2259 - Tod von den Sternen
Tod von den Sternen
Terraner und Gurrads – sie treffen auf das seltsame Volk der Cortezen
von Horst Hoffmann
Auf Terra und den von Menschen besiedelten Planeten schreibt man das Jahr 1333 NGZ. Der Experimentalraumer RICHARD BURTON ist unter dem Kommando des Aktivatorträgers Reginald Bull auf großer Fahrt: Trotz eingeschränkter technischer Möglichkeiten und eines enormen Aufwandes an Energie, Geräten und Personal fliegt das Schiff in die Große Magellansche Wolke.
Von hier aus bedroht eine nur dem Namen nach bekannte Geistesmacht die Erde: Gon-Orbhon, der schlafende Gott, der Gott der Zerstörung.
Als Feind der Technik entwickelt er sich durch seinen Propheten Carlosch Imberlock und ein Heer fanatischer Anhänger - darunter Selbstmordattentäter - zur Bedrohung ganz Terras. Um ihn zu stoppen, müssen die Menschen das Übel an der Wurzel packen.
In der Großen Magellanschen Wolke stößt Reginald Bull auf einen von ungeheuerlichen Vernichtungswaffen geschützten Sternennebel. Die RICHARD BURTON dringt in den „Tarantelnebel" vor...
Und auf einer kleinen, unbedeutenden Welt dieses Nebels träumt derweilen einer ihrer Bewohner vom TOD VON DEN STERNEN …
Die Hauptpersonen des Romans:
Reginald Bull - Der Expeditionsleiter der RICHARD BURTON befiehlt einen Reparaturstopp.
Jan Shruyver - Der Psychologe mit Neigung zu altertümlichem Geschmack muss sich beweisen.
Gucky - Der Ilt sehnt sich auf intensive Weise nach Verlorenem.
Jerofe Gangan Ouwmar - Der Corteze ist tatsächlich ein kleiner Feigling.
1.
Notizen eines Feiglings Ein großes Schiff wird von den Sternen kommen, eine riesige Kugel, die die Sonne verdunkelt. Es wird landen, und aus ihm werden schreckliche Wesen steigen, die Tod und Verderben bringen. Es wird so fürchterlich sein, dass ich gar nicht daran denken will. Aber ich muss, denn ich habe es geträumt. Und was ich träume, wird immer wahr.
Ich kann es auch keinem sagen, denn keiner glaubt mir.
Alle zeigen auf mich und rufen: „Fort von uns, Ouwmar!" Sie nennen mich einen Feigling. Das Schlimme daran ist, dass sie Recht haben. Sie haben mich aus der Stadt gejagt, denn ich passe nicht mehr nach Tragolfir. Ich bin nicht mehr produktiv. Ich kann aber nicht mit anderen Cortezen zusammenarbeiten, weil ich Angst habe, etwas falsch zu machen (und das tue ich immer). Ich habe Angst vor allem außer vor Anila.
Aber sie ist in der Stadt, und ich bin hier draußen in der Wildnis.
Ich habe Angst vor der Wildnis.
Am meisten aber fürchte ich mich vor meinen Träumen. Ich träume nicht jede Nacht, aber wenn, dann sind die Träume heftig. Manchmal schön, aber manchmal auch so wie der von letzter Nacht. Es war furchtbar!
Dorome Jefuss Belvar, bei dem ich Hilfe gesucht habe, hat mir geraten, mich meiner Angst zu stellen.
Das ist natürlich unmöglich, davor habe ich viel zu viel Angst. Aber er hat auch gesagt, dass ich anfangen solle aufzuschreiben, was mich quäle. Er könne daraus vielleicht ein Buch machen, um anderen zu helfen. Damit hätte ich dann einen Beitrag für das Wohl der Gemeinschaft geleistet und würde wieder Punkte bekommen, und die Alten würden mich vielleicht wieder nach Tragolfir zurückkehren lassen.
Ich habe damit begonnen, wenigstens meine Träume niederzuschreiben, obwohl ich Angst davor habe, es hinterher lesen zu müssen. Denn so wird es geschehen, es ist immer so.
Das Himmelsschiff wird landen. Die furchtbaren Kreaturen werden aussteigen und uns den Tod bringen, da nützen denen, die mich verstoßen haben, auch ihre hohen Mauern nichts. Meine Träume werden immer wahr.
Mit Anila könnte ich darüber reden, aber ich darf nicht zu ihr. Ich bin nicht der Erste, den die Alten verstoßen haben, weil er für die Gemeinschaft überflüssig geworden ist.
Am liebsten würde ich laut schreien, aber ich habe Angst, dass mich ein wildes Tier hört und frisst. Die Alten haben Recht. Ich bin ein Feigling und nichts wert. Deshalb werden sie und alle Cortezen sterben. Es ist furchtbar, aber ich kann es nicht ändern.
Großer Zing, der du alles siehst und hörst, hilf mir! Du bist doch allmächtig. Ich bin nur ein Feigling, aber auch für Feiglinge muss doch Platz sein in deinem großen Herzen!
Du antwortest nicht. Nicht einmal du redest mit einem Feigling. Du hast mich nur 23 Sommer alt werden lassen. Vielleicht werde ich im nächsten Leben keine Angst mehr haben. Aber ich habe Angst davor, dass ich auch dann ein Feigling bleibe.
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