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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
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zusammen
hatten.« Er lächelte wehmütig.
    »Ich kann
Ihren Verlust nachempfinden«, versicherte ich ihm.
    »Ja, das
glaube ich dir. Kannst du dich noch an Greta erinnern? Du warst ja
einige Male mit deinem Bruder bei uns. Ihr seid immer zum Kuchenessen
gekommen.«
    »Ja, das hatte
ich ganz vergessen. Ihre Frau hat immer Blaubeerkuchen gebacken. Der
schmeckte wirklich super lecker.« Jetzt war es mir wieder
eingefallen. Ich blickte Uffe Kvarnström an und versuchte in ihm
den Mann der netten Dame zu erkennen, die uns Kindern damals diesen
köstlichen Kuchen gebacken hatte. Doch es wollte mir nicht
gelingen. Er schien meine Gedanken zu erraten. »Ich bin alt
geworden und auf dem Kopf habe ich nicht mehr so viele Haare wie
früher.« Er schmunzelte. »Ich nehme es dir nicht
übel, wenn du dich an so einen alten Herrn nicht erinnern
kannst. Du warst ja damals auch noch ein kleines Mädchen. Seit
eurem letzten Sommer hier bei uns sind einige Jahre vergangen.«
    Ich nickte und
fragte: »Möchten Sie, äh, möchtest du noch eine
Tasse Tee?«
    »Gern«,
antwortete Uffe lächelnd. Ich schenkte uns nach.
    Er trank einen
Schluck und nahm den Faden wieder auf. »Du hast ja ebenfalls
einen schweren Verlust verkraften müssen. Rune hat mir vom Tod
deiner Eltern erzählt. Auch ich möchte dir mein herzliches
Beileid aussprechen.« Er griff nach meiner Hand und drückte
sie. Ich schluckte und erwiderte den Händedruck. Seine
Anteilnahme war aufrichtig, das fühlte ich.
    »Danke, sie
sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Es wurde vermutet, dass
der andere Fahrer betrunken war. Er hat eine rote Ampel überfahren
und den Wagen meiner Eltern gerammt. Sie kamen von der Fahrbahn ab
und fuhren gegen einen Baum. Man sagte mir, sie wären sofort tot
gewesen.« Ich starrte auf meine Hände.
    »Und der
andere Fahrer?«, fragte Uffe leise.
    »Er hat
Fahrerflucht begangen. Die Polizei hat ihn bislang noch nicht
ermitteln können.« Ich blickte auf und in Uffes
mitfühlendes Gesicht. Er schüttelte den Kopf. »Dass
Menschen so unverantwortlich sind, ist immer wieder erschreckend.«
    »Ja«,
bestätigte ich, »aber wenigstens weiß ich wo meine
Eltern sind. Ich konnte sie begraben. Sie liegen auf dem Friedhof.
Ben hingegen …« Mir versagte die Stimme.
    »Ich
verstehe«, sagte Uffe nur. Dann schwiegen wir beide einen
Moment. Er räusperte sich und fuhr fort: »Ich bin froh,
dass ich Gretas Grab jederzeit besuchen kann. Das tröstet mich.
Ich stelle es mir schrecklich vor, keinen Ort der Trauer und des
Trostes zu haben. Bist du deshalb nach Schweden gekommen –?«
    »Ja, ich
wollte meiner Familie wieder nahe sein. Ich … ich vermisse die
Sommer meiner Kindheit. Es war alles so warm und …« Ich
suchte nach den richtigen Worten. »Es war einfach perfekt.
Jedenfalls erscheint es mir in meiner Erinnerung so.«
    Uffe
lächelte mich an. »Wir hatten euch auch alle ins Herz
geschlossen. Jeder von den Nachbarn mochte eure Familie. Ihr wart im
Sommer ein fester Bestandteil unserer kleinen Nachbarschaft. Als dein
Bruder dann vermisst wurde, haben sich alle an der Suche beteiligt.«
    »Aber niemand
hat ihn gefunden.« Ich seufzte. »Und ich konnte nicht
helfen. Ich konnte die Stelle nicht mehr finden, an der Ben ertrank.
Ich habe ihm nicht geholfen, als er nicht mehr auftauchte und ich
konnte nicht einmal bei der Suche helfen!« Ich begann zu
schluchzen. »Ich war völlig nutzlos!«
    Uffe griff erneut
nach meiner Hand. Er drückte sie und versuchte mich zu
beruhigen. »Du warst ein kleines Mädchen. Es ist nicht
deine Schuld, dass dein Bruder ertrunken ist. Sofie, sieh mich an! Du
hast nichts falsch gemacht!«
    Nun
liefen mir wieder die Tränen über das Gesicht. »Ich
hätte ihm helfen können. Ich hätte ihn aus dem Wasser
holen müssen!«
    Uffe schüttelte
heftig den Kopf. »Nein, dann wärst du vermutlich auch
ertrunken.«
    Ich wischte mir die
Tränen aus den Augen und sah ihn an. »Ich weiß
nicht. Ich glaube immer noch, ich hätte ihn retten können,
ja sogar retten müssen.«
    »Möchtest
du mir erzählen, was damals genau passiert ist?«, fragte
Uffe.
    Ich
blickte in meinen Tee. Er wartete. Dann fing ich an zu erzählen.
Während ich ihm berichtete, sah ich die Bilder vor mir, als
würde ich sie noch einmal erleben. Vor meinen Augen sah ich den
Zulauf zum versteckten Waldsee. Sah Ben und mich wieder in dem
Ruderboot sitzen. Sah, wie wir uns mit dem Boot durch das hohe Schilf
und Gestrüpp den Weg bahnten, bis wir auf dem See ankamen.

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