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Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Titel: Kleine Rache zwischendurch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Fritz Müller
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Höflichkeit dieser Menschen kannte sie. Manchmal empfand sie das sogar als unterwürfig.
    »Mein Name ist Achmed Aref.«
    Er lachte: »Klingt ägyptisch, aber ich komme aus Korea.«
    Er lachte noch immer, wartete, ob Julia vielleicht etwas sagen wollte, aber sie schwieg. Dann fuhr er fort: »Oder vielleicht komme ich auch aus Vietnam, wie Sie möchten, Madam.«
    Julia wusste nicht so recht, wie sie sich verhalten sollte. Sie kannte einige Herren aus Ostasien, aber mit diesem hier konnte sie nichts anzufangen. Und das sagte sie ihm auch.
    »Oh, Madam, das wundert mich nicht, kein bisschen, aber ich kläre Sie sofort auf, wenn Sie die Güte haben wollen, mir nur eine Minute zuzuhören. Darf ich hoffen?«
    Sie schenkte ihm das für solche Fälle passende verlegene Lächeln. Er deutete es als weibliche Neugier zu erfahren, was er, der sympathische Exot, ihr zu bieten habe. Doch hinter ihrer Maske arbeitet es. Bisher hatte sie geglaubt, hier sei sie völlig unbekannt, aber das schien ein Irrtum zu sein. Jetzt musste sie unbedingt erfahren, was dieser Vietnamese mit dem arabischen Namen von ihr wusste. Das war möglicherweise lebenswichtig für sie.
    »Bitte«, sagte sie und verbeugte sich, obwohl das überhaupt nicht ihre Art war. Sie nahm sich auch sogleich vor, das nie wieder zu tun.
    »Danke, vielen Dank für Ihre Freundlichkeit. Sie sollen ganz rasch alles erfahren.«
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich ganz plötzlich. Er drehte sich ganz ihr zu, stützte sich mit dem linken Ellenbogen auf das Geländer und schlug die Beine übereinander. Eine völlig untypische Geste für einen Ostasiaten, fand sie. Er sprach jetzt ganz sachlich wie ein Geschäftsmann und auch nicht mehr mit dieser Falsettstimme: »Friedangers Jacht wiegt ungefähr zwanzig Tonnen. Haben Sie nicht Lust, für eine Werft zu arbeiten, deren Schiffe zweihunderttausend Tonnen mindestens verdrängen? Bei entsprechendem Honorar versteht sich.«
    Julias Herz begann zu klopfen. Sie hatte ganz ernsthaft vor, nur noch Frau Getti zu sein. Sie liebte Armin wirklich. Am liebsten hätte sie ihrem Mann sofort alles gestanden. Es wäre ein Schock für ihn gewesen, aber sie hätte dann wieder einmal ihren Schmollmund eingesetzt, um ihn zu besänftigen. Und jetzt stand dieser Mensch neben ihr und zerstörte womöglich ihren Vorsatz. Was er ihr anbot, konnte ein Auftrag sein, aber auch eine Falle. Doch diese Bedenken durfte sie keinesfalls äußern. Wenn sie ihn jetzt fragen würde, ob das eine Falle sei, dann hätte sie sich bereits verraten. Ein Anfängerfehler. Ein zu Unrecht Beschuldigter würde von einem Missverständnis reden, von einem Irrtum, aber nicht von einer Falle. Die Frage nach Sicherheiten war genauso dumm. Darum reagierte Julia gar nicht. Wer sie engagieren wollte, musste den einzigen Zugang zu ihr kennen, den es gab: Julia arbeitete nur auf persönliche Empfehlung.
    Er streckte ihr symbolisch eine Hand entgegen und sagte: »Schlagen Sie ein. Europa ist zu gefährlich für Sie geworden. Es ist gerade noch einmal gut gegangen. Kommen Sie zu uns, wir haben Strukturen aufgebaut, die Sie zuverlässig schützen werden.«
    Sie schwieg. Das hatte sie von Palmer gelernt. Wenn man eine Situation nicht beherrscht, hatte er ihr eingeschärft, dann nützt jedes Wort, das man sagt, nur seinem Gegner.
    »Liebe Frau Julia, wenn ich Ihnen schaden wollte, dann hätte ich das längst getan, und Sie würden nicht hier stehen und das Schauspiel der untergehenden Sonne genießen können. Habe ich nicht recht? Sie haben ausgezeichnet gearbeitet. Wie stets. Deshalb soll ich alles versuchen, alles versprechen, um Sie für uns zu gewinnen.«
    »Sehr interessant«, sagte sie mit einer Stimme, die zu jauchzen schien. »Ich höre schrecklich gern Spionagegeschichten. Es ist doch eine Spionagegeschichte, oder?«
    Er ging nicht darauf ein. Die Sonne stand bereits tief. Es wurde kühl.
    »Sollten wir uns nicht in ein Lokal zurückziehen?«, schlug er unsicher vor.
    Julia nickte: »In meinem Hotel gibt es eine Bar. Sie soll recht gemütlich sein. Mein Chauffeur wird mich hinfahren.«
    Eine halbe Stunde später betrat Julia die Hotelbar. Sie hatte noch nie eine so große Bar gesehen. Erst dachte sie, das könne doch unmöglich gemütlich sein. Noch während sie sich zweifelnd umschaute, nahm ihr ein Angestellter des Hauses die Visitenkarte Achmed Arefs ab und geleitete sie zu einer der vielen Nischen, die mit schweren Vorhängen vor fremden Einblicken geschützt waren. Zu Julias

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