Kleiner Werwolf - Funke, C: Kleiner Werwolf
Scheinwerferlicht der vorbeifahrenden Autos spiegelte sich auf dem nassen Asphalt.
Motte hob den Kopf und schnupperte. Der Regen roch sehr gut. Er streckte die Zunge raus und fing die Tropfen auf.
Frau Pruschke guckte auf ihn hinunter und stieß einen spitzen Schrei aus. »Du meine Güte! Schultze, du siehst ja wirklich wie ein kleiner Wolf aus. Wo ist das Amulett?« Schnell griff sie in ihre Tasche. Als sie das scheußliche Ding herauszog, wich Motte bis zur Museumstür zurück.
»Es ist heiß«, sagte er mit rauer Stimme.
»Heiß?« Frau Pruschke rieb das Amulett zwischen den Fingern. »Ist es nicht. Aber gut, wir sollten wohl besser erst mal zu meinem Auto gehen. Hier oben kann uns jeder sehen.« Nervös guckte sie sich um. »Schultze, du setzt dir am besten deine Kapuze auf. Aber zieh sie dir tief übers Gesicht, ja?«
Motte nickte. Sein Herz raste und beruhigte sich erst, als das Amulett wieder in Frau Pruschkes Tasche verschwunden war.
Eilig liefen sie die Treppe hinunter. Motte nahm immer drei Stufen gleichzeitig.
»Was ist mit Faulwetter?«, rief Lina. »Riechst du ihn?«
Motte schnüffelte, aber alles, was er roch, war ein Stand mit heißen Würstchen unten am Fuß der Treppe. Der Geruch übertönte alle anderen.
»Ich brauch Würstchen«, sagte er. »Mindestens vier.«
»Kriegst du aber nicht«, sagte Lina. »Du weißt doch genau, was in dem Buch gestanden hat. Kein Fleisch.« Sie zog ihn am Ärmel weiter.
Motte knurrte. Ein ganz kleines bisschen bleckte er sogar die Zähne.
»Du liebe Güte«, sagte Frau Pruschke. »Wenn du das noch mal machst, Schultze, nehmen wir dich an die Leine. Kommt, wir müssen über die Straße. Mein Auto steht dahinten.« Sie warf einen Blick zum Himmel. »Warum, um Gottes willen, muss es auch ausgerechnet heute so früh dunkel werden?«
Es dauerte ewig, bis sie über die Straße kamen. Als sie endlich auf der anderen Seite standen, war Motte schwindelig vom Lärm und schlecht vor Hunger. Schnell griff er in die Jackentasche und stopfte sich etwas in den Mund.
»He, was hast du da?« Lina hielt seine Hand fest und griff in seine Tasche. »Hundekekse!«, rief sie. »Nun bist du wirklich verrückt geworden. Der Kerl frisst Hundekekse.«
»Na und?« Wütend sah Motte sie mit seinen goldgelben Augen an. »Ich hab Hunger. Ganz schlecht ist mir schon davon. Und ihr wollt mir nicht mal ’n Würstchen kaufen. Wär’s dir lieber, ich fress den Dackel da?«
Lina und Frau Pruschke wechselten einen höchst besorgten Blick.
»Ich würde sagen, Alarmstufe Rot«, sagte Lina. »Ist es noch weit bis zu Ihrem Auto?«
Frau Pruschke schüttelte den Kopf. »Die nächste Seitenstraße.«
Sie drängten sich durch die Menschenmassen, die aus den Büros und Geschäften quollen. Das Durcheinander der Gerüche war nicht auszuhalten. Motte hielt sich die Nase zu. Pelzig fühlte sie sich an.
»Zieh deine Kapuze tiefer!«, zischte Lina ihn an. »Und guck auf den Gehsteig. Deine gelben Augen leuchten wie Scheinwerfer.«
Motte gehorchte. Ganz tief zog er den Kopf zwischen die Schultern. Die vielen Menschen machten ihn wild. Er wollte laufen, immer schneller, weit weg von hier, bis er wieder atmen konnte. Endlich zog Frau Pruschke sie in eine kleine Nebenstraße. Plötzlich waren sie allein.
»Da vorn«, stellte sie erleichtert fest, »an der Ecke, das ist mein Auto.«
»Sie haben die Scheinwerfer angelassen«, sagte Lina.
»Oh, tatsächlich«, rief Frau Pruschke. »So ein Ärger!« Hastig schloss sie den Wagen auf und klemmte sich hinters Steuer. »Er springt nicht an!«, rief sie verzweifelt.
Motte guckte hinauf zum Himmel. Die Wolkendecke war aufgerissen und da war er endlich – der Mond. Blendend hell leuchtete er auf ihn herunter.
Motte legte den Kopf in den Nacken und heulte.
»Mein Gott!«, rief Frau Pruschke. »Mach das nie wieder, hörst du? Das Blut ist mir in den Adern gefroren.«
Motte antwortete nicht. Er schnüffelte und sog die kalte Luft ein. »Ich riech ihn wieder«, sagte er. »Faulwetter. Er muss hier in der Nähe sein.«
»Auch das noch!«, stöhnte Frau Pruschke. »Gut, gut, nur die Nerven bewahren. Mein Auto springt nicht an und ich steh mit einem kleinen Werwolf hier im Mondschein rum. Macht alles nichts.« Sie fuhr sich durch ihr wohlfrisiertes Haar. »Ich glaube, ich ruf uns ein Taxi. Ja, das mach ich. Wo ist mein Handy?«
Nervös wühlte sie in ihrer Handtasche. »Setzt ihr euch solange ins Auto.«
Lina zog Motte mit sich und schubste ihn auf den
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