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Klassenfahrt zur Hexenburg

Klassenfahrt zur Hexenburg

Titel: Klassenfahrt zur Hexenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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körpereigene
Verdauungsbombe in den Hof klatschen ließ.
    „In Ihrem Wagen, Herr Döring“,
sagte Gaby in den Wind, „muss was Wertvolles sein. Und nur Sie wissen — was das
ist.“
    „Nichts. Nicht mal mein Gepäck.
Außerdem schleppe ich keine Kostbarkeiten mit mir rum.“
    „Eine Möglichkeit“, sagte Tim,
„haben wir noch nicht erwogen. Nämlich die: Der Wagen wurde in Chicvillage
gestohlen, war aber am nächsten Tag wieder da. Autodiebe? Nein! Ich vermute
vielmehr, Ihr Wagen, Herr Döring, wird von Verbrechern als Transportmittel
benutzt. Die haben etwas in Ihrem Rover versteckt. Etwas Heikles, etwas
Gefährliches. Sie brauchten einen Dummen, der den Kurier macht und es
herbringt. Und der, falls es gefunden wird — den Sündenbock abgibt. Im neuen
Europa sind zwar die Grenzen keine Grenzen mehr und die Zollkontrollen
entfallen. Aber das heißt zum Glück nicht, dass ab nun jeder Ganove heiße Ware
ungehindert transportieren kann von Südspanien bis Dresden oder umgekehrt.
Nein, im Hinterland der ehemaligen Zollgrenzen sind verdeckte, also getarnte
Fahnder unterwegs und kontrollieren stichprobenmäßig, kontrollieren besonders
Verdächtige und Vorbestrafte. Der Transport heißer Ware ist für Ganeff und Co
immer noch ein Risiko. Und wird’s hoffentlich auch bleiben.“
    Reinbold klatschte sich auf die
Schenkel. „Das ist die Erklärung! Tolle Idee, Tim!“
    „Aber, aber“, mäkelte Döring,
„was soll denn in meinem Wagen verborgen sein? Spionagematerial? Gold?“
    „Schon mal was von Rauschgift
gehört?“, fragte Tim.
    „Rauschgift?“
    „Zum Beispiel Heroin. Das ist
zwar so ungesund, dass man bei längerem Gebrauch dem Tod in die Arme fällt,
aber teuer — ja, teuer ist es vor allem. So teuer — man könnte meinen, es gäbe
nichts Besseres. Verbrecher machen Vermögen damit. Denen ist es wurscht, dass
die Süchtigen daran zu Grunde gehen. Pfui, Spinne! Und was uns jetzt betrifft —
ich bin überzeugt, Herr Döring, in Ihrem Wagen ist eine größere Menge
Rauschgift versteckt. Wahrscheinlich teuerstes Heroin. Etliche Kilo vielleicht.
In der Rauschgiftszene hat das einen Wert von — ach, zig Millionen. Oder noch
mehr! Das wollen die Dealer jetzt haben. Offenbar brauchen sie’s dringend, weil
die Fixer auf dem Trockenen sitzen. Mich wundert nur, dass man Sie erst hier
überfällt, Herr Döring, und nicht schon hinter der Grenze. Wahrscheinlich
wurden Sie während der ganzen Herfahrt beschattet. Haben die Dealer nicht
aufgepasst? Haben sie Ihre Spur verloren? Oder dachte man, hier — in
mittelalterlicher Abgeschiedenheit — sei ein Überfall leichter? Egal! Wir
müssen jedenfalls davon ausgehen, dass wir’s mit Profis zu tun haben. Mit
übelsten Verbrechern. Die werden alles daran setzen, um die Ware zu kriegen.
Denn, wie gesagt, es geht um viel Geld.“
    Gaby nickte. „Tim, du hast
Recht, Das isses.“
    Reinbold hatte sich eine
Zigarette angezündet. „Wenn’s so ist, dann suchen wir das Zeug und schmeißen es
über die Mauer. Und der Spuk hat ein Ende und...“
    Er stockte. Ein peinlicher
Gedanke schlich sich in seine Hauruck-Lösung.
    „...das Heroin kann an die Süchtigen
verteilt werden“, vollendete Gaby. „Leider sind auch Jugendliche auf diesem
miesen Trip — verführt von Dealern, die sie zum Probier’s-doch-nur-mal
überredet haben. Heroin ist der Stoff, aus dem unsägliches Leid erwächst. Auf
keinen Fall, Herr Reinbold, dürfen wir’s den Verbrechern ausliefern. Wir würden
uns mitschuldig machen. Nein, jetzt müssen wir die Belagerung durchstehen. Die
Speisekammern sind sicherlich gefüllt. Und wenn Salmterrine, Krebsrahmsuppe,
Gänseleber und Lammnüsschen ein bisschen eingeteilt werden, bringt uns das
nicht um. Nicht wahr?“
    „Sehr wahr!“, nickte Tim.
    „Ihr habt Recht“, sagte
Reinbold. „Ich hatte nicht zu Ende gedacht. Aber jetzt filzen wir den Wagen.“

15. Tattoo Annabelle
     
    Zwei Hotelangestellte wachten
nun doch auf dem Turm. Alle andern umstanden den Rover.
    Döring begann mit dem Zerlegen.
Tim assistierte. Sie nahmen die Sitze heraus und durchschnüffelten jeden Winkel
des Innenraums. Heroin fanden sie nicht, wohl aber ein — lange vermisstes —
Goldkettchen von Dörings Freundin sowie Staub, drei Büroklammern, Steinsplitt
und eine halbe Zigarette.
    „Fehlanzeige!“ Döring wischte
sich Schweiß von der Stirn.
    „Jetzt brauchen wir eine
Blechschere“, meinte Tim grinsend. „Dann finden wir, was wir suchen.“
    „Du willst doch nicht

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