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Klassenfahrt zur Hexenburg

Klassenfahrt zur Hexenburg

Titel: Klassenfahrt zur Hexenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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etwa die
Karosserie knacken“, entsetzte sich Döring.
    „War nur Spaß.“ Tim sprach so
laut, dass ihn alle hörten. „Das Versteck ist sicherlich mit Sorgfalt
angebracht. Ich nehme an, man hat’s irgendwo in der Bodengruppe der Karosserie
eingeschweißt. Dafür spricht auch, dass unsere angriffslustigen Dealer den
ganzen Wagen wollen. Ihnen genügt es nicht, nur mal hinter die Sitze zu langen.
Nein, sie brauchen Zeit. Sie müssen mit dem Schlitten in die Werkstatt.“
    „Hm.“ Döring war ratlos. „Ohne
Hebebühne wird das nichts.“
    Tim legte sich auf den Boden
und versuchte, unter den Wagen zu kriechen. Vergebens.
    Immerhin verdrehte er sich das
Genick und prüfte mit Blicken.
    „Ich glaube, vor der
Hinterachse sind frische Schweißnähte. Aber ich komme nicht hin. Jedenfalls ist
die Bodenfreiheit geringer geworden. Das heißt, man hat einen langen, breiten,
aber flachen Behälter angebracht. Ganz sicher bin ich mir nicht. Aber es sieht
so aus.“

    Er richtete sich auf. „Das
bestätigt unsere Vermutung. Dass wir das Heroin beglotzen, ist ja nicht
unbedingt nötig. Getrocknete Sardinen sind bestimmt nicht im Behälter. Wir
wissen Bescheid. Alles andere können wir auf später verschieben, also der
Polizei überlassen.“
    Ringsum wurde gemurmelt.
Jedermann fühlte sich wie ein Rauschgiftfahnder, dem der Fang des Jahres
gelungen ist.
    Gaby äugte argwöhnisch umher
und spitzte die Ohren. Wollte jemand kapitulieren? Die Bedrohung abwenden durch
Preisgabe des Wagens? Nein. So bedroht fühlte sich offenbar niemand. Dass die
Dealer die Burg stürmen würden, war ja nicht zu erwarten.
    Inzwischen neigte sich der Tag.
Schatten füllten den Burghof. Nur noch Bergfried und Türme waren von
Sonnenlicht umhüllt. Die Mehrzahl der Clubler drängte zur Bar.
    Tim und Gaby stromerten umher.
    „Einerseits, Gaby, ist Reinhold
nicht mit Ossinsky identisch. Andererseits passt unsere Heroin-Theorie wie die
Faust aufs Auge. So was ist Ossinskys Job. Großer Rauschgift-Transport! Und der
ahnungslose Döring wird als Bote benutzt!“
    „Wahrscheinlich ist Ossinsky
bei den Typen, die uns belagern. Und Reinbold — tja, gehört der dazu?“
    „Mir geht er auf die Nerven.“
    „Mir auch.“
    „Und er hat mir verdammt
schnell zugestimmt.“
    „Damit es so aussieht, Tim, er
wäre die Unschuld in Person.“
    „Aber wahrscheinlich hat er die
Handys geklaut.“
    „Logo. Denn mindestens einer
innerhalb der Burgmauern ist mit den Dealern im Bunde.“
    „Ich habe Zachwang schon
gefragt, ob ein Unbefugter die Zugbrücke öffnen könnte — nachts. Er sagt nein,
unmöglich. Außerdem würde bei dem Lärm der letzte Penner erwachen.“
    „So oder so — wir halten die
Augen offen. Und wir beobachten Reinbold.“
    Das Abendessen fand statt in
einem Saal, in dem schon die alten Ritter getäfelt hatten. Fassdicke Säulen
trugen die Decke. Die Wandmalerei war echt mittelalterlich. Kerzen brannten.
Die Atmosphäre war toll.
    Tim und Gaby saßen an einem
Vierertisch, wo zwei schöngemalte Damen schon Platz genommen hatten: Eva Zimpe,
die blonde Kommissarin, und Olga Voigt, die rothaarige — ja, was?
    Über ihren Beruf wussten Tim
und Gaby nichts. Aber das erfuhren sie während des sechsgängigen Mahls. Olga
war Tätowiererin. Mit Tätowiernadel und ungiftiger Farbe stach sie ihren Kunden
Bilder und Worte in die Haut. Wie das ging, führte sie vor mit der Gabel am
Rindersteak. Die Kids ließen sie reden, obwohl sie über Tattoos bestens
informiert waren und schon zu tun gehabt hatten mit einem Tätowierer übelster
Sorte.
    „Aber warum ich das erzähle“,
sagte Olga zwischen zwei Happen, „hat einen bestimmten Grund. Das hat nämlich
auch mit Rauschgift zu tun. Ihnen, Eva, ist doch sicherlich der Name Paul
Ossinsky bekannt?“
    Tim und Gaby hielten den Atem
an.
    Eva Zimpe nickte und nahm einen
Löffel Soße. „Nach dem wird immer noch gefahndet. In ganz Europa. Auf seine
Ergreifung sind hohe Prämien ausgesetzt. Aber der Kerl ist wie vom Erdboden
verschluckt.“
    „Den kennen wir auch“, sagte
Gaby. „Und wie wir den kennen! Erst vor wenigen Tagen hätte ihn mein Papi
beinahe erwischt. Bei einer Razzia in unserer Heimatstadt. Mein Papi ist
nämlich auch bei der Kripo. Er...“
    „Sprichst du von Hauptkommissar
Emil Glockner?“, fragte Eva Zimpe verblüfft. Und als Gaby das bestätigte:
„Donnerwetter! Ich kenne deinen Vater zwar nicht persönlich, aber gehört habe
ich von ihm. Er hat in seinem Dezernat eine

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