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Kleine freie Männer

Kleine freie Männer

Titel: Kleine freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gewesen, ein Gespür für die Welt unter dem Traum zu bekommen, aber jetzt stellte sich dieses Gefühl nicht ein. Sie versuchte, sich zu konzentrieren. Der Geruch von Schnee...
    Es war lächerlich, vom Geruch des Schnees zu sprechen. Immerhin war es nur gefrorenes Wasser. Aber Tiffany wusste immer, ob es nachts geschneit hatte, wenn sie erwachte. Schnee hatte einen Geruch wie der Geschmack von Blech. Blech hatte einen Geschmack, allerdings ähnelte er dem Geruch von Schnee.
    Tiffany glaubte zu hören, wie das angestrengte Denken ihr Gehirn knarren ließ. Wenn sie sich in einem Traum befand, so musste sie erwachen. Aber Laufen war sinnlos. In Träumen wurde viel gelaufen. Doch es gab keine Richtung, die... dünn und weiß aussah.
    Sie schloss die Augen und dachte an Schnee, so frisch und weiß wie ein sauberes Laken. Sie konzentrierte sich darauf, ihn unter ihren Füßen zu fühlen. Sie brauchte nur zu erwachen...
    Sie stand im Schnee.
    »Gut«, sagte Rob Irgendwer.
    »Ich habe den Traum verlassen!«, entfuhr es Tiffany.
    »Manchmal is' die Tür im eigenen Kopf«, sagte Rob Irgendwer. »Und jetzt sollten wir uns besser auf den Weg machen!«
    Tiffany spürte, wie sie angehoben wurde. In der Nähe stieg ein schnarchender Roland auf Dutzenden von kleinen blauen Beinen empor, als die Größten unter ihn krochen.
    »Nicht stehen bleiben, bevor wir diese Welt verlassen haben!«, rief Rob Irgendwer. »Und los!«
    Tiffany und Roland glitten über den Schnee, während Gruppen von Größten vorauseilten. Nach ein oder zwei Minuten sah Tiffany zurück und beobachtete, wie sich die blauen Schatten ausbreiteten. Sie wurden auch dunkler.
    »Rob...«, sagte sie.
    »Ja, ich weiß«, erwiderte Rob Irgendwer. »Lauft, Jungs!«
    »Die Schatten sind schnell, Rob!«
    »Auch das weiß ich!«
    Schnee stach in Tiffanys Gesicht. Sie wurden so schnell, dass sich die Bäume in Schemen verwandelten. Der Wald raste vorbei. Aber die Schatten breiteten sich auf dem Pfad weiter vorn aus, und wenn Tiffany durch einen von ihnen stieß, fühlte sie ein wenig Substanz, wie im Nebel.
    Jetzt waren die Schatten hinter ihnen nachtschwarz in der Mitte.
    Die Kobolde ließen den letzten Baum hinter sich zurück, und vor ihnen erstreckte sich das Schneefeld.
    Die Größten stoppten so plötzlich, dass Tiffany fast in den Schnee gefallen wäre.
    »Was ist passiert?«
    »Wohin sind unsere alten Fußspuren verschwunden?«, fragte der Doofe Wullie. »Eben waren sie noch da. Wohin
    jetzt?«
    Die Abdrücke im Schnee, die ihnen bisher den Weg gewiesen hatten, existierten nicht mehr.
    Rob Irgendwer drehte sich um und sah zum Wald. Dunkelheit kräuselte sich wie Rauch darüber und dehnte sich am Horizont aus.
    »Die Königin schickt uns Albträume hinterher«, knurrte Rob. »Da steht uns was Unangenehmes bevor, Jungs.«
    Tiffany sah Gestalten in der sich ausbreitenden Nacht. Sie schlang die Arme fester um Willwoll.
    »Albträume«, wiederholte Rob Irgendwer und wandte sich an Tiffany. »Die möchtest du bestimmt nicht näher kennen lernen. Wir halten sie auf. Lauf du los. Bring dich und deinen Bruder in Sicherheit.«
    »Aber ich weiß doch gar nicht, wohin ich laufen soll!«, erwiderte Tiffany.
    Sie hörte ein schrilles Geräusch, ein insektenartiges Zirpen, und es kam aus dem Wald. Die Kobolde traten näher zueinander. Normalerweise grinsten sie, wenn ein Kampf bevorstand, aber diesmal wirkten sie sehr ernst.
    »Sie is' eine schlechte Verliererin, die Königin«, sagte Rob.
    Tiffany drehte sich um und beobachtete den Horizont hinter ihr. Die brodelnde Dunkelheit war auch dort, wie eine Schlinge, die sich von allen Seiten enger zog.
    Überall gibt es Türen, dachte sie. Die alte Kelda hat gesagt, dass es sie überall gibt. Ich muss eine Tür finden. Aber hier gibt es nur Schnee und einige Bäume...
    Die Kobolde zogen ihre Schwerter.
    »Was für, äh, albtraumhafte Geschöpfe nähern sich uns?«, fragte Tiffany.
    »Wesen mit vielen langen Beinen und riesigen Zähnen und breiten Schwingen und hundert Augen, etwa in der Art«, antwortete der Doofe Wullie.
    »Ja, und noch schlimmere«, sagte Rob Irgendwer und sah zur wachsenden Dunkelheit.
    »Was ist noch schlimmer?«, fragte Tiffany.
    »Normale Dinge, die plötzlich verrückt spielen«, sagte Rob.
    Nach einem Moment der Verwirrung schauderte Tiffany. O ja, sie kannte solche Albträume. Sie kamen nicht oft, aber wenn sie kamen, waren sie schrecklich. Einmal war sie erwacht und hatte gezittert bei der Vorstellung, dass Oma

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