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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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die Lippen. Tyrell war nicht zurückgekehrt. Vielleicht war er schon in Richtung Süden über Land unterwegs. Oder er führte gar amerikanische Kundschafter in diese Bucht. Er schüttelte sich wie ein Hund. Seine Müdigkeit, seine Enttäuschung zerrten an seinen Widerstandskräften, an seinem Vertrauen.
    Fähnrich Heyward stand am Steuerbordschanzkleid. Wie im Halbschlaf lehnte er an den Planken. Plötzlich fuhr er hoch.
    »Die Gig, Sir«, rief er mit heiserer Stimme. »Sie kommt von der Landzunge her!«
    Bolitho rannte zu ihm hin. Es war ihm gleichgültig, ob Tyrell etwas entdeckt hatte oder nicht. Er war zurückgekommen, das war mehr als genug.
    Als die Gig längsseits kam, sah er die Ruderer wie Marionetten in den Duchten hängen. Ihre Gesichter und Arme sahen wie rohes Fleisch aus. Tyrell kletterte mit verdreckten Füßen und Beinen auf das Achterdeck. Seine Kleider waren zerrissen.
    Schwerfällig begann er seinen Bericht: »Ihre Scouts konnten die vorausgeschickten Männer nicht finden, Oberst. Aber wir haben sie entdeckt.«
    Er nahm eine Wasserkanne und schluckte in tiefen Zügen. »Sie sind alle tot. Flußaufwärts in einem ausgebrannten Fort.«
    Foley starrte auf die düsteren Bäume hinter der Bucht. »So sind also meine Leute immer noch auf der Suche.«
    Tyrell beachtete ihn nicht. »Wir pullten die Gig den Flußarm hinauf. Stießen zufällig auf dieses alte Fort. Aber leider ist das noch nicht alles.«
    Bolitho wartete. Er konnte ihm die Anstrengungen und die Qual über das Gesehene deutlich ansehen.
    Langsam fuhr Tyrell fort: »Gerade ein Stückchen den Kanal hinauf liegt groß und breit eine verdammte Fregatte!« Foley warf sich herum. »Amerikanisch?«
    »Nein, Oberst, nicht amerikanisch.« Er blickte Bolitho ernst an.
    »Ihrem Schnitt nach ein Franzmann. Keine Flagge. Also wohl ein Kaperschiff.«
    Bolitho zwang seine rasenden Gedanken zur Ruhe. Hätten sie sich unter Tyrells ortskundiger Führung nicht so heimlich in die Bucht geschlichen, wären sie der Fregatte vor die Kanonen gelaufen, oder sie wären vor Anker liegend angegriffen worden.
    Tyrell redete weiter: »Es sieht also so aus, als ob Ihr General in Gefangenschaft geraten ist, Oberst. Hat nicht viel Zweck, hier so lange zu warten, bis es uns genauso geht, eh?«
    »Konnten Sie ausmachen, was sie taten?«
    Bolitho versuchte sich den großen Fluß vorzustellen, der um die Landzunge herumströmte. Die Fregatte ankerte in der Gewißheit, daß sie jeden Angreifer aus jeder Richtung abwehren konnte.
    Tyrell zuckte die Achseln. »Am Strand waren Spuren zu sehen. Ich nehme an, daß sie mit Booten ans Land gerudert sind, um Frischwasser aufzunehmen. Aber kein Zeichen von Gefangenen.«
    »So müssen wir also vermuten, daß die gesuchten Soldaten immer noch vermißt sind.« Bolitho blickte den Oberst an. »Ich glaube, daß die Fregatte Anker lichten wird, sobald der Wind einfällt. Sie wird es kaum wagen, bei Nacht auszulaufen. Wir sind also bis zur Morgendämmerung sicher, danach . . .« Er kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu Ende zu sprechen.
    »Kutter signalisiert, Sir«, rief Heyward.
    Alles wandte sich um und starrte zur dunklen Küste hinüber. Mit weit ausholenden Riemen hielt der Kutter auf das Land zu. Am Ufer stand eine einzelne Gestalt, die mit ihrer Muskete Bethune zuwinkte. Es war einer von Foleys Scouts.
    »Ich muß sofort an Land«, schnappte Foley. Er rannte auf die Schanzkleidpforte zu. »Sie haben den General gefunden!«
    Bolitho eilte hinter ihm her und kletterte, gefolgt von Stockdale, in die Gig.
    Kurz vor dem Ufer fuhr das Boot im seichten Wasser auf. Bolitho sprang über das Dollbord und watete durch das klare Wasser an Land. Eine Sekunde lang blitzte in seinem Gehirn der Gedanke auf, daß er seit Monaten zum ersten Mal wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Er wartete unter einem Baum, während Foley den Scout ausfragte. Sicher würde es den Kanadier verwirren, wenn sie beide vor ihm stünden. Foley schritt auf Bolitho zu. Seine Stiefel knirschten im Sand.
    »Sie haben ihn gefunden.« Er wies auf die finstere Mauer des Waldes. »Die erste Abteilung wird in etwa einer Stunde hier sein.«
    »Die erste Abteilung?« Bolitho bemerkte die Verzweiflung in Foleys Augen.
    »Der General kommt mit meinen Kundschaftern und allen gesunden Männern.« Er seufzte tief auf. »Aber etwa sechzig Kranke und Verwundete folgen in langsamem Marschtempo nach. Sie sind seit Tagen ständig unterwegs. In der vorletzten Nacht gerieten sie in einer

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