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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Handballen schabte über sein Kinn.
    »Wir müssen ziemlich abgetrieben sein.«
    Bolitho schwieg. Jeder tat, was er konnte. Gott sei Dank, daß die Sparrow so wenig Tiefgang hatte! Sonst. . .
    »Marke sechs!«
    »Ganz ordentlich«, grunzte Tyrell. »Ich hab' mal erlebt, daß die Tideströmung hier einen Schoner herumwarf wie ein Stück Strandgut.«
    »Na, danke schön.« Bolitho sah ein fahles Aufspritzen am Bug, als das Senkblei wieder ausgeworfen wurde. »Das ist schon ein recht schwacher Trost.«
    »Marke fünf!«
    »Trau keinem Soldaten, wenn er eine solche Stelle aussucht.« Tyrell beugte sich über den Kompaß. »Weiter draußen im Westen, im Hauptkanal des Delaware ist es ausreichend tief für uns, selbst bei Ebbe.«
    »Ein Viertel weniger als fünf!«
    »Hölle und Teufel«, wisperte Buckle. Stiefel scharrten auf den Planken. Foley tastete sich heran und fragte lebhaft: »Wie schaut's aus, Kapitän?«
    »Bei Marke drei!«
    »Ist es denn unbedingt notwendig, daß der Kerl dort vorn solch einen Lärm macht?« Foley starrte die Männer beim Ruderrad an. Ruhig und gedehnt knurrte Tyrell: »Entweder das, oder wir reißen uns den Kiel heraus.«
    Bolitho fügte leise hinzu: »Ein Mann von Ihrer Größe, Sir, könnte gerade noch zwischen Kiel und Grund hindurchgehen, wenn er Lust dazu hätte.«
    Foley sprach eine ganze Minute lang kein Wort mehr. Dann überraschte er Bolitho.
    »Es tut mir leid, ich war ein Narr, so zu reden.«
    »Marke vier!«
    Buckle atmete langsam aus. »Besser.«
    Bolitho fühlte, daß Tyrell seinen Arm berührte. »Wenn wir den Kurs so halten, Sir, können wir ziemlich sorglos ankern. Vorausgesetzt freilich, daß wir genug Platz haben, vor Anker zu schwoien. Der Grund ist hier ziemlich sicher, und wir könnten ohne größere Gefahr eine l eichte Grundberührung riskieren.«
    »Kapitän!« Foleys Stimme war wieder wie früher, scharf und unduldsam. »Ist Tyrell ein Amerikaner?«
    »Ja, ein Ansiedler, Sir. Wie eine ganze Anzahl meiner Leute.«
    »Verdammt!«
    »Er ist aber auch ein Offizier des Königs, Sir. Ich hoffe, Sie vergessen das nicht.«
    Foleys weiße Hosen verschwanden im Niedergang.
    »Er denkt wohl, ich lasse das Schiff auf Grund laufen, nur um ihn zu ärgern.« Bitterkeit lag in Tyrells Stimme.
    »Lassen Sie's gut sein, Tyrell«, Bolitho starrte ins schwarze Wasser hinunter, wo tanzende phosphoreszierende Funken leuchteten und verschwanden. Wie magische, treibende Pflanzen sprühten sie im Kielwasser und in der Bugwelle, erloschen, blitzten anderswo wieder auf.
    »Ich beneide ihn nicht um seinen Auftrag.«
    Zu seiner Überraschung stellte er fest, daß er es ernst meinte. Irgendwo dort im Dunkeln lag das gewaltige Land. Hügel und Flüsse, Wald und Gestrüpp, das einem achtlosen Menschen ein Auge auskratzen konnte. Man erzählte sich viele Geschichten von Angriffen und Hinterhalten in diesem Gebiet. Selbst wenn man zugab, daß die Berichte etwas übertrieben wurden, waren sie immer noch schlimm genug, selbst einem erfahrenen Kämpfer eine Gänsehaut den Rücken hinunter zu jagen. Da waren Indianer, die in der Armee Washingtons als Scouts dienten, die sich lautlos wie Füchse bewegten und mit der Wildheit eines Tigers zuschlugen. Eine Welt huschender Schatten und fremder Geräusche, von Schreien, die einen schläfrigen Wachtposten mit kaltem Angstschweiß hochfahren ließen – wenn er Glück hatte. Wenn nicht, würden ihn seine Kameraden als toten, geplünderten Mann auffinden.
    »Tiefe acht!«
    Tyrell wanderte ruhelos auf und ab.
    »Wir können den Kanal jetzt verlassen. Ich schlage vor, Kurs Nordost zu steuern.«
    »Schön, befehlen Sie klar bei Brassen und gehen Sie über Stag.«
    Und so ging es weiter, Stunde um Stunde. Die Lotleinen glitten durch die Hände der Seeleute am Bug, die gerefften Marssegel wurden getrimmt und wieder getrimmt, um den leisesten Hauch des ersterbenden Windes wie eine Kostbarkeit aufzufangen. Dann und wann eilte Tyrell nach vorn, um den Talg in einem der Lotbleie abzutasten, etwas davon zwischen seinen Fingern zu zerreiben oder wie ein Jagdhund daran zu riechen.
    Bolitho wußte, daß er ohne Tyrells unheimliche Kenntnis des Grundes, ohne sein Selbstvertrauen, in diesen seichten Gewässern den rechten Kurs zu spüren, schon längst geankert hätte, um auf die Morgendämmerung zu warten.
    Einige Male kam und ging Foley. Aber er sagte nichts mehr über Tyrell. Er rief die kanadischen Kundschafter zusammen und sprach einige Minuten lang mit ihrem Sergeanten.

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