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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Eine Weile später betrat er wieder das Achterdeck.
    »Gute Männer, hätte ich ein Regiment von ihnen, könnte ich halb Amerika zurückerobern.«
    Bolitho ließ ihn reden, ohne zu unterbrechen. Es milderte die Anspannung des Wartens, und hinter dem reservierten Hochmut, den Foley wie einen Schild trug, vermochte er allmählich den Kern des Mannes zu entdecken.
    »Ich habe schon in vielen Gebieten gegen die Amerikaner gekämpft, Kapitän. Sie lernen schnell und verstehen ihre Kenntnisse gut anzuwenden.« Mit plötzlicher Bitterkeit fügte er hinzu: »Kein Wunder, sie haben einen harten Kern englischer Deserteure und Glücksritter. Ich dagegen mußte mich mit soldatischem Abschaum zufriedengeben. In einem der Gefechte sprachen die meisten meiner Leute kaum ein Wort englisch. Stellen Sie sich vor, Kapitän, sie steckten in der Uniform des Königs, aber ihre Zungen redeten in allen möglichen deutschen Mundarten.«
    »Ich wußte nicht, daß es so viele englische Deserteure gibt, Sir!«
    »Nun, einige waren schon vor der Rebellion hier stationiert. Sie hatten ihre Familien bei sich und haben in diesem Land Wurzeln gefaßt. Andere hoffen auf späteren reichen Gewinn, Land vielleicht, irgendeine verlassene Farm.« Wieder diese Bitterkeit in der Stimme. »Aber was auch immer ihre Überzeugung sein mag, sie kämpfen unglaublich hart. Denn wenn sie erwischt und als Deserteure überführt werden, müssen sie diese Welt mit einer Schlinge um den Hals verlassen, und die Raben werden ihre Eingeweide fressen.«
    Tyrells Gestalt tauchte undeutlich in der Finsternis auf. Seine Stimme klang gedämpft. »Die Gig ist klar zum Fieren. Meiner Ansicht nach muß die Bucht jetzt backbord voraus liegen.«
    Die Spannung ließ einen Augenblick lang nach, als bei leise geflüsterten Befehlen die Fäuste der Seeleute zupackten und die Gig über die Reling ausschwenkten und wegfierten.
    Fähnrich Heyward stand neben Bolitho, als das Beiboot davongerudert wurde.
    »Passen Sie gut auf, Mr. Heyward, wenn Sie mit dem Kutter an Land gehen. Behalten Sie Ihren kühlen Verstand und denken Sie nicht an Heldentaten.«
    Er nahm ihn am Arm und spürte, daß die Nerven des Fähnrichs gespannt waren wie die Feder am Hahn einer Pistole. »Ich möchte, daß Sie die Sparrow als Leutnant und mit heilen Knochen verlassen.«
    Heyward nickte. »Danke, Sir!«
    Graves stieg flink die Leiter herauf. »Kutter gefiert und klar.«
    Er blickte zum Fähnrich hin. »Schicken Sie mich, Sir. Er ist solch einer Sache nicht gewachsen.«
    Bolitho versuchte Graves' Gesichtsausdruck zu erkennen, aber es war zu dunkel. Vielleicht machte er sich wirklich Sorgen um den Fähnrich. Oder aber er betrachtete die Aussicht auf dieses Unternehmen als seine erste Chance zu rascher Beförderung. In beiden Fällen hatte Bolitho Verständnis für Graves.
    Aber er antwortete: »Als ich so alt war wie er, war ich schon bestallter Leutnant. Es war damals nicht leicht für mich, und es wird auch für ihn nicht leicht sein, bis er erkannt hat, daß alles von seiner Autorität abhängt.«
    »Signal von der Gig, Sir«, sagte Bethune rasch. »Drei Blitze!«
    »Wahrscheinlich hat sich die Wassertiefe geändert«, stieß Tyrell nervös hervor. Dann wurde er wieder ruhig. »Ich schlage vor, jetzt zu ankern, Sir.«
    »Schön.« Bolitho sah die schwarzen Umrisse der Gig backbord voraus auftauchen. »Besanmarssegel back brassen. Klar zum Wenden. Wir werden Anker fallen lassen und dann den Warpanker im zweiten Kutter ausbringen. Schneller dort vorn! Wir kommen der Gig zu nahe.«
    Füße tappten eilig über die Planken, und irgendwo hoch oben über Deck schrie ein Mann vor Schmerz und Schreck auf, als er fast von der Rah gestürzt wäre. Das Besanmarssegel schlug und flappte trotz des geringen Winddruckes, und der Lärm schien Bolitho laut genug, um Tote aufzuwecken. Auf dem finsteren Deck rannten die Leute an die Brassen und Fallen. Jeder Mann kannte seine Handgriffe so genau, daß die Manöver kaum länger dauerten als am hellichten Tag. Das Ankertau rauschte aus der Klüse. Schwankend wie betrunken taumelte die Korvette, bis sich das Tau straffte. Das Wasser unter dem Kiel quirlte im lebendigen Schimmer phosphoreszierender Funken. Beide Kutter wurden bereits weggefiert. Ihre Mannschaften sprangen hinterdrein, griffen eilig stolpernd und stoßend nach den Riemen. All dieses geschah in wenigen Minuten. Dann trat wieder Ruhe ein. Die Segel waren aufgetucht, der Schiffsrumpf zerrte sanft an beiden Ankern, und

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