik befunden und alle hatten sofort gewusst, was los war, als sie beim Essen mit ihrer Family im Steakhaus anfing zu röcheln. Es war ja grundsätzlich so, dass sie immer alles ohne Kräuter bestellte, sicherheitshalber, aber die Köche meinten es meistens gut und klatschen ungefragt überall Petersilie drauf. Doch Sellerie in einer Nudelsoße war auch für ihren erfahrenen Gaumen neu.
Ach Andrea, aus uns hätten gute Freundinnen werden können, nur leider hast du mich jetzt auf dem Gewissen, dachte sie mit Galgenhumor. Sie zwang sich ruhig zu atmen und immer wieder zu schlucken, weil ihr Mund bereits staubtrocken war. Einen Moment lang schloss ihr sie die Augen und malte sich überspitzt aus, dass sie paradoxerweise in einem Haus voller Ärzte war,
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