Klar Schiff zum Gefecht
wachfreien Seeleute hatten in den Speigatten vor der erbarmungslosen Sonne Schutz gesucht, nur da und dort sah man ihre ausgestreckten Beine herausragen. Die Rahen und Wanten waren gleich nach Tagesanbruch mit Ästen und Blättern getarnt worden. Sie verwischten die Umrisse des Schiffes und konnten mögliche Beobachter täuschen.
Zwischen der Sparrow und der Krümmung des Ufers pullte ein Kutter quälend langsam auf und ab. Fähnrich Bethune hockte auf der Achterbank und beobachtete die Küste. Dummerweise hatte er sich bis zum Gürtel ausgezogen. Er würde es dann später trotz seiner gebräunten Haut zu büßen haben.
Als Bolitho in den Schatten der Hängemattennetze zurückkehrte, folgte ihm Tyrell.
»Ich würde gern an Land gehen, Sir.«
Er wartete, bis Bolitho ihn ansah. »Ich könnte eine Handvoll Leute mitnehmen. Würde gern nachsehen und herausfinden, was los ist.« Er öffnete sein verschwitztes Hemd und holte tief Luft.
»Besser, als wie blödes Schlachtvieh auf den Schlächter zu warten.«
»Ich weiß nicht recht.« Bolitho beschattete seine Augen, als ein paar Uferbäume in plötzlicher Bewegung aufschimmerten. Ein großer Vogel strich über die Bucht hinaus. Wieder herrschte Stille.
Tyrell blieb hartnäckig. »Schauen Sie, Sir, ich nehme an, daß die Befehle geheim sind, aber das ganze Schiff weiß, warum wir hier warten. Diese Scouts plauderten frei heraus, sobald sie einen Schluck Rum im Bauch hatten.«
Ein gezwungenes Lächeln erschien auf Bolithos Zügen. »Das hab' ich mir denken können.«
»Ja, es heißt, daß wir einen Haufen Soldaten, der unterwegs verloren wurde, aufnehmen und retten sollen.« Er zog eine Grimasse. »Kann mir das schon vorstellen. Das hier ist kein Kasernenhof.«
Bolitho betrachtete Tyrells strenges Profil und erwog seinen Vorschlag. Von den Goldbarren hatte er nichts erwähnt. Sie waren also ein Geheimnis, das Foley nicht einmal seinen eigenen Leuten mitgeteilt hatte. Das war gut so. Einige Männer könnten versucht sein, eher hinter diesem Gold herzujagen, als sich um die Bergung der Vermißten zu kümmern.
»Nun gut. Suchen Sie sich ein paar Leute zusammen und nehmen Sie die Gig. Sie werden auch Waffen und Proviant brauchen, sonst . . .«
Tyrell lächelte. »Sonst wäre es zu schlimm für uns, wenn die Sparrow ohne uns davonsegelte, eh?«
»Es ist ein Risiko. Wollen Sie sich's nicht lieber noch mal überlegen?«
Der Leutnant schüttelte den Kopf. »Ich werde sofort losziehen.«
»Ich muß das im Logbuch berichten«, sagte Bolitho.
»Nicht notwendig, Sir. Wenn ich zu Schaden komme, bleibt die Sache am besten unerwähnt.« Er lächelte traurig. »Ich möchte nicht, daß Sie sich meinetwegen vor dem Seegericht verantworten müssen.«
»Trotzdem werde ich den Bericht machen.« Bolitho zwang sich zu einem Lächeln. »Also fahren Sie schon.«
Die Gig war kaum eine Kabellänge entfernt, als Foley mit verzerrtem Gesicht an Deck stürzte.
»Wo fährt er hin?« Er packte die Wanten und starrte hinter dem kleinen Boot her, dessen Umrisse im wehenden Dunst verschwammen. »Haben Sie ihm die Erlaubnis erteilt?«
»Gewiß.«
»Dann sind Sie ein größerer Narr, als ich dachte!« In seiner Sorge verlor Foley die Selbstbeherrschung. »Wie konnten Sie es nur wagen, das auf sich zu nehmen?«
»Oberst Foley, ich zweifle nicht, daß Sie ein ausgezeichneter Feldoffizier sind. Sie sind erfahren genug, um zu wissen, daß die vermißten Soldaten entweder tot oder gefangen sein müssen, wenn Ihre Scouts keinen Kontakt mit ihnen aufnehmen können.« Er behielt seinen ruhigen Ton bei. »Sie müssen ebenso zur Kenntnis nehmen, daß ich nicht die Absicht habe, Schiff und Besatzung aufs Spiel zu setzen, um einem Plan zu folgen, der bereits gescheitert ist.«
Foley öffnete seinen Mund und schloß ihn wieder.
»Ich habe meine Befehle«, sagte er matt. »Der General muß gerettet werden.«
»Und das Gold.« Bolitho konnte seine Bitterkeit nicht verbergen. »Das gewiß doch auch, oder?«
Foley rieb sich die Augen. In seinem Gesicht zeigte sich plötzlich die Überanstrengung. »Man müßte ein Regiment zur Verfügung haben, um dieses Gebiet abzusuchen. Und sogar dann noch . . .« Seine Stimme verlor sich in undeutlichem Gemurmel.
Bolitho nahm ein Fernglas und versuchte den flimmernden Sonnenglast zu durchdringen. Von der Gig war nichts mehr zu sehen.
»Mr. Tyrell hat mein volles Vertrauen. Vielleicht wird er etwas entdecken.«
Foley blickte über das Deck hin. »Hoffentlich,
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