Kismet. Wenn Liebe nur so einfach wär`
besorgen dir einen Kaffee. Außerdem solltest du jetzt viel Wasser trinken. Ich nehme mal nicht an, dass ich Ben Bescheid sagen soll?“ Caro guckte ihn so geschockt an, dass er grinsen musste und winkte ab.
„Dann halte ich mich a n die ärztliche Schweigepflicht“, meinte Henning schmunzelnd.
„Das fand ich an Ärzten immer schon am sympathischsten. Wenn ich dir irgendwelche schmutzigen Geheimnisse erzähle, musst du die dann auch für dich behalten?“, kam es von ihr enthusiastisch zurück. Ihr gemeinsames Gelächter wurde über die Wiese zum See hinaus getragen.
Minuten später richtete sie mit Hilfe von Hennings Autoaußenspiegel ihre Frisur. Er klopfte behutsam ihren Rücken ab und schwor ihr, dass sie von hinten zum anbeißen aussah. Irgendwie brachte sie seine Formulierung zum kichern und so schlenderten sie beide, nach gerade mal fünfzehn Minuten, glucksend zurück in das belebte Wohnzimmer. Der unfreundliche Blick den Ben ihnen bei ihrem eintreten sandte, entging ihnen nicht. Achselzuckend schob er Caro den Stuhl zurecht. Mit einem flauen Gefühl im Magen setzte sie sich und guckte absichtlich nicht noch einmal zu Ben hin.
Nachdem Henning ihr aus der Küche einen starken Kaffee geholt hatte, den sie in kleinen Schlückchen geschlürfte, fühlte sie sich schon wieder ganz normal.
„Danke“, flüsterte Caro ihm ins Ohr.
„Du bist mein Held des Tages. Der Rächer gegen den Sellerie.“ Henning lachte aus vollem Hals, legte einen Arm um ihre Schulter und beugte sich dicht zu ihr herüber.
„Gern geschehen. Ich habe auch nicht uneigennützig gehandelt, das nächste Krankenhaus ist unseres. Und ich habe kein großes Bedürfnis danach verspürt, mich Morgen wieder mit dem Papierkram rumschlagen zu müssen, den eine entflohene Patientin verursacht“, raunte er spitzbübisch und Caro kicherte prompt los. Hennings stimmte in ihren Heiterkeitsausbruch mit ein und genoss ihr ansteckendes, wohlklingendes Lachen.
„Kann man erfahren worüber ihr lacht? Ich würde gern mit lachen“, wollte ein schlechtgelaunt guckender Ben wissen, der plötzlich hinter ihren Stühlen stand.
„NÖ, das fällt unter ärztliche Schweigepflicht“, frotzelte sie und zwinkerte Henning verschwörerisch zu, damit er nicht verriet, wie nah das an die Wahrheit ran kam.
Ben machte ein derartig brummiges Gesicht, das Caro schmunzeln musste. Henning hingegen stand abrupt mit den Worten: „ich geh mir mal was zu trinken holen“, auf und verschwand eilig in der Küche.
Ben nahm seinen Platz ein, legte rau eine Hand in ihren Nacken und zog ihr Gesicht nah zu sich heran. Der Griff in ihrem Nacken war etwas unangenehm, aber sie wehrte sich nicht.
„Du scheinst dich ja prächtig mit ihm zu amüsieren? Was hab ihr vorhin draußen solange gemacht?“
„Worüber hast du dich mit den beiden Grazien neben dir unterhalten?“, kam es von ihr mit gleicher forscher Stimmlage zurück.
„Du willst es mir nicht sagen?“ Ben ließ sie unvermittelt los und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Nein, will ich nicht.“ Ohne ein weiteres Wort stand er auf und ging, wie sie mit hochgezogenen Augenbrauen registrierte, ebenfalls in die Küche. Hoffentlich ließ sich Henning nicht ausquetschen, sie wusste ja wie einschüchternd er manchmal sein konnte. Caro hatte keine Lust alleine rumzusitzen und auf die Rückkehr von einem der beiden Männer zu warten, sondern beschloss einen kleine Entdeckungstour durch das Haus zu machen.
Zufällig hatte sie mitbekommen, dass Andreas Mann Holger hieß und ebenfalls ein Arzt war. Sie bewohnten das Haus offensichtlich, mit mindestens einem Kind, denn im Garten, in den sie gerade durch eine großes Fenster hinaus spähte, befand sich eine Schaukel, ein gefülltes blaues Planschbecken und ein riesiges Trampolin. Hier wäre sie auch gern Kind gewesen. Sie grinste breit, als sie ein kleines rosa Fahrrad, mit Stützrädern, auf dem Rasen liegen sah. Ja, Andrea war nicht nur eine sympathische Frau, auch wenn sie Sellerie an eine Bolognese machte, sondern sie war bestimmt auch eine herzliche, fürsorgliche Mutter, - so wie sie sich ihre Mutter immer gewünscht hatte. Die unterkühlte Frau Brandt, war immer zu beschäftigt gewesen, um mit ihrem Bruder oder ihr im Garten zu toben. Zudem hätte die Gute einen Anfall bekommen, wenn Caro ihre Klavier-, Gesangs- oder Tennisstunden ausfallen lassen hätte, um im Garten Trampolin zu springen, selbst wenn sie eins gehabt hätten. Sie kniff die Augen zusammen, um das
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