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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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sich bloß dabei gedacht? Sicher, Catter hatte ihm eingeschärft, dass die Lieferung auf Biegen und Brechen rausgehen musste, aber der Idiot hatte offenkundig den Verstand und jedes Gefühl für Verhältnismäßigkeit verloren.
    Catter sah den hoch gewachsenen Mann mit dem offenen Blick, der ihm gegenüberstand, prüfend an. Catter hatte es schon oft genug mit harten Männern in der Position des Betriebsrats zu tun gehabt, die ihre eigenen Ziele verfolgten. Sie hassten ihn und verabscheuten die Firma und alles, wofür sie stand. Ewart war nicht von dieser Sorte. Er hatte ein warmes Funkeln in den Augen, eine entspannte Rechtschaffenheit, die, wenn man ein bisschen genauer hinsah, eher Ausdruck von Übermut und Humor war als von Wut. – Da hat es wohl ein Missverständnis gegeben, Mr. Ewart, sagte Catter ruhig und mit einem Lächeln, von dem er hoffte, dass es ansteckend wirkte. – Ich werde Mr. Abercrombie die Sachlage erklären.
    – Gut, nickte Duncan und fügte hinzu: – Besten Dank.
    Duncan selbst hatte durchaus etwas übrig für Catter, den er immer als fair und gerecht erlebt hatte. Wenn er die bizarreren Anordnungen von oben durchdrückte, merkte man ihm an, dass es für ihn kein Vergnügen war. Und es konnte auch nicht allzu viel Spaß machen, Knalltüten wie Abercrombie zurückzupfeifen.
    Abercrombie. Was für ein armer Irrer.
    Auf dem Rückweg in die Werkshalle konnte Duncan es sich nicht verkneifen, den Kopf in das von der Halle abgetrennte Kabuff zu stecken, das Abercrombie sein Büro nannte. – Tausend Dank, Tam!
    Abercrombie blickte von den Arbeitsbögen aus Pauspapier hoch, die auf seinem Schreibtisch ausgebreitet waren. – Wofür? fragte er und versuchte überrascht zu tun, wurde aber rot dabei. Er war bedrängt worden, war unter Zeitdruck gewesen und hatte nicht richtig über die Sache mit Birrell nachgedacht. Und damit hatte er dieser Bolschewistenfotze Ewart direkt in die Hände gespielt.
    Duncan Ewart grinste diabolisch. – Für den Versuch, Wullie Birrell an nem Freitagnachmittag nich gehen zu lassen, wo es die Jungs doch in den Fingern juckt, die Arbeit hinzuschmeißen. Tolle Managementleistung. Ich hab’s für dich ausgebügelt und ihm gesagt, dass er gehen kann, fügte er selbstgefällig hinzu.
    In Abercrombies Brust platzte ein kleiner Knoten Hass, der ihm bis in die Finger- und Zehenspitzen fuhr. Ihm wurde heiß und kalt, und er zitterte. Er konnte nicht anders. Dieser Dreckskerl Ewart, für wen zum Teufel hielt der sich? – Noch leite ich diese beschissene Halle! Schreib dir das hinter die Ohren!
    Duncan quittierte Abercrombies Ausbruch nur mit einem Grinsen. – Tut mir Leid, Tam, da kommt schon die Kavallerie angerückt.
    Abercrombie schrumpfte in sich zusammen, nicht weil Duncan das gesagt hatte, sondern weil hinter ihm wie aufs Stichwort Catter mit versteinerter Miene auftauchte. Und was noch schlimmer war, er betrat den kleinen Kasten zusammen mit Convenor Bobby Affleck. Affleck war ein vierschrötiger Bulle von Mann, der schon bei der geringsten Missstimmung eine beängstigende Unbeherrschtheit an den Tag legte. Aber jetzt raste der Convenor vor Zorn, das konnte Abercrombie sofort sehen.
    Duncan grinste Abercrombie an und zwinkerte Affleck zu, ehe er ging und die Tür hinter sich zuzog. Die dünne Sperrholztür bot kaum eine Isolierung gegen die Lautstärke von Afflecks Tobsucht.
    Wie auf ein geheimes Zeichen wurden die Drehbänke und Bohrmaschinen in der Werkshalle eine nach der anderen abgeschaltet, und ihr Getöse machte einem Gelächter Platz, das sich wie plötzliches Frühlingserwachen über den grau gestrichenen Fabrikhallenboden ergoss.

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Billy Birrell
ZWEI LANDPLAGEN ERSTER GÜTE
    Duncan Ewart ließ seinen kleinen Jungen Carl zu einer Count-Basie-Nummer auf der Anrichte tanzen. Elvis war an diesem Wochenende rauf- und runtergespielt worden, und Duncan hatte ganz schön einen sitzen; er war gerade erst aus Fife zurückgekommen, wo Killie und Dunfermline sich die Punkte geteilt hatten. Er und sein Sohn waren jetzt auf gleicher Höhe, und der Junge imitierte seine Tanzbewegungen. Maria kam ins Wohnzimmer und machte mit. Sie schnappte sich den ausgelassenen Jungen von der Anrichte und wirbelte mit ihm durchs Zimmer, während sie sang: – Real royal blood comes in real small amounts, I got two royal pests, I got Carl, I got Duncan …
    Der Junge hatte das gleiche strohblonde Haar wie alle Ewarts. Duncan fragte sich, ob sie Carl, wenn er in die Schule kam, den

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