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Leiche - oben ohne

Leiche - oben ohne

Titel: Leiche - oben ohne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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1
     
    Ich öffnete die Augen, aber der
ebenso gleißende wie gnadenlose Sonnenschein, der zum Schlafzimmerfenster
hereinströmte, drückte sie mir im gleichen Augenblick wieder zu. Der Bleiklotz,
der auf meinen Schultern saß, erhob gewichtigen Einspruch, als ich sie ein paar
Zentimeter zu heben versuchte, und dann begann ein unsichtbarer Bösewicht, mich
von allen Seiten mit Nadelstichen zu peinigen. Wunderbarerweise brachte ich’s trotzdem
fertig, mich aufzusetzen und mit beiden Händen an meinen Kopf zu fassen, obwohl
anscheinend jemand drauf und dran war, ihn mir vom Hals zu schlagen, mit einem
ausgewachsenen Schmiedehammer. Ich erinnerte mich schwach, daß es eine ganz
verteufelte Party gewesen war.
    Nachdem ich ausführlich
geduscht, mich mit großer, sehr großer Sorgfalt rasiert und mir fünfmal die
Zähne geputzt hatte, ging’s mir auch nicht besser. Vielleicht noch schlechter,
wenn man will, denn allmählich wurden die Bilder vom letzten Abend deutlicher.
Dabei ordneten sie sich leider zu keiner vernünftigen Folge, es waren vielmehr
grausliche Einzelbilder, die mich an Standfotos aus einem Gruselfilm
erinnerten. Der kleine Dicke fiel mir plötzlich ein, der auf die Terrasse
gewollt hatte, um Luft zu schnappen — und erst, als er schon ein Bein aus dem
Fenster gehabt hatte, war mir eingefallen, daß mein Apartment ja gar keine
Terrasse besaß, sondern vor den Fenstern nichts weiter als dreizehn Stockwerke
tief Luft bis auf die Central Park West.
    Und dann war da ein rothaariges
Kind gewesen, mit einer Busenbucht wie der Grand Canyon (bei dieser Erinnerung
zuckte ich leicht zusammen). Diese Schöne war in der Küche über mich
hergefallen und hatte gemeint, ich solle mir bloß keine Gedanken machen, weil
ihr Mann Catcher sei. Also machte ich mir auch keine Gedanken — bis er uns nach
ein paar Minuten überraschte. Mein Rücken schmerzte bei diesem Gedanken heftig,
und ich hätte bloß noch gern gewußt, wogegen ich eigentlich geprallt war, als
er mich quer durchs Zimmer geschleudert hatte. Und dann war da noch — aber
weshalb weiter darüber nachdenken? Ich sagte mir, daß ich bestenfalls einen
geistigen Dauerschaden davontrug, wenn ich noch länger über die Party
nachdachte, und folglich beschloß ich, mich aufs Ankleiden zu konzentrieren.
Ich brauchte dazu lächerliche fünfzehn Minuten, nachdem ich es freilich
aufgegeben hatte, mir einen Knoten in den Schlips zu binden — mit Fingern, die
nicht mir, sondern einem Bongotrommler zu gehören schienen, der gerade für die
nächste Jam Session übte. Und dann beging ich den Kardinalfehler, ins
Wohnzimmer zu marschieren — sagte ich Wohnzimmer? Dort sah es aus wie auf dem
städtischen Müllplatz, über den gerade ein Hurrikan hinweggefegt war.
    Der erbarmungslose Sonnenschein
war kräftig genug, den dichten Schleier kalten Tabakrauchs zu durchdringen und
alle entsetzlichen Einzelheiten so recht ins Licht zu rücken. Überall lagen und
standen Gläser herum, etwa tausend, wie es aussah, und einige davon waren noch
halb voll und beherbergten langsam herumschwimmende Zigarettenkippen. Sämtliche
Ascher liefen über, weshalb verschiedene meiner geschätzten Gäste ihre Stummel
wohl auch schlicht und einfach im Teppich ausgetreten hatten. Immerhin waren
die Möbel noch heil — wenn es auch ein bißchen Geschick erfordern würde, mit
dem dreibeinigen Tisch zurechtzukommen; nun ja, und die fehlenden Türen am
Büfett hatte bestimmt der Catcher abgerissen. Die Sessel sahen noch wie neu
aus, von dem einen mit dem dicken Brandloch abgesehen. Und die Couch war wohl
auch noch ohne weiteres zu benutzen, man mußte sie nur wieder herumdrehen und
auf ihre Füße stellen. Ich ging unsicheren Schritts zu ihr hinüber, bückte mich
— und erstarrte.
    O nein, protestierte mein
Verstand. Bei so einer wilden Party bleibt ja immer mal etwas liegen, aber das
hier war doch mehr als unglaublich. Irgendwo in Manhattan mußte jetzt eine Dame
ohne Unterleib herumlaufen. Wie, zum Teufel, jemand seine eigenen Gehwerkzeuge
vergessen konnte, ging über meinen Horizont. Ich blinzelte heftig, und dann sah
ich mir die Beine nochmals an, die da parallel zur umgefallenen Couch auf dem
Boden lagen. Es waren prachtvolle Beine, lang und formvollendet, mit zierlichen
Knien und wohlgerundeten Schenkeln, bis oben bekleidet mit Strümpfen aus so
einer Art schwarzer Spitze — warum, zum Donnerwetter, ließ jemand so was
Hübsches liegen? Ich kniete neben ihnen nieder und legte meine Hand

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